Im Rahmen eines Schüleraustauschprogramms zwischen der Städtischen Carl-Spitzweg-Realschule München und dem Nikolaus-Lenau-Lyzeum in Temeswar besuchten 14 Schüler im Alter von 12 bis 17 im April 2024 die sehenswerte Stadt Temeswar und Umgebung.
Die Schülerbegegnungen in Temeswar und München folgen einem bewährten Konzept: Es ist eine Mischung aus regulären Unterrichtsbesuchen, kulturellen Veranstaltungen, Exkursionen, literarischen und politischen Projekten. Im Jahr 2024 konnte das Schüleraustauschprogramm nach Zwangspausen durch die Corona-Pandemie und den Beginn des Ukrainekrieges endlich wieder neu gestartet werden.
Das Programm sah auch eine Exkursion in die Region vor. So begab sich die Schüleraustauschgruppe auf Spurensuche durch das Banat, in Ortschaften wie Hatzfeld, Lenauheim, Billed und Neubeschenowa, wo die Schüler einiges über die Geschichte der deutschen Minderheit im Banat und viele spannende Eindrücke erfahren durften.
In Hatzfeld wurde zunächst der historische Bahnhof besichtigt. Dieser spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte als Grenzbahnhof zum heutigen Serbien. Im Anschluss folgte ein Unterrichtsgang zum Feuerwehrmuseum, wo geschichtsträchtige Uniformen, Werkzeuge, Einsatzfahrzeuge sowie die Geschichten von bedrohlichen Bränden die Schüler beeindruckten.
Die Puppensammlung im Geburtshaus von Nikolaus Lenau in Lenauheim, mit ihren historische Brauchtumsgewänder und Trachten aus den verschiedenen Ortschaften, gaben der Exkursionsgruppe einen Einblick in die Kultur des Banats. Anschließend führte der Historiker Dr. Claudiu Călin durch die römisch-katholische Kirche St. Theresia von Avila. Es folgte ein weiterer Stopp in Billed, dort bewunderte man die Ausstellung im Deutschen Forum und den altehrwürdigen Kalvarienberg am Ortseingang.
Der Zwischenstopp in Neubeschenowa stellte einen absoluten Höhepunkt für den diesjährigen Schüleraustausch dar. Hier durfte die Schülergruppe eine Schulklasse der örtlichen Allgemeinschule kennenlernen. Schnell übersetzten die Lenau-Schüler für ihre deutschen Partner das Unterrichtsgeschehen. Die drei Schulklassen nahmen zusammen an einer Kirchenführung der römisch-katholischen Kirche St. Wendelin teil und wurden im Rathaus vom Vizebürgermeister Alexandru Bodea empfangen.
Weitere Highlights dieser Austauschwoche gab es in Temeswar. Die Schüler, die privat bei Gastfamilien untergebracht waren, konnten unter anderem das Experimentarium in Temeswar besichtigen oder an einer historischen Stadtrallye teilnehmen. Ein Teil der Schüler besichtigte mit den Lehrkräften aus München die Domkirche zum Hl. Georg mit der Domkrypta, die ihnen von Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin, eindrucksvoll präsentiert wurden.
Die Schulleiterin des RSD Karin Müller Franzen, die aus Neubeschenowa stammt, begleitete auch diesmal die Schülergruppe. Sie hat den Schüleraustausch vor 16 Jahren gemeinsam mit der ehemaligen Direktorin der Lenau-Schule Helene Wolf ins Leben gerufen. Dabei kooperiert die Münchner Schule zusätzlich zum Austausch mit der Lenauschule auch mit der Kirche und mit dem Bürgermeisteramt in Neubeschenowa.
Die Schulfamilie der Städtischen Carl-Spitzweg-Realschule bemüht sich ihrerseits, diese inzwischen schon traditionsreiche Partnerschaft mit Leben zu füllen. Die Bemühungen der Lehrkräfte stellen aber nur den äußeren Rahmen für tiefer gehende interkulturelle europäische Prozesse dar. Aber nicht nur die Münchner und Bayern lernen dabei ein anderes europäisches Land kennenlernen, auch die Rumänen aus Temeswar haben großes Interesse an München und Bayern.
Die Schülerinnen und Schüler der Lenau-Schule freuen sich bereits auf den geplanten Gegenbesuch im September 2024 in München. Besonders tiefgreifend ist die herzliche und aufrichtige Gastfreundschaft, die die deutschen Schülerinnen und Schüler bei jedem Austausch erfahren. Sie bildet auch die Grundlage für manche länger währende Freundschaft zwischen den Austauschpartnern.
Der Erfolg der Partnerschaft mit der Lenau Schule hat viele Mütter und Väter, denen gedankt werden sollte. Nicht vergessen werden dürfen hierbei die Eltern und Familien, ohne deren Münchner und Temeswarer Gastfreundschaft die gegenseitigen Besuche gar nicht möglich wären.
Im Laufe der Zeit haben viele Freundschaften, die während den Begegnungen geknüpft wurden, die Jahre überdauert. Wenn aus Fremden Freunde werden, haben sich diese Anstrengungen gelohnt. Dann wird Europa wahrhaftig sichtbar.