Mehr als 100 Banater Schwaben und Spaichinger zeigten ihre Anteilnahme an der vom Kreisverband der Banater Schwaben organisierten Gedenk- und Erinnerungsveranstaltung zur Russlandverschleppung am 12. Januar im Spaichinger Haus der Musik und Heimatkultur.
80 Jahre sind nun vergangen, seitdem dieses traurige und schmerzhafte Kapitel der Banater Geschichte seinen Anfang nahm. Zum ersten Mal waren bei dieser regelmäßig stattfindenden Gedenkfeier keine Mitglieder der Erlebnisgeneration der Verschleppten mehr dabei. Dass aber deren Kinder, Enkelkinder, Nichten, Neffen und Verwandten das Leid und Unrecht dieser schrecklichen Tage nicht vergessen möchten, zeigte das große Interesse der Anwesenden, die alle persönliche Erinnerungen und Gedanken an dieses historische Ereignis mitbrachten und sich mit anderen Betroffenen rege austauschten.
„Wir gedenken all jener, die unter diesen unmenschlichen Bedingungen ihr Leben lassen mussten, aber auch jener, die trotz allem die Rückkehr in die Heimat erleben durften und uns Zeugnis über diese Zeit ablegten. Ihr Mut und ihre Stärke bleiben uns Mahnung und Verpflichtung zugleich“ sagte der KV-Vorsitzende Heinz Franzen in seiner knappen Begrüßung, in welcher er mehrere Vertreter von Heimatortsgemeinschaften, Kreisverbänden, den stellvertretenden Bürgermeister Spaichingens Werner Reisbeck sowie den Vorsitzenden der Landsmannschaft der Donauschwaben und Vorsitzenden des Weltdachverbands der Donauschwaben Jürgen Harich willkommen heißen konnte.
Mit dem Doppelterzett „Dort, wo der stille Garten liegt“, fand Dirigent Erich Meixner mit Mitgliedern des Darowaer Kirchenchores den richtigen Ton für den Einstieg in eine getragene und andachtsvolle Gedenkstunde.
Den Vortrag mit historischen Hintergründen und den Umständen der Verschleppung unter dem Motto „Die Vergangenheit muss reden“ übernahm Richard Wagner. Der Bildvortrag mit Malereien und Graphiken bekannter Banater und Rumäniendeutscher Künstler wie Stefan Jäger, Viktor und Julius Stürmer und Stefan Gnandt, verstärkt mit einem Aufsatz von Josef Hornyatschek („Es war der traurigste aller Trauerzüge“) und einem Gedicht von Mathias Kandler („Erinnerung an Lager 1015“) konnten die Intensität dieser verhängnisvollen Jahre komprimiert vermitteln. Wagner berichtete auch über die Willkür des Lagerlebens, die Gefangenschaft in verlausten Baracken, den Hunger, die Kälte und die Bedeutung des Erinnerns an das geschehene Leid, welches er von vielen Familienangehörigen und befreundeten Landsleuten aus erster Hand erzählt bekommen hatte.
Ebenso erlebnisnah und unter die Haut gehend war im Anschluss der Zeitzeugenbericht des Hatzfelders Josef Koch, der die eigene Familiengeschichte Revue passieren ließ. Mit anschaulichem Bildmaterial ging er auf das Schicksal seiner in Russland verstorbenen Mutter einund las auch ihren Abschiedsbrief vor.
Mit drei weiteren geistlichen Liedern umrahmte der Darowaer Kirchenchor die Gedenkfeier. Alfred Kellner verlas ein Gebet und Renate Koch ein ergreifendes „Glaubensbekenntnis“ mit der Aufforderung: „Lasst uns alles dafür tun, damit so etwas nie wieder passieren kann!“