zur Druckansicht

Bogaroscher Handballgeschichte

Die Bogaroscher Handballmannschaft 1940

Die Bogaroscher Mannschaft beim Handballturnier anlässlich des Heimattages der Banater Schwaben in Ulm im Jahr 1986 Einsender der Fotos: Ewald Spang

Ein Beitrag zum Dokumentationsprojekt „Handball in den Banater Dörfern und Städten“

In Bogarosch wurde Handball von ehemaligen Schülern der Temeswarer „Banatia“ eingeführt. Von Schülern dieser Anstalt hat das ganze Banat allgemein das Handballspielen gelernt. Zwischen 1939 und 1942 bestand die Bogaroscher Großfeld-Mannschaft aus folgenden Spielern: Torwart - Peter Müller, Franz Denuel, Josef Engelmann, Anton Gräbeldinger, Nikolaus Haupt, Hans Kremling, Johann Melcher, Johann Noel, Josef Nothum, Peter Schütz, Johann Thierjung und Nikolaus Volk. 

Während des Krieges, nachdem alle Wehrpflichtigen eingezogen waren, spielte eine jüngere Mannschaft: Jakob und Johann Biringer, Johann Blum, Josef Denuel, Johann Erhardt, Adam Haupt, Peter Jeck, Johann Kinsch, Johann Kiefer, Franz Müller, Michael Schneider, Josef Thierjung und Franz Wolf. Auf Clubebene war damals wenig zu sehen. Als Transportmittel dienten Fahrräder. Die Trikots waren weiß mit grünen Längsstreifen. Gespielt wurde in Lovrin, Billed, Marienfeld und Alexanderhausen.

Nach dem Krieg, etwa 1947, hat Großfeldhandball auf dem Territorium ganz Rumäniens Fuß gefasst. Im Banat gab es in vielen deutschen Dörfern Handballmannschaften, die sich zunächst gegenseitig eingeladen haben, um sich zu messen. Sportlicher Ehrgeiz und Lokalpatriotismus haben oft zu Rivalitäten geführt. Die Bogaroscher Mannschaft war mit tonangebend bei diesen Auseinandersetzungen. Ihre stärksten Gegner waren damals (bis 1949) die Mannschaften aus Reschitza, Lugosch, Hatzfeld, Perjamosch und Tehnometal Temeswar. Dann kam ganz schnell die Studentenmannschaft Politehnica Temeswar hoch und wurde die dominierende Mannschaft im Banat. Gegen sie hat Bogarosch sich immer wieder wacker geschlagen, wenn es um das Weiterkommen im Rumänien-Pokal ging. Die Spieler, die damals die Kernmannschaft bildeten, waren unter anderen: Peter Blum, Josef Ebinger, Anton Kremling, Christoph Kratochwill, Johann Noel, Nikolaus Nothum, Josef Potye, Josef Schneider, Josef Schmidt, Peter Stahl, Andreas Strass, Johann Thierjung, Johann Wolf und Vasile Zotec.

Spiel gegen Hermannstadt

In diese Zeit fällt ein Großereignis im Leben des Bogaroscher Großfeldhandballs. Es war das Spiel gegen Hermannstadt. Nach einem knapp gewonnenen Viertelfinalspiel um den Pokal der Handballföderation gegen Politehnica Temeswar trat Hermannstadt zu einem Freundschaftsspiel gegen Bogarosch an. Das Spiel fand an einem Wochentag statt. Trotzdem wurde es zu einem Medienspektakel. Es kamen Zuschauer aus allen umliegenden Ortschaften. Schiedsrichter war Franz Höckl, von 1948 bis 1953 Lehrer in Perjamosch. Irgendwie gewarnt, begannen die Spieler aus Hermannstadt das Spiel zögerlich. Unterstützt von den Zuschauern mit dem Zuruf „Buwe, nit loßt eich“, hat Bogarosch zunächst mit 2:0 und 5:4 geführt. Erst nach einiger Zeit machte sich die Routine der Hermannstädter bemerkbar; sie gewannen zum Schluss mit drei Toren Vorsprung. Der gute Zustand des Rasens und die begeisterten Zuschauer haben bei Gästen, Spielern und Betreuern den besten Eindruck hinterlassen. Sicher hat die Gastfreundschaft – die Gäste waren bei Familien privat eingeladen – auch dazu beigetragen.

Nach und nach wurde Handball auf höherem Niveau gespielt, so dass ohne regelmäßiges Training keine Mannschaft mehr mithalten konnte. Bei uns kamen etwa fünfundzwanzig Jugendliche bis zu 25 Jahren zum Training. Jeder Einzelne brachte persönlich einen materiellen Beitrag auf, da die Finanzierung der Auswärtsspiele nicht ohne einen eigenen Zuschuss der Spieler und Begleiter möglich war.

Erst 1950, als die Mannschaft auf Kreis- und Landesebene eingeführt wurde, kam Abhilfe. Vermerkt sei hier, dass das Spielerpotential aus im Dorf ansässigen Burschen und jungen Männern bestand. Einen Trainer im eigentlichen Sinne gab es noch nicht. Der Mannschaftsführer hat auch das Training geleitet und überwacht. Als dieser krank wurde und später als Spieler und Trainer nach Perjamosch ging, war der Ruf, dass Bogarosch eine Hochburg im rumänischen Handball sei, gefestigt und unter Beweis gestellt.
Das musste auch die Mannschaft von Dinamo Bukarest bestätigen. Das sehr gut besetzte Team kam nach einem Meisterschaftsspiel der A-Liga gegen „Poli“ Temeswar nach Bogarosch, wo es ein prestigeträchtiges Trainingsspiel absolvierte und nur mit einem Tor Vorsprung gewann. Beim abendlichen Bankett, an dem beide Mannschaften teilgenommen haben, sprach Spielführer Zugrăves-cu von Dinamo seinem Gegner ein großes Lob aus und wünschte der Mannschaft den Aufstieg in die höchste Spielklasse, nicht ahnend, dass dies einige Jahre später Wirklichkeit werden sollte. Zwischenzeitlich war es Perjamosch, als Textilmannschaft der Hutfabrik und der Tuch- und Seidendruckerei der Familie Grünn, gelungen, als Sieger auf Landesebene der dörflichen Handballvereine in die A-Klasse aufzusteigen. Es war die erste Dorfmannschaft, der dieser Sprung in die höchste Klasse gelungen ist. Auch Hatzfeld, dessen Spieler in der Hauptsache als Angestellte und Beamte der Stadt arbeiteten, hat später den Aufstieg in die A-Klasse geschafft. Zieht man in Betracht, dass die Mannschaften aus Lugosch und Reschitza zur gleichen Zeit aus der A-Liga ausgeschieden sind, stellt man fest, dass diese schöne Sportart im Banat auf breiter Grundlage bei stetig steigendem Niveau als Massensport betrieben wurde.

In Bogarosch gab es in der Entwicklung der Mannschaft einen Aufwärtstrend. Junge talentierte Spieler wurden ausgesucht und in die Mannschaft eingegliedert. Im Bereich der Kreismeisterschaft war sie allen Gegnern überlegen.

Damen-Handball

1949 wurde in unserem Dorf eine der ersten Damen-Handballmannschaften gegründet. Die Spielerinnen waren: Elisabeth Baumann (Denuel), Maria Becker (Wolf), Katharina Ebinger (Thierjung), Elisabeth Erhardt (Jakoby), Elisabeth Fuchs (Laub), Elisabeth Fuchs (Denuel), Magdalena Feichtner (Renz), Helene Kämpfer (Bürgermeister), Elisabeth Keller (Debelka), Katharina Kiefer (Koszar), Katharina Koschar (Jakoby), Josefa Kotzian (Müller), Elisabeth Laub, Klara Schneider (Piatka), Josefa Stefan (Foosz), Katharina Stefan (Stelzner), Katharina Thierjung (Volk). Trainer waren Josef Ebinger und Josef Dian. Gespielt wurde gegen Mannschaften aus Perjamosch, Hatzfeld, Warjasch, Grabatz (?) und Detta, wo sie sich auch an einem Pokalspiel beteiligten. Die Mannschaft hatte bis 1954 Bestand.

Während im Fußball mit der Bărăgan-Verschleppung die Ära der großen Spiele vorbei war, wurde im Handball mit Verbissenheit durch Heranziehen neuer Talente der Kampf um das hochgesteckte Ziel fortgesetzt.

Nachdem die Männermannschaft durch ihre Erfolge Ende der fünfziger Jahre in der Lage den großen Sprung zu schaffen schien, überlegte man, dass das Spielfeld den Anforderungen nicht mehr gewachsen war. Im Vereinsvorsitzenden Michael Popa, der dem Verein seit seiner Gründung 1946 vorstand, hatten die Bogaroscher einen regen und sehr aktiven Mann an der Spitze. Er verstand es, die Gemeindebehörde, die Leitung der LPG und des SLB (Gostat) für den Handball zu begeistern und die nötige Unterstützung zu bekommen. So wurden durch sein Betreiben Bäume gefällt und in monatelanger Arbeit zu Brettern zersägt, um einen drei Meter hohen Zaun um den 2,81 Hektar großen Sportplatz zu bauen. Mit den Arbeiten wurde Ende der fünfziger Jahre begonnen. Sehr viel ist in freiwilligem Einsatz der sportbegeisterten Einwohner durchgeführt worden. 1960 kam eine Tribüne mit 300 Plätzen dazu, unter der sich Umkleidekabinen und Warmwasserduschen befanden. Ferner wurde ein Strandbad (Freibad) mit Umkleidekabinen gebaut, eine Kegelbahn, ein Kleinfeldplatz mit Schlackebelag, ein Volleyballplatz und ein Verkaufsstand kamen hinzu. Bei all diesen Arbeiten ist zu erwähnen, dass sich Heinrich Kratochwill als Fachmann und Koordinator das verdiente Lob aller errungen hat, ebenso der Platzwart und „Mädchen für alles“ Adam Gittka.

Es fehlte nun noch ein renommierter Trainer, der dieser Mannschaft den letzten Schliff geben sollte. Die Wahl fiel auf Diplom-Ingenieur Walther Maiterth, der schon 1950 bei „Poli“ Temeswar gegen Bogarosch gespielt hatte. Später war er bei der Militärmannschaft CCA Bukarest und der Nationalmannschaft; zuletzt hat er als Trainer der Handball-Damen von „Poli“ die rumänischen Meisterschaften gewonnen. Im Sommer 1961 qualifizierten sich die Bogaroscher nach dem Spiel gegen die Mannschaft aus Heldsdorf aus dem Burzenland/Siebenbürgen für die oberste Spielklasse im rumänischen Sport.

Der Transfer des neuen Trainers von Ohaba-Forgaci bei Lugosch nach Bogarosch war aber nicht leicht. Wieder war es Mischko Popa und sein Finanzberater Robert Laub, die durch Pfiffigkeit und Bekanntschaften den Transfer durchsetzten. Im August 1961 war es dann soweit, dass die LPG einen neuen Technischen Leiter und die Handballspieler einen Trainer bekamen. Beim ersten Training waren über einhundert kritische Beobachter anwesend. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Chefbuchhalter der LPG Johann Volk und dem gleichzeitigen Erfolg der Handballer gelang es Maiterth in kurzer Zeit, die Herzen der Bogaroscher zu erobern.

Die Stimmung in der Gemeinde war gut. Es kamen die besten Mannschaften des Landes, wie Kronstadt, Hermannstadt, Fogarasch, „Poli“ Temeswar, Dinamo Bukarest, Hatzfeld, Perjamosch und andere. Über 2000 Besucher von nah und fern umsäumten oft den Platz. Es gab Spiele, bei denen diese Zahl bei weitem übertroffen wurde.

Nachdem 1962 für den Großfeldhandball das Aus gekommen war, machte sich die Mannschaft auch im Kleinfeld einen Namen. So wurde die Mannschaft 1963 vom rumänischen Handballverband eingeladen, ein Eröffnungsspiel gegen Reschitza anlässlich eines internationalen Hallenhandballspiels gegen Ungarn zu machen. Austragungsort war Reschitza. Die Reschitzaer waren von den Bogaroscher Spielern so angetan, dass sie gerne einige von ihnen in der Nationalmannschaft gesehen hätten. Die Rückhandwürfe von Matz Weber und Walther Maiterth waren gefürchtet, man sah sie so in der Nationalmannschaft noch nicht. Die gewaltigen Kernwürfe von Hans Lambert oder Hans Berger waren begeisternd, ebenso die Fallwürfe von Reinhard Volk und Niki Binsberger. Dazu kamen das elegante Spiel von Nikolaus Dian und die herrlichen Paraden unseres Tormannes Helmuth Pauli.

Durch die guten Leistungen wurde Bogarosch „weltbekannt“; denn 1963 gewannen sie den Landespokal der Handballer, gestiftet vom Landwirtschaftsministerium Rumäniens. Auch die LPG erzielte in diesem Jahr zum zweiten Mal den Landesrekord im Zuckerrübenbau mit einem Ertrag von 55680 Kilogramm pro Hektar auf einer Fläche von 220 Hektar.

Spielernamen übersetzt

Zu dieser Zeit gab das Außenministerium für seine Botschaften im Ausland die Monatszeitschrift „Rumänien heute“ heraus. In der Zeitschrift erschienen einmal die Bogaroscher Handballer beim Training, nur ihre Namen waren romanisiert. So hieß zum Beispiel Hans Berger „Ion Munteanu“, Peter Stahl „Petru Oţel“, Matz Weber „Matei Ţesătorul“ und so fort.

Durch den Verwaltungs-Zusammenschluss Bogaroschs mit Lenauheim und Grabatz wurde auch die sportliche Grundlage immer schlechter. Die Spieler der Kleinfeldmannschaft, zu der Franz Beitz, die Brüder Johann und Josef Prunkl, Josef und Franz Schneider, Andreas Strass junior, Harald und Siegfried Thierjung, Ewald und Helmuth Winter gehörten, gingen nach Hatzfeld oder Temeswar.

Zehn Jahre, nachdem der Großfeldhandball zu Grabe getragen wurde, gab es 1972 nochmals ein Aufleuchten in Bogarosch. Die Senioren des Handballs baten Walther Maiterth – der Siebenbürger war inzwischen Banater geworden –, ein Treffen der „Alten Herren“ zu veranstalten. Dies wurde auch gemacht. Wieder unterstützten die Bewohner der Gemeinde diese Veranstaltung. Es kamen die einstigen Pioniere des rumänischen Handballs aus den Hochburgen des Großfeldhandballs, aus Mediasch, Schäßburg, Temeswar und natürlich aus Bogarosch. Vetter Mischko war so aktiv wie eh und je. Die Gäste wurden privat einquartiert, die LPG spendete ein Schwein, die „Gostat“ stellte die Kantine zur Verfügung und die fleißigen Frauen der Handballer bereiteten ein schwäbisches Essen mit allem Drum und Dran vor. Alle fieberten dem Treffen entgegen. Die Fuhrleute wollten mit ihren Pferden vorneweg reiten und auf dem Sportplatz eine kleine Reitdemonstration veranstalten. Am letzten Sonntag im August, um 10 Uhr morgens, war es soweit. Der festliche Aufmarsch konnte beginnen. Pfarrer Mathias Lauer hatte, wie zu Oberligazeiten, den Gottesdienst vorverlegt, damit ja niemand den Umzug verpasste. Pünktlich begann die Dorfkapelle unter der Leitung von Lehrer Michael Hammes aufzuspielen, und los gings vom gewesenen Gemeindehaus zum Sportplatz. Vorneweg sah man etwa fünfundzwanzig Reiter, dann die Mannschaften und zuletzt die Musik. Die Hauptstraße war voll mit Einwohnern sowie mit zahlreichen Gästen aus den umliegenden Dörfern. Die öffentliche Begrüßung geschah durch den stellvertretenden Bürgermeister von Lenauheim Alfred Mühlroth.

Dann wurde Handball gespielt. Die Begeisterung war da wie vor zehn oder zwanzig Jahren. Für viele der Handballer der ersten Stunde nach dem Kriegsende war dies das letzte Handballspiel. Zu erwähnen wären nur einige der Pioniere, die hier aufgetreten sind: Bruno Holzträger (Olympiateilnehmer 1936 und lange Zeit Nationaltrainer der Frauen), Otto Schmidt (Trainer von Dinamo Kronstadt), Wilhelm Lapka, Walter Lingner, Erhard Bonfert, Josef Thierjung, Josef Denuel, Josef Ebinger, Karl Koch, Franz Frank, Rudolf Haberpursch und nicht zu vergessen den Motor des Handballs im Banat, Georg Gunesch. Bogarosch hatte es geschafft, die „Alten Herren“ nochmal zu sehen, sie zu ehren und mit ihnen zu feiern.

Gold für Bogarosch

Auch der rumänische Handballverband hatte einen Vertreter geschickt. Diplom-Ingenieur Geo Popescu, der international erprobte Schiedsrichter, war es, der gemeinsam mit Diplom-Ingenieur A. Archiropol, einen guten Freund der Bogaroscher Handballer, die Spiele in Bogarosch leitete.

Abends beim Abschlussbankett wurde durch Geo Popescu dem Bogaroscher Handballverein die „Goldene Verdienstnadel“ des rumänischen Handballverbandes überreicht. Geo Popescu sagte: „Ohne die Pionierleistung der anwesenden deutschen Handballer hätte es Rumänien nie geschafft, zweimaliger Weltmeister zu werden. Dazu haben auch die Bogaroscher einen bedeutenden Beitrag geleistet, auf den sie stolz sein dürfen.“

Jene Spieler, die Ende der sechziger Jahre von Bogarosch zu anderen Mannschaften überwechselten, haben hier in Deutschland wieder zueinandergefunden und spielten seit 1986 unter dem Dachverband der HOG Bogarosch beim Ulmer Treffen. 1986 haben sie den dritten Platz belegt und 1992, nun bei den Mannschaften der „Alten Herren“, haben sie sich wacker geschlagen und hinter „Poli“ Temeswar den zweiten Platz belegt und den zweiten Pokal errungen.  

***
Gewährsleute: Elisabeth Baumann (Denuel), Elisabeth Erhardt (Jakoby), Elisabeth Fuchs (Laub), Josef Ebinger, Peter Ebinger, Walther Maiterth, Johann Schneider, Peter Stahl, Johann Thierjung, Johann Thierjung (?) und Josef Thierjung.

Der Bericht wurde der Bogaroscher Ortsmonographie von 1993 von Dr. Anton Peter Petri entnommen und von mir leicht überarbeitet.