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Zum Tod von Wolfram Ruhenstroth-Bauer: Ministerialdirigent und Förderer der Agraria

Wolfram Ruhenstroth-Bauer, 2020 Foto: Memory of Nations

Am 17. August starb in Gauting der aus dem Sudetenland stammende Agrarwissenschaftler und Ministerialdirigent a.D. Wolfram Ruhenstroth-Bauer im Alter von 99 Jahren. Geboren in Troppau, kam er nach Kriegsende nach München. Seine Mutter wählte den Freitod, nachdem das Gerücht aufgekommen war, dass ihr Mann nach Russland verschleppt worden sei.

Nach dem Agrarstudium in Freising startete er seine berufliche Karriere in der Flüchtlingsabteilung des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren. Hier arbeitete er Staatssekretär Theodor Oberländer zu, entwarf Konzepte zur Eingliederung der deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge, insbesondere im Bereich der Bauernschaft. Als Oberländer 1954 als Minister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte nach Bonn wechselte, nahm er seinen bewährten und äußerst durchsetzungsstarken Beamten mit.

Als Referent am Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung behielt er die ostdeutschen Flüchtlinge im Blick und setzte sich maßgebend für die Unterstützung der Genossenschaft Agraria in der donauschwäbischen Enklave Entre Rios in Brasilien ein. Sie ist heute die zweitgrößte landwirtschaftliche Genossenschaft in Brasilien. Für seinen beispiellosen persönlichen Einsatz wurde Wolfram Ruhenstroth-Bauer mit hohen Auszeichnungen gewürdigt. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Bayerischen Staatsmedaille und des vatikanischen Ritterordens. Als erster Deutscher wurde er zum Ehrenbürger des brasilianischen Bundesstaates Paraná ernannt. Im Alter von 95 Jahren kaufte er auf dem Friedhof seines Heimatortes Troppau ein Grab, auf dem Grabstein ließ er zur Erinnerung an seine über Jahrhunderte dort lebende Familie den Namen Ruhenstroth einmeißeln.