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Gedicht von der Mutter aus Russland - Deportationsgedenken im Josef-Nischbach-Seniorenzentrum Ingolstadt

Die beiden Zeitzeuginnen Anna Streitmatter und Theresia Bernath mit Hans Metzger, Jakob Lenhardt, Christine Schneider und Pfarrer Josef Hell am Denkmal Im Seniorenzentrum. Foto: Heidemarie Czernecky

Es ist seit Eröffnung des Seniorenzentrums Josef-Nischbach-Haus Ingolstadt eine Selbstverständlichkeit, jedes Jahr im Januar der Deportation in die Sowjetunion zu erinnern, ist das Heim doch für viele Banater Schwaben der Erlebnisgeneration ein zuhause geworden. Auch wenn sie Jahr für Jahr immer weniger werden, gibt es dennoch Zeitzeugen, nämlich die vor der Verschleppung geborenen Kinder, die all die bitteren Jahre ohne Mutter und Vater überleben mussten, bei Großeltern, Tanten, bei mildtätigen Verwandten oder Nachbarn. Das von den Deportierten bei der Zwangsarbeit Erduldete, aber auch das von den daheimgebliebenen Kindern Erlebte darf nicht vergessen werden. Darum ist es wichtig, an die grausame Zeit der Russlanddeportation zu erinnern, die sich zum 80. Mal jährt.

Die Gedenkveranstaltung begann am 13. Januar im Hildegardis-Saal mit einer Heiligen Messe, zelebriert von Pfarrer Josef Hell. Er ging in seiner Predigt auf das erduldete Leid der 1945 in die damalige Sowjetunion Verschleppten ein.

Am Denkmal für die Opfer von Krieg und Deportation wurde ein Kranz niedergelegt, dazu sang der Seniorenchor. Wir danken Pfarrer Hell für die feierliche Messe und die Gebete am Denkmal.

Im Anschluss fand eine kleine Gedenkfeier statt. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Ingolstadt Hans Metzger begrüßte die Bewohner des Seniorenzentrums, besonders die beiden anwesenden 97.-jährigen Zeitzeuginnen Anna Streitmatter und Theresia Bernath und die Gäste und würdigte den Anlass. Als besonderen Ehrengast begrüßte er den Oberbürgermeister-Kandidaten der CSU, Dr. Michael Kern. Er wies auf die guten Beziehungen der Banater Schwaben zu der Stadt Ingolstadt hin. 1987 hat die Stadt Ingolstadt die Patenschaft über die Banater Schwaben in Bayern übernommen. Ausdruck dieser besonderen Beziehung zwischen Stadt und Banater Schwaben ist dieses Seniorenzentrum, denn ohne die Unterstützung Ingolstadts wäre dieses Projekt nicht so erfolgreich ausgeführt worden. Als sichtbaren Bezüge der Banater Schwaben zu Ingolstadt nannte der Kreisvorsitzende den 2017 benannten „Banater Weg“ im Klenzepark an der Donau und das im Herbst 2019 enthüllte Denkmal am Donauufer. Er empfahl, dem OB-Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl das Vertrauen zu schenken.

In seiner Ansprache brachte Dr. Michael Kern seine Verbundenheit mit unserem Haus und den Banater Schwaben zum Ausdruck und beglückwünschte unsere Heimleiterin Christine Schneider zu diesem schönen Seniorenzentrum und sprach ihr seine Anerkennung für all die Arbeit, die dahintersteckt, aus. Er zeigte großes Interesse an unserem Haus, ließ sich alles genau erklären und unterhielt sich ausführlich mit unseren Bewohnern.

Wie unermesslich das Leid damals war, welche grausamen Qualen unsere Landsleute erleiden mussten, sowohl körperliche als auch seelische, als sie nach Russland deportiert wurden und Jahre voller schwerer körperlicher Arbeit, Hunger und oft auch dem Verlust lieber Angehöriger durchleben mussten, wurde deutlich in einem Brief von Anton Altenbach, den sein Sohn Erwin Altenbach vorlas. Mit einem Zittern in der Stimme trug Elfriede Andor, eine Bewohnerin aus dem Betreuten Wohnen ein Gedicht vor, das ihre Mutter in einem Lager in der Sowjetunion geschrieben und ihr geschickt hatte. Es sind Zeilen voller Wehmut und Heimweh.

Der Chor der Seniorengruppe der Banater Schwaben unter der Leitung von Ewald Buschinger sang die bekannten Russlandlieder „Tief in Russland“, „Gestern in der Nacht“ und das „Russlandlied“. Viele Leute sangen die bekannten Lieder mit und so manch einer hatte Tränen in den Augen.

Bei Kaffee und Kuchen ging der sehr emotionale, aber auch sehr schöne Nachmittag zu Ende.

Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden, die zum Gelingen dieses Gedenktages beigetragen haben. Wir werden hier im Banater Seniorenzentrum jährlich an diese schwere Zeit der Russlanddeportation erinnern und sie nicht in Vergessenheit geraten lassen.