Am 18. Juli 2024 trafen sich der BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius, der Vizepräsident Steffen Hörtler, BdV-Mitglied im ZDF-Fernsehrat, und Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, zu einem Austausch mit der Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Wien Britta Hilpert und ihrem Team im ZDF-Studio Wien. Das Auslandsstudio berichtet mit zwei Korrespondenten aus dem südosteuropäischen Raum mit den Ländern Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.
Die Vertreter des BdV unterstrichen die wichtige Brückenfunktion der in der Heimat verbliebenen Landsleute und berichteten von zahlreichen verständigungspolitischen Initiativen. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einem offenen Austausch und die Vertreter des BdV warben für eine deutlichere Einbeziehung der deutschen Minderheiten in die Berichterstattung, um unsere Landsleute sichtbar zu machen und die deutsche Öffentlichkeit darüber zu informieren. Es werde zwar über einzelne herausragende Persönlichkeiten berichtet, wie über den deutschstämmigen Staatspräsidenten Rumäniens Klaus Johannis oder über den deutschen Bürgermeister aus Temeswar Dominic Fritz – vor allem während des letzten Jahres, als Temeswar Kulturhauptstadt war. Es gebe allerdings auch zahlreiche Ereignisse und auch große Veranstaltungen, die man in der Berichterstattung mitverarbeiten könne, um die Menschen in Deutschland darüber in Kenntnis zu setzen. Allgemein sei den meisten in Deutschland lebenden Menschen wenig über die deutschen Minderheiten und ihr Engagement für Deutschland und Europa bekannt. Peter-Dietmar Leber hob hervor, dass im letzten Jahr in Temeswar ein Heimattag stattfand, zudem unterhielten die Heimatortsgemeinschaften oft enge Beziehungen zu ihren ehemaligen Heimatorten in Rumänien, organisieren gemeinsam mit den lokalen Behörden Veranstaltungen und feiern Ansiedlungs- und Kirchenjubiläen zusammen mit ehemaligen und jetzigen Ortsbewohnern. Dies schaffe Verständnis für unsere Geschichte und unsere Anliegen auch bei den, meist aus anderen Landsteilen Rumäniens zugewanderten Bewohnern und trage zu einem Gemeinschaftsbewusstsein bei, das ihnen ermöglicht, Teil einer Gemeinschaft mit einer jahrhundertealten Geschichte und Tradition werden zu können.
Gleichzeitig fiele beim vom BdV vertretenen Personenkreis negativ ins Gewicht, dass in der deutschsprachigen Berichterstattung oftmals die Städtenamen in den Herkunftsgebieten nicht auf Deutsch, sondern nur in der Sprache des jeweiligen Landes genannt würden. Dafür wolle man sensibilisieren und gleichzeitig dazu ermutigen, das proeuropäische Engagement dieses Personenkreises in den Blick zu nehmen.
Die Delegation unterstrich die Wichtigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und insbesondere der Auslandsstudios, die es zu stärken gelte. Gleichzeitig müsse der Blick auf viele positive Initiativen und deren Akteure geschärft werden. Exemplarisch wurden die starken Verbindungen zwischen Vertretern der tschechischen Politik - bis hin zu jetzigen Regierungsmitgliedern - und der Sudetendeutschen Landsmannschaft hervorgehoben, die sich an vielen Beispielen, wie dem Brünner Versöhnungsmarsch, festmachen ließen. Vielfach sei der Blick auf die Arbeit und den Personenkreis aber leider noch in vorurteilsbehafteten Denkmustern verhaftet, die Realität sei jedoch gegenteilig. Oft herrsche dann große Verwunderung, dass das Verhältnis zu offiziellen Vertretern der Herkunftsländer, aber auch auf kommunaler Ebene und zwischen den Menschen, sehr positiv sei.
Die Vertreter des ZDF nahmen die Anregungen auf und sagten zu, dass man die Nennung deutscher Städtenamen als Arbeitsauftrag mitnehmen wolle. Sie nahmen im weiteren Verlauf des Dialogs die politischen Entwicklungen in den jeweiligen Herkunftsländern in den Blick und erörterten die Schwierigkeiten in der Berichterstattung. Gerade nationalistische Tendenzen in einigen Ländern mit teilweise verschärften Mediengesetzen machten die Berichterstattung manchmal nicht leicht. Vor allem bei nationalistisch-populistischen Politikern müsse man besonders aufpassen, dass solche Berichte nicht gegen Deutschland und die deutschen Minderheiten verwendet würden, um Wählerstimmen zu gewinnen. Gleichzeitig habe der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein Interesse an den deutschen Minderheiten und ihrer Einbindung in die Berichterstattung. Man versuche daher, einen guten Mittelweg zu finden und auf größere Veranstaltungen aufmerksam zu werden.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs mit den Mitarbeitern des Auslandsstudios stellte sich heraus, dass fast alle einen familiären Bezug in die deutschen Heimatgebiete in Mittel- und Osteuropa haben und sich daraus ein großes Interesse an und die Motivation zur Erforschung der eigenen Wurzeln entwickelt hat. Die BdV-Delegation konnte bestätigen, dass viele jüngere Menschen dieses Interesse zeigen und so neue verständigungspolitische Impulse entstehen würden, was sehr zu begrüßen sei.