Am 12. September starb in Rastatt Heinrich Juhn im Alter von 91 Jahren. Jahrzehntelang hat er hohe Ämter in der Landsmannschaft der Donauschwaben bekleidet, auch gehörte er dem Stadtrat von Rastatt an. Während seiner Amtszeit hat er sich für das Zustandekommen und den Ausbau einer Patenschaft zwischen Rastatt und der donauschwäbischen Enklave Entre Rios in Brasilien eingesetzt, die 1988 schließlich zustandekam. Juhn organisierte insgesamt 20 Reisen von Rastatt nach Entre Rios, die letzte noch 2018 im Alter von 85 Jahren aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums der Patenschaft mit Rastatt.
Der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft der Donauschwaben Heinrich Juhn ist noch im ehemaligen Jugoslawien geboren. Nach der Flucht wanderte die Familie 1951 von Österreich nach Entre Rios in Brasilien aus, wo sie bis 1965 lebte. Dann zog sie, wie einige andere Familien auch, von dort nach Deutschland und ließ sich in Rastatt nieder. Die Verbindung nach Brasilien hielt Juhn jedoch zeitlebens aufrecht.
In Rastatt wurde bereits 1949 die Landsmannschaft der Donauschwaben gegründet. Damals gab es dort 6000 Banater Schwaben und Donauschwaben, die schon in den 1950er Jahren Kirchweihfeste organisierten. 1956 wurde der Fußballverein FC Donau gegründet, der Ende der 1970er Jahre 150 aktive Mitglieder hatte und sich vor einigen Jahren mit der Fußballabteilung der Sportvereinigung Niederbühl zusammenschloss.
1985 wurde mit Juhns tatkräftiger Mitwirkung die „Schwaben-Blaskapelle“ Rastatt ins Leben gerufen, die gleich zu Beginn 20 Musiker zählte. Ein Jahr später folgte die Trachten- und Volkstanzgruppe „Schwoweleit“, in der Juhn bis zu seinem 80. Lebensjahr mittanzte.
Juhns Engagement in der Landsmannschaft reichte aber weit über Rastatt hinaus. Von 1980 bis 2003 war er Vorsitzender der Landsmannschaft der Donauschwaben in Baden-Württemberg. Seit 1999 war er außerdem Ehrenrat der Landsmannschaft der Donauschwaben des Bundesverbands und des Landesverbands Baden-Württemberg.
„Wie kaum ein Zweiter stand Heinrich Juhn über Jahrzehnte in Rastatt für Traditionspflege und Völkerverständigung“, heißt es im Nachruf auf den Alt-Stadtrat in der Badischen Zeitung. Es war ihm eine Herzenssache, sich für die Vermittlung der Kultur und Geschichte der Donauschwaben allgemein und die der Donauschwaben in Entre Rios zu engagieren.