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Fast jede Familie war betroffen - Gedenkveranstaltung des Landesverbandes Bayern und des Kreisverbandes München

Im Parkfriedhof in München-Untermenzing fand die Gedenkveranstaltung des Landesverbandes Bayern und des Kreisverbandes München statt. Foto: Nikolaus Dornstauder

Der Landesverband Bayern und der Kreisverband München veranstalteten am 12. Januar eine Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag seit der Deportation der Banater Schwaben in die ehemalige Sowjetunion im Parkfriedhof in München-Untermenzing. Die Gedenkfeier wurde um 14 Uhr bei der Gedenktafel der Banater Schwaben für die Opfer der beiden Weltkriege, der Verschleppungen in die Sowjetunion und in die rumänische Bărăgan-Steppe sowie für die Verstorbenen in der alten Heimat mit dem Musikstück „Näher mein Gott zu dir“, gespielt von der Blaskapelle der Original Banater Dorfmusikanten, eröffnet.

Drei Fahnenabordnungen sorgten für den feierlichen Rahmen: die Fahnenabordnung des Kreisverbandes München mit den Fahnenträgern Erwin Spick und Michael Klaus, die Fahnenabordnung der Tanzgruppe Augsburg mit den Trägern Raimund Schuld, Nikolaus Hein und Arthur Schmidt und die Fahnenabordnung der HOG Sanktmartin mit den Trägern Nikolaus Sandtner und Walter Jung.

Nach einer Begrüßung durch Bernhard Fackelmann, dem Vorsitzenden des Kreisverbandes München, wandte sich Harald Schlapansky, der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern unserer Landsmannschaft, an die ca. 70 Versammelten. In seinem Grußwort wies er darauf hin, dass von den damals zur Zwangsarbeit Verschleppten nur noch wenige leben. Zeitzeugen sind nur noch die vor der Deportation geborenen Kinder, die damals meistens bei den Großeltern oder Verwandten zurückbleiben mussten. Fast jede Familie der Banater Schwaben war von der Verschleppung in die damalige Sowjetunion betroffen und selbst nach drei oder vier Generationen ist dieses Trauma nach wie vor in uns präsent und nicht vergessen. Zeit ihres Lebens leiden die Kinder der Deportierten unter diesem erlebten Trauma, daher traf 2020 die rumänische Regierung die richtige Entscheidung, dieses Unrecht anzuerkennen und in Form von monatlichen Entschädigungszahlungen, auch an die heute in Deutschland lebenden Kinder Deportierter, zu kompensieren. Wieder gut machen jedoch, kann man das nicht. Er wies darauf hin, dass die Bayerische Beauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Dr. Petra Loibl zusammen mit weiteren vier Beauftragten für Aussiedler, Spätaussiedler und Vertriebenen anderer Bundesländer dazu aufrief, im Jahr 2025 der Ereignisse von vor 80 Jahren zu gedenken und das Schicksal der von Flucht und Deportation Betroffenen zu würdigen, sich ihres Leidens zu erinnern und Lehren für die Zukunft daraus zu ziehen. Abschließend dankte er dem Kreisverband München und den Original Banater Dorfmusikanten München sowie allen teilnehmenden Landsleuten für die Gastfreundschaft, für die organisatorischen und logistischen Vorbereitungen und allen Anwesenden für ihre Teilnahme an dieser Gedenkstunde und bat, eine Gedenkminute für alle Opfer der Verschleppung vor 80 Jahren zu halten.

Der Vorsitzende des Kreisverbandes München gab im Anschluss einen Überblick über die geschichtlichen Ereignisse von vor 80 Jahren, die er in seinem Buch „Dämmerung – 23 August 1944“ dokumentiert hat und darüber, was nach der Rückkehr geschah. Er erwähnte dabei auch die Rolle des Roten Kreuzes, vor allem den Einsatz der schwedischen Institution in jener Zeit der Verschleppung. Des Weiteren wies er darauf hin, dass kein anderes Land in Europa außer Rumänien Betroffene und deren Kinder für diese grauenhafte Tat und deren Folgen entschädige. Dafür gebühre dem rumänischen Staat Dank. Am Ende seiner Rede forderte er die Anwesenden auf, gemeinsam für die Verstorbenen ein Vaterunser zu beten. Unter dem Klang des Liedes „Ich hatte einen Kameraden“ folgte die Niederlegung der beiden Kränze an der Gedenktafel: einer seitens des Landesverbands Bayern und einer des Kreisverbandes München. Das „Großer Gott wir loben dich“, gespielt von der Blaskapelle beendet die feierliche Veranstaltung.

Von Seiten der Landsmannschaft nahmen als Gäste an der Gedenkveranstaltung teil: Jakob Lenhardt, Kreisvorsitzender Fürstenfeldbruck/Dachau/Starnberg und Stv. Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben, Ramona Sobotta, Stv. Landesvorsitzende und Leiterin der Tanzgruppe Augsburg, Nikolaus Dornstauder, Stv. Landesvorsitzender und Stv. Vorsitzender der HOG Lenauheim, Ewald Buschinger, Stv. Landesvorsitzender und Leiter der Tanzgruppe Ingolstadt, Regine Marmann, Stv. Landesvorsitzende und im Vorstand des Kreisverbandes Nürnberg und der HOG Deutsch-Stamora, Gabriele Zimmermann und Martina Lenhardt aus dem Landesvorstand sowie Johann Noll aus dem Landesvorstand und auch Kreisvorsitzender Altötting.

Im Anschluss an die Veranstaltung gab es ein gemütliches Beisammensein bei Kaffee, Getränken und Kuchen im Pfarrheim St. Martin. Auch hier wurde in anregenden Gesprächen der Ereignisse von vor 80 Jahren gedacht und Erinnerungen ausgetauscht. Die Gedenkveranstaltung wurde durch das Kulturwerk Banater Schwaben e.V. aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.