Am Fuße des Sindelfinger Goldbergs strahlt ein neu restauriertes Gebäude: das Haus der Donauschwaben. Die gehissten Flaggen vor dem Haus deuteten auf ein besonderes Ereignis hin: Am diesem 9. Mai fand im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen eine festliche Veranstaltung anlässlich zweier bedeutender Jubiläen statt: 70 Jahre Patenschaft des Landes Baden-Württemberg sowie 60 Jahre Patenschaft der Stadt Sindelfingen über die Landsmannschaft der Donauschwaben aus Jugoslawien. Mehr als 100 Gäste wurden mit Sekt herzlich empfangen, um dieses Ereignis zu würdigen.
Die Feierlichkeiten begannen mit einer Festrede des Vorsitzenden Raimund Haser, MdL, der alle Anwesenden begrüßte. Besonders hervorgehoben wurden die prominenten Gäste, darunter Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer, Innenminister Thomas Strobl sowie Vertreter des Innenministeriums, der Stadt Sindelfingen, die Bundes- und Landesvorsitzenden der vier donauschwäbischen Landsmannschaften: der Ungarndeutschen, der Sathmarer Schwaben, der Banater Schwaben und der Donauschwaben aus dem ehemaligen Jugoslawien und weiterer donauschwäbischer Institutionen nahmen teil. Seitens der Banater Schwaben waren Peter-Dietmar Leber (Bundesvorsitzender der Banater Schwaben) mit Gattin, Christine Neu (stellvertretende Bundesvorsitzende der Banater Landsmannschaft) sowie Richard Jäger (Landesvorsitzender der Banater Schwaben von Baden-Württemberg) zugegen. Anwesend war auch Günther Friedmann, der Vorsitzende des Heimatverbandes der Banater Berglanddeutschen, der sich im Haus engagiert. Auch weitere Banater Schwaben waren der Einladung zu diesem einmaligen Festakt gefolgt.
Raimund Haser stellte das neu restaurierte Haus vor und lobte die Bereitschaft zur Sanierung dieses Hauses seitens der Stadt Sindelfingen und des Landes Baden-Württemberg. Er bedankte sich bei Stadt und Land für die bereitwillige Unterstützung. Der finanzielle Beitrag beläuft sich auf mehr als zwei Millionen Euro. Der Oberbürgermeister der Stadt sowie auch Gemeinderatsmitglieder aus verschiedenen Fraktionen der Stadt nahmen diese Danksagungen entgegen, obwohl einige Fraktionen damals bedauerlicherweise dagegen gestimmt hatten. Heute ist man stolz auf diese Errungenschaft und hofft auf ein intensives Beleben dieses gut ausgestatteten Hauses.
Im Anschluss richtete der Oberbürgermeister der Stadt Sindelfingen Bernd Vöhringer das Wort an das Publikum. In seiner bewegenden Rede betonte er die jahrzehntelange Freundschaft zwischen Sindelfingen und den Donauschwaben. Das Donauschwabenhaus in Sindelfingen entstand mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland, des Landes Baden-Württemberg, der Stadt Sindelfingen und der Donauschwaben. Die Grundsteinlegung fand am 26. April 1969 statt, die Einweihung am 6. November 1970. Er unterstrich, dass die Donauschwaben stets ein integraler Bestandteil des kulturellen und traditionellen Lebens der Stadt gewesen seien und bekräftigte die Freude über die zukünftige Zusammenarbeit im neu renovierten Haus der Donauschwaben.
Der Innenminister von Baden-Württemberg Thomas Strobl hob die gute Beziehung des Landes zu den Donauschwaben hervor und beschrieb, wie sich diese von einer Patenschaft, die beim großen Heimattreffen am 11. September im Jahre 1954 in Esslingen am Neckar übernommen wurde, zu einer engen Partnerschaft entwickelte. Er verwies auf die kontinuierliche Unterstützung durch das Land und betonte, dass diese Partnerschaft auch künftig fortgeführt werde.
Ein wissenschaftlicher Höhepunkt der Feier war der Festvortrag von Dr. habil. Mathias Beer vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen. Unter dem Titel „dass die donauschwäbischen Organisationen zusammenfinden müssen“ präsentierte er bislang unbekannte Dokumente zur Entstehung der Patenschaft vor 70 Jahren. Dieser Beitrag wurde als bedeutende akademische Bereicherung gewürdigt.
Eine Einführung in die neugestaltete Dauerausstellung gab Dr. Hertha Schwarz, eine gebürtige Sackelhauserin, die zweite stellvertretende Vorsitzende des Hauses. Sie beschrieb den Aufbau der Ausstellung, die sie mitkonzipiert hat. Deren Ziel ist es, auch den nachfolgenden Generationen einen Einblick in die Herkunft und das Leben der Donauschwaben zu gewähren. Anschließend bestand die Möglichkeit, die Ausstellung zu besichtigen und Fragen an Dr. Schwarz zu richten, was rege genutzt wurde. Die Ausstellung weckte großes Interesse bei den Anwesenden.
Musikalische Intermezzi umrahmten den Festakt. Musikstücke wie das Andante aus dem Klaviertrio in d-Moll von Mendelssohn Bartholdy, der Ungarische Tanz in D-Dur von Brahms, das Menuett aus Beethovens Klaviertrio in c-Moll und zuletzt das Rondo aus Haydns Klaviertrio in G-Dur, gespielt von den Künstlerinnen: Katja Rhode-Paulisch (Violine), Lisa Wohlfarth (Violoncello) und Albertina Song (Klavier) verliehen dem Festakt einen zusätzlichen Glanz.
Der offizielle Teil klang mit einem geselligen Beisammensein aus, bei dem die Gäste bei Speisen und Gesprächen über aktuelle Themen der Donauschwaben ins Gespräch kamen.
Die Veranstaltung endete mit großer Zuversicht: Man blicke dankbar auf die gelungene Feier zurück und freue sich auf weitere Anlässe, die die lebendige Kultur und die Zusammenarbeit der Donauschwaben mit Baden-Württemberg und Sindelfingen feiern. Dieses Jubiläum unterstreicht einmal mehr, wie wichtig die Bewahrung der gemeinsamen Wurzeln für die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft sind.