Der 1. April 1959 in Semlak und der 2. Dezember 2024 in Bukarest bedeuten Anfang und Ende eines Lebenslaufs mit Höhen und Tiefen. So kann man in einem Satz die Geschichte des Ehrenbürgers der Gemeinde Semlak, Helmut Duckadam zwar zusammenfassen, doch man würde weder dem Menschen noch dem großartigen Fußballtorwart Helmut Duckadam gerecht. Jeder Interessierte kann heutzutage im Internet Informationen zu Persönlichkeiten dieser Welt finden. Gott sei Dank gibt es aber noch Episoden im Leben eines Menschen, die das Internet nicht kennt. Als ehemaliger Klassenkollege gehöre ich zu einem engeren Kreis von Zeitgenossen, die Helmut als Kind und Jugendlichen, als Schüler und Sportbegabten hautnah erlebt haben.
In der Schule gab es wohl kaum eine Pause oder eine Sportstunde, in der wir Jungs nicht Fußball gespielt haben. Nicht selten wurde nachmittags dieses Hobby oft der Erledigung von Hausaufgaben vorgezogen. Schon früh bahnte sich sein Talent an. Sein robuster Körperbau und sein Mut verhalfen ihm schon früh zu erstaunlichen Hechtsprüngen im Tor. Es war fast unmöglich, dem „Ducki“, so sein Spitzname, ein Tor zu schießen. Wenn unser ehemaliger Sportlehrer Michael Jost Fußballturniere organisierte, wurde immer auf dem Schulhof gekickt, der die Größe eines Handballfeldes hatte. Gespielt wurde sieben gegen sieben - sechs Feldspieler und ein Torwart. Wir waren in unserer Klasse sieben Mädels und sieben Jungs. Natürlich versuchte der eine oder andere Mitschüler, sich bei Spielen gegen die Älteren zu drücken, aber Helmut gelang es immer, uns von der Chance auf einen Sieg zu überzeugen - manchmal auch mit „Nachdruck“. Oft behielt er recht, denn im Tor war er unschlagbar und wenn uns ein Zufallstor gelang, waren wir die glücklichen Sieger. Sonst kam es zum Siebenmeterschießen: Helmut hielt die Bälle damals schon alle und machte auch selber mal einen rein, sodass wir meist Sieger wurden. Schon damals waren sein Können und sein Ehrgeiz sehr groß.
Nach der 8. Klasse ging Helmut an einer Arader Berufsschule und seine sportliche Entwicklung verlief über die Sportschule Gloria Arad, U.T.A., Constructorul und wieder U.T.A., relativ schnell steil nach oben bis zum damaligen rumänischen Spitzenklub Steaua Bukarest. Mit dieser Mannschaft wurde Helmut rumänischer Meister und Pokalsieger, gewann den Europapokal der Landesmeister 1986 gegen den F.C. Barcelona. Mit den damals von ihm gehaltenen vier Elfmetern erhielt er sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.
Es darf nicht vergessen werden, dass die Gemeinde Semlak vom Bekanntheitsgrad von Helmut Duckadam profitierte. Seit 1986 ist der Name „Duckadam“ sehr eng mit dem unseres Heimatortes verbunden. Nicht selten wurde ich gefragt, ob ich Helmut Duckadam kenne und ob ich tatsächlich aus demselben Semlak stamme wie er.
Helmut Duckadam, der legendäre Torwart mit Semlaker Wurzeln, wird uns in Erinnerung bleiben als einer der größten Fußballer seiner Zeit. Seine außergewöhnlichen Reflexe und seine Fähigkeit, in Drucksituationen zu glänzen, machten ihn zu einem unverzichtbaren Teil seines Teams und zu einem Idol für viele junge Torhüter. Sein Beitrag zum rumänischen Fußball und seine Erfolge auf dem internationalen Parkett bleiben unvergessen.
Abseits des Platzes war Duckadam bekannt für seine Bescheidenheit, seine Bodenständigkeit und seinen Sportsgeist. Er inspirierte Generationen von Spielern und Fans und hinterlässt ein bleibendes Erbe. Die Lücke, die sein Tod in der Fußballwelt hinterlässt, wird nur schwer zu füllen sein. Wir Semlaker behalten ihn als einen außergewöhnlichen Sportler und Menschen in Erinnerung. Ruhe in Frieden, Helmut Duckadam.