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Wertvolle Arbeit in Forschung und Lehre - Forum Landsmannschaften am IdGL Tübingen

Im Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen: Jürgen Harich, Peter-Dietmar Leber, Dr. Daniela Simon, Joschi Ament und Prof. Dr. Reinhard Johler Foto: IDGL Tübingen

Auf Einladung von Prof. Dr. Reinhard Johler, Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, und PD Dr. Daniela Simon, der Geschäftsführerin des Instituts, fand am 21. März das diesjährige „Forum Landsmannschaften“ statt. Seitens der donauschwäbischen Landsmannschaften nahmen deren Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber (Banater Schwaben), Jürgen Harich (Donauschwaben aus dem ehemaligen Jugoslawien) und Joschi Ament (Deutsche aus Ungarn) teil. Auch der langjährige Geschäftsführer des Instituts, Dr. Mathias Beer, war zur Sitzung eingeladen.
Das „Forum Landsmannschaften“ ist im Bereich der Forschungsinstitute, die sich mit der Geschichte und Kultur der Deutschen im Osten beschäftigen, eine singuläre Einrichtung. Hier informiert das Institut über seine Arbeit in ihrer ganzen Breite von Forschung und Lehre, berichtet über Kooperationsprojekte, die Entwicklung des Archivs, Stipendien, Personal und vieles mehr. Die Landsmannschaften ihrerseits tragen Schwerpunkte und neue Entwicklungen ihres Wirkens in Deutschland und in den Herkunftsregionen vor, informieren über konkrete Projekte. Aufgrund ihrer Geschichte sind die drei Landsmannschaften verschieden aufgestellt. Alle drei sind jedoch darum bemüht, Kultur und Brauchtum ihrer Gruppe zu pflegen und zu vermitteln sowie den Kontakt in die Heimatregion aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus, und das nehmen die Tübinger Wissenschaftler wahr, sind neue Gemeinschaften in Deutschland und in bestimmten Regionen anderer Länder (Entre Rios in Brasilien) entstanden, die auf den einstigen Ethnien im Südosten basieren, aber sich weiterentwickelt haben. So wurde bei diesem Treffen über die Möglichkeit einer Studie zum Thema „Gruppenbildung und Gruppenbewusstsein bei den Donauschwaben bzw. Banater Schwaben in Deutschland“ diskutiert.
Das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen wird 2027 den 40. Jahrestag seiner Gründung feiern. Die Wissenschaftler, die heute am Institut arbeiten, kommen nur noch vereinzelt und bald vielleicht gar nicht mehr aus den Reihen der Donauschwaben. Weniger die Herkunft, als zunehmend das Interesse für die Geschichte der Deutschen im Südosten und der vielfältigen Region führt heute junge Leute an das Institut. Es ist gut in der Welt der Wissenschaft vernetzt, veröffentlicht viel auf Englisch, stellt Veröffentlichungen online, sammelt und erschließt Archive, zieht Studenten, Doktoranden und Wissenschaftler an. Im vergangenen Jahr wurde zum zweiten Mal am Institut ein Sommerseminar mit 14 Studenten aus Serbien, Kroatien, Ungarn, Rumänien, Bosnien durchgeführt. Es fand im Rahmen des von der Baden-Württemberg Stiftung geförderten Projekts „Häfen an der Donau“ statt. An der Veranstaltung nahmen auch Dozenten aus Serbien teil, wodurch die gute Zusammenarbeit mit der Universität Novi Sad weiter vertieft wurde. Im Mittelpunkt des Seminars standen die unterschiedlichen Konzepte des Donauraums sowie die integrative Kraft der Donau für Politik, Wirtschaft und Kultur. Neben thematischen Panels zur Geschichte und Infrastruktur einzelner Donauhäfen stand eine Exkursion nach Ulm und der Besuch des Donauschwäbischen Zentralmuseums auf dem Programm. Das Seminar bietet die Möglichkeit zur Nachwuchsförderung im Bereich der donauschwäbischen und mittel- und südosteuropäischen Geschichte und Kultur.
In diesem Jahr werden am Institut zwei Stellen (Nachfolge Dr. Fata und Nachfolge Dr. Beer) ausgeschrieben. Das Land Baden-Württemberg als Träger erkennt die Expertise des IdGL an.
Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vergibt das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL) Stipendien für einen befristeten Forschungsaufenthalt in Tübingen. Voraussetzung für eine Förderung ist ein konkretes wissenschaftliches Forschungsvorhaben, das sich mit Themen und Fragen beschäftigt, die dem Forschungsprogramm des IdGL entsprechen. Besonderes Interesse besteht an Projekten aus den Bereichen der Geschichte von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, der Literatur-, Politik- und Kulturwissenschaft zu den Themen Migration, Minderheit, Erinnerung mit einem vergleichenden und grenzüberschreitenden Ansatz, die die Wechselbeziehungen zwischen Südosteuropa und den Auswanderungsgebieten der deutschen Minderheit in den Blick nehmen. Über die Forschungsergebnisse hinaus soll das Projekt Perspektiven für die weitere Zusammenarbeit mit dem IdGL in den Bereichen Forschung, Lehre, Dokumentation und Wissensvermittlung eröffnen. Die genauen Anforderungen und Leistungen sind auf der Internetseite des Instituts zu finden. Hier können zahlreiche digitalisierte Publikationen der Institutsmitarbeiter eingesehen werden, hier findet man einen ersten Einblick in die Archivarbeit. Die Vertreter der Landsmannschaften waren sich einig, dass hier eine wertvolle Arbeit in Forschung und Lehre geleistet wird, wofür sie der Leitung, dem gesamten Team und dem Patenland Baden-Württemberg für die Förderung dieser Einrichtung dankten.