Immer wieder hatte Helmine Buchsbaum, Stadträtin in Nürnberg, ihren Kolleginnen und Kollegen von der CSU-Fraktion von ihrer Banater Heimat erzählt. Die Banater Schwaben sind in Nürnberg dank des Kreisverbands der Landsmannschaft und des Hauses der Heimat Nürnberg gegenwärtig. So entstand der Wunsch, gemeinsam mit Helmine nach Temeswar zu reisen, die von sich sagt, sie trage „Temeswar im Herzen“, auch wenn sie längst in Nürnberg zuhause ist.
Die Reise stand unter dem Motto der Spurensuche: Auf den Spuren der Banater Schwaben, der Kulturhauptstadt Temeswar im Jahr 2023, aber auch auf der Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Nürnberg und Temeswar. Mit Hilfe des Reiseveranstalters Norbert Stadler, ein ehemaliger Schulfreund von Helmine, wurde ein entsprechendes Programm zusammengestellt.
Im Gespräch mit dem Abgeordneten der deutschen Minderheit im Rumänischen Parlament Ovidiu Ganț erfuhren die Nürnberger Politiker einiges über deren Geschichte und gegenwärtige Situation in Rumänien und speziell im Banat sowie über das Zusammenleben der Nationalitäten. Im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus zeigte Helmut Weinschrott den Gästen das AMG-Haus als Veranstaltungsort und Treffpunkt und führte sie durch das Seniorenheim.
Eine ausgiebige Stadtführung mit Dr. Claudiu Călin, inklusive der Besichtigung des St-Georg-Doms, der serbischen und der rumänischen Kathedrale, brachte den Nürnberger Besuchern die Stadtgeschichte und die konfessionelle Vielfalt näher. Über die Leuchtkraft der Kulturhauptstadt, die durch ein umfangreiches Kulturprogramm zahlreiche Gäste angezogen hatte, informierte die Vizebürgermeisterin Paula Romocean. Als besonderes Erlebnis blieb den Gästen das Opernhaus in Erinnerung, das der Intendant des Deutschen Staatstheaters Lucian Vărşăndan ihnen als multikulturelles Mehrspartenhaus vorstellte. Während der Führung kam auf dem Opernbalkon auch die hier verlesene „Proklamation von Temeswar“ zur Sprache. Abends stand das Musical „Dschungelbuch“ im Deutschen Theater auf dem Besuchsprogramm.
Über den Mikrokosmos und die Spuren der einst großen deutschen Minderheit gab der Besuch der Lenauschule Aufschluss. In der Redaktion der Banater Zeitung informierte Chefredakteur Siegfried Thiel über die einmal wöchentlich erscheinende ADZ-Beilage und über die Sendung in deutscher Sprache von Radio Temeswar sprach Redakteurin Astrid Weisz. Auch der Schulkomplex der Notre-Dame-Schwestern in der Josefstadt – wo Helmine Buchsbaum und Norbert Stadler die ehemaligen Allgemeinschule Nr. 8 besucht hatten – fand reges Interesse.
Die viertägige Reise bot den Besuchern viel Raum für eigene Eindrücke und Erkundungen, nicht zuletzt über die Stimmung in der Stadt, den Josefstädter Markt, die Gastfreundschaft und „gute Kulinarik“, wie einer der Stadträte es formulierte. Besonders beeindruckt zeigten sie sich über die Sauberkeit, das viele Grün, aber auch über die multikulturelle und religiöse Vielfalt, die in der Stadt seit Jahrhunderten als „friedliches und tolerantes Nebeneinander“ funktioniert. Die Reise der Stadträte soll nicht ohne Folgen bleiben. „Wir werden den Kontakt mit dem Bürgermeister Dominic Fritz weiter vertiefen und nach gemeinsamen Vorhaben suchen“, ist ein Fazit der Delegation des Nürnberger Stadtrats.