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Internationale Germanistikkonferenz in Temeswar

Erwin Josef Ţigla referierte über die Berglanddeutschen. Foto: DFBB

Prof. Dr. Elisabeth Knipf-Komlósi beim Plenarvortrag über die deutsche Sprache in Ungarn. Foto: Zoltán Pázmány

Regina Lochner, Konsulin der BRD in Temeswar, bei der Eröffnung der Konferenz. Der DFDB-Abgeordnete Ovidiu Ganţ sprach über die Bedeutung der deutschen Schulen.

„Mit leuchtenden Augen“ hatte sich Doz. Dr. Laura Cheie vor zwei Jahren an sie gewandt und über das Planen einer internationalen Germanistikkonferenz in Temeswar erzählt, erinnerte sich Regina Lochner, Konsulin der BRD in Temeswar, bei der Eröffnung der Konferenz, die zwischen dem 18. und 20. Mai an der West-Universität Temeswar veranstaltet wurde und ein „inhaltsreiches, detailliertes und keine Unsicherheit erlaubendes Programm“ bot, wie Konsulin Lochner unterstrich.
Die Konferenz war groß angelegt, als Kooperation des Fachbereichs Germanistik an der West-Universität mit dem Forschungszentrum Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (FZ DiMOS) an der Universtität Regensburg sowie dem Forschungs- und Kooperationszentrum Mittel-, Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa (FORUMOST) an der Universität Augsburg. Grußworte sprachen die Vizerektorin Prof. Dr. Cătălina Ancuța und die Vizedekanin Doz. Dr. Karla Lupșan. Der DFDB-Abgeordnete Ovidiu Ganț sprach über die Bedeutung der deutschen Schulen und vor allem der Lenauschule in Temeswar, die am gleichen Wochenende ihr 150(+3)jähriges Bestehen gefeiert hat. Eine besondere Rede hielt Prof. Dr. Hermann Scheuringer von der Universität Regensburg, der die Geschichte der sehr reichen Zusammenarbeit mit Institutionen aus Osteuropa sowie der Publikationen Revue passieren ließ, der aber auch bemängelte, dass „ab 2019 keine Mittel mehr geflossen sind“ für diese Zusammenarbeit. Der mit Verspätung eingetroffene Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz gab in seiner Rede auch seine linguistischen Erfahrungen im Banat bekannt, als er vor Jahren in Saderlach im Banat zwei Sprecherinnen seiner eigenen Mundart angetroffenen hatte.
Der Vormittag schloss mit dem ersten Plenarvortrag ab, wobei Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Knipf-Komlósi, von der Eötvös-Loránd-Universität Budapest zum Thema „Überlegungen zur Erforschung der deutschen Minderheitensprache in Ungarn – Bilanz und Aussichten“ referierte, ein Vortrag, bereichert mit vielen Zitatbeispielen aus Interviews, die in der Feldforschung erfasst worden sind.
Das „Modell Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ in Rumänien, war das Thema des Plenarvortrags vom zweiten Tag der Internationalen Konferenz der Germanisten, in dem der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Țigla  auf die Situation der Banater Berglanddeutschen einging.
Zur Bedeutung der internationalen Konferenz in Temeswar erklärte Doz. Dr. Laura Cheie für die Banater Zeitung: „Es war nicht leicht, eine so große Tagung zu organisieren, vor allem in dem heutigen postpandemischen Kontext, auch mit dem Krieg in der Ukraine. Leider konnten zum Beispiel manche Tagungsteilnehmer aus der Ukraine nicht das Land verlassen, um an der Tagung teilzunehmen, obwohl sie es sich sehr gewünscht hätten. Natürlich bedeutet eine so große Tagung Dialog und die Möglichkeit zur Partnerschaft, zur Zusammenarbeit. Die Tagung war thematisch sehr vielfach orientiert. Wir hoffen, neue Gesprächspartner, neue Kooperationspartner zu gewinnen und natürlich freuen wir uns, dass dies im Kulturhauptstadtjahr passiert ist und dass unsere Gäste auch die Stadt besuchen.“
Die in Berlin lebende Schriftstellerin Carmen-Francesca Banciu war Gast bei der Internationalen Konferenz der Germanisten. Ihre Literatur „lebt von der Musikalität und vom Rhythmus“, sagte die Autorin der Banater Zeitung gegenüber. Banciu atmete gerade nach einer ersten Lesung im Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus auf. Sie hatte aus ihrer Trilogie der Optimisten gelesen. Ihr „Heilungsprozess“ den sie in ihren Büchern offenbart, sei oft auch der Heilungsprozess ihrer Leser und Zuhörer. Traumata seien nämlich oft ein kollektives Thema, so Carmen-Francesca Banciu. Die Hauptveranstalterin der internationalen Germanistentagung, Dr. Laura Cheie, hatte in der Vergangenheit über die Bücher der aus Rumänien ausgewanderten Autorin Banciu geschrieben, aber sie hatten sich bis zur Temeswarer Tagung nicht persönlich kennengelernt. Zunächst hatte Banciu in Deutschland in rumänischer Sprache geschrieben, danach wurde ihr „der Übergang sozusagen von der deutschen Sprache aufgezwungen“, erzählt sie über ihren Werdegang als Schriftstellerin.