„Einer muss den Frieden beginnen – wie den Krieg“ (Stefan Zweig)
Zwei Beiträge über Poli in einer Ausgabe – ist das nicht einer zu viel? Nein, angesichts des 100. Geburtstags der Temeswarer. Wobei es mir gar nicht unrecht ist, dass nicht ich die Würdigung schreiben werde. Weil ich gar nicht gewusst hätte, welcher Poli ich eigentlich gratulieren soll. Es gibt nämlich deren zwei, von denen jede das Original sein möchte. Eine spielt in der 2. Fußball-Liga, die andere wurde unlängst aus der 3. Liga rausgeschmissen und steht vor dem Bankrott. Genauso unbekannt ist der Verbleib der zwei Rumänienpokale, die die Weiß-Violetten in 100 Jahren gewonnen haben. Ihre größten Erfolge in der Vereinsgeschichte sind wie vom Erdboden verschluckt.
Ob die Nachbarn aus dem fünfzig Kilometer entfernten Arad Geburtstagsgrüße übermittelt haben? Selbstverständlich wäre das nicht. Denn UTA Arad und Poli Temeswar sind zwar Traditionsmannschaften, aber auch erbitterte Rivalen. Um ein Haar hätte ich Feinde geschrieben. Zwischen fußballerischen Nachbarn kommt das oft vor. Dafür gibt’s viele Beispiele: Steaua Bukarest – Dinamo Bukarest, Bayern München – 1. FC Nürnberg, Borussia Dortmund – Schalke 04, Hamburger SV – FC St. Pauli, Real Madrid – Atletico Madrid, Celtic Glasgow – Glasgow Rangers, AC Mailand – Inter Mailand, AS Rom – Lazio Rom, Arsenal London – Tottenham Hotspur oder Roter Stern Belgrad – Partizan Belgrad. Derbys werden diese Duelle genannt, bei denen die Emotionen hochkochen – auf Rasen und Rängen.
UTA gegen Poli, drei Buchstaben gegen vier. Da wussten alle, worum es geht. Um die Vorherrschaft im Banater Fußball und um die ewige Rivalität zwischen zwei Städten, die sich seit mehr als 130 Jahren darüber streiten, wo zuerst Fußball auf dem Gebiet des heutigen Rumänien gespielt worden sein soll.
Die Arader behaupten, das wäre 1888 in der Stadt an der Marosch zwischen zwei Jugendmannschaften passiert. Diese brachten und nahmen die Torstangen mit. Zwei Jahre später hatte der Arzt Julius Weiner bei seiner Rückkehr aus London nach Arad einen Fußball mit im Gepäck. Weiner studierte in der englischen Hauptstadt. Die Arader Lokalpresse veröffentlichte am 6. Juli 1898 das Fußball-regelwerk. Ein Jahr später fanden die ersten Trainings danach statt. Am 5. Juli 1899 wurde in Arad die erste Fußballmannschaft namens Societatea de Fotbal Arad gegründet. Das erste offizielle Fußballspiel auf einem regulären Platz und in regulärer Spielzeit fand am 15. August 1899 in Pădurice in der Stadt Arad statt, wo später das CFR-Stadion stand. Es wurde zwischen den Societatea-Kickern ausgetragen, also in der Familie. Am mittlerweile abgerissenen Stadion war eine Gedenktafel angebracht, worauf das Ereignis als erstes Fußballspiel auf dem Boden des heutigen Rumänien gewürdigt wurde. Zehn Tage später fand die Gründung des Atletic Club Arad statt. Dieser verlor am 25. Oktober 1899 im ersten internationalen Spiel gegen den Verein des Budapester Polytechnikums mit 0:10. Das ist die Arader Version der Geschichte. Untermauert haben sie Mihai Ionescu und Mircea Tudoran in ihrem Standardwerk „Fußball von A bis Z“. Laut ihnen wurde in Arad um neun Jahre früher als in Temeswar mit dem Fußballspiel begonnen.
Tudoran hat von 1953 bis 1987 für die Bukarester Fachzeitung „Sportul“ berichtet, mit einer Unterbrechung zwischen 1967 und 1974, als er für die Zeitschrift „Fotbal“ schrieb. Er war ein hervorragender Sportjournalist und Statistiker. Wir lernten uns vier Jahre vor dem Umsturz in der Bukarester „Sportul“-Redaktion kennen und trafen uns Ende der neunziger Jahre in Mannheim wieder, wo ich für BILD über den Zweitligisten Waldhof berichtet habe. Tudoran schenkte mir die beiden Bände der rumänischen Fußball-Bibel mit einer von ihm geschriebenen Widmung.
Und nun die Temeswarer Variante. Erste Fußballspiele sollen dort 1897 unter Jugendlichen auf dem Messeplatz an der Arader Straße stattgefunden haben. Am 25. Juni 1899 wurde auf dem Platz des Radsportvereines Velocitas anlässlich einer Schulfeier das Spiel zwischen den Klassen 6 und 7 des Piaristengymnasiums ausgetragen, über das das vom damaligen stellvertretenden Temeswarer Bürgermeister Josef Geml herausgegebene städtische Amtsblatt in ungarischer Sprache „Városi Közlöny“ berichtet hat. Organisiert wurde es von Lehrer Karl Müller. Dafür wurden sogar Eintrittskarten verkauft. Das Spiel fand vor zahlreichen Zuschauern nach den geltenden Fußballregeln statt und endete nach 45 Minuten Spielzeit 0:0.
Wer hat nun Recht? Darüber sollen sich die Historiker die Köpfe einschlagen. Auf dem Platz haben das die Spieler von Poli und UTA oft genug getan. Wie zum Beispiel am 16. Mai 1964 im funkelnagelneuen Temeswarer Stadion des 1. Mai, das knapp ein Jahr vorher eingeweiht worden war. Poli hieß damals noch Ştiinţa und traf in der A-Liga auf UTA.
Die Stimmung war schon Tage vor dem Spiel aufgeheizt, da die gegen den Abstieg kämpfenden Temeswarer UTA vorwarfen, eine Woche vor dem Derby zuhause absichtlich gegen Konkurrent Crişul Großwardein mit 2:3 verloren zu haben. Aber auch die Arader hatten mit Ştiinţa noch eine Rechnung offen, genauer ihr Trainer Coloman Braun-Bogdan. Der war eine Saison vorher mit der Studentenelf Dritter in der 1. Liga geworden, musste aber nach einem Krach mit den Führungsspielern
Ioan Igna und Remus Lazăr Temeswar nach nur einer Spielzeit verlassen und kehrte zu UTA in seine Geburtsstadt Arad zurück. Fürs Derby war Braun bis in die Haarspitzen motiviert, und laut Gerüchten hat Csibi-Bácsi die Strippen gezogen, damit Schiedsrichter Nicolae „Lulu“ Mihăiescu das Spiel pfeifen wird.
25000 Zuschauer waren an jenem Samstag im Stadion. Und die Gäste legten los wie die Feuerwehr. Nach 23 Minuten führte UTA bereits mit 2:0. Doch Poli konnte das Spiel drehen – und ging in Führung. Als Josef Leretter (damals noch bei Ştiinţa)
eine Viertelstunde vor Schluss die Temeswarer mit 3:2 in Front brachte, schien der so wichtige Sieg in greifbare Nähe gerückt. Aber die Gäste glichen postwendend aus. Dann gelang Leretter abermals die Führung. Doch der Schiri annullierte den Treffer wegen Abseits. Kurz danach verweigerte er den Temeswarern auch noch einen an Cicerone Manolache verursachten Foulelfmeter. Das Spiel endete 3:3. Ein Punkt war zu wenig für Ştiinţa – und die Hölle brach aus.
„Dummheiten können reizend sein, Dummheit nicht“, meinte der italienische Schriftsteller und Politiker Alberto Moravia. Das zeigte sich nach dem Schlusspfiff. Die Spieler beider Mannschaften gingen aufeinander los. Dabei wurde Leretter beschuldigt, dem damaligen Arader Assistenztrainer Nicolae „Coco“ Dumitrescu in den Hintern getreten zu haben. „Ich war es nicht, sondern mein Kollege Zeno Turcan“, erzählte mir Leretter Jahrzehnte später. Viele der Zuschauer randalierten, rissen Holzbänke aus den Verankerungen, warfen mit Steinen in Richtung Umkleidekabinen. Ein Milizauto wurde umgeworfen und angezündet. Erst nach Stunden konnte ein massives Aufgebot von Miliz und Militär die Lage in den Griff kriegen. Viele Randalierer wurden verhaftet, zahlreiche Studenten exmatrikuliert. Und der Temeswarer Klub mit einer Platzsperre bestraft.
Die letzten drei Heimspiele mussten in Reschitza ausgetragen werden. Obwohl nach dem Skandalspiel noch fünf Etappen bis Saisonschluss anstanden, wog der Punktverlust im Banater Derby für die Gastgeber besonders schwer. Denn Ştiinţa stieg am Ende als Vorletzter ab. UTA belegte Rang 11 von 14 Mannschaften und blieb drin. Hätte Temeswar das Derby gewonnen, wäre es genau umgekehrt gekommen – und UTA in die 2. Liga gemusst. Damals spielten bei Ştiinţa (Trainer: Colea Vâlcov): Popa – Hârşova, Mihăilă, Turcan, Răcelescu – Leretter, Surdan – Igna, Ciosescu, Manolache, Miţaru; bei UTA (Trainer: Coloman Braun-Bogdan): I. Vasile (78’ I. Coman) – Pecican, Bakos, Metskas, Neamţu – Chivu, Comisar – Tomeş, Ţârlea, Floruţ, Selimeşi.
Ioan Igna, der damals für die Temeswarer kickte, aber vorher und nachher bei UTA, hat noch eine andere Erklärung für die feindliche Stimmung zwischen beiden Städten parat: „Ein Teil des Rayons Arad wurde 1956 der Region Banat mit Temeswar als Hauptstadt zugeteilt. Das gefiel den Aradern nicht. Sie fühlten sich benachteiligt. Trotzdem habe ich diese erbitterte Rivalität nie verstanden. Zu allem Unglück ist es leichter, dass wir uns gehasst statt respektiert, Feindschaft und Bosheit unsere Seelen überflutet haben.“ Das sah schon der bekannte humoristische Dichter Wilhelm Busch so: „Zur Tugend, wie man zu sagen pflegt, ist eigentlich keiner recht aufgelegt.“
Igna stieg nach seiner aktiven Laufbahn zu einem der weltbesten Schiedsrichter auf. Bei der Europameisterschaft 1988 leitete er in Hamburg das Halbfinale zwischen Gastgeber Deutschland und dem späteren Europameister Holland (1:2). Neun Tage später habe ich ihn für die „Neue Banater Zeitung“ unter der Überschrift „Die EM war die Krönung meiner Laufbahn“ interviewt. Igna ist 81 Jahre alt, in Arad geboren, lebt in Temeswar und ist UTA nach wie vor eng verbunden: „Ich bin in Stadionnähe aufgewachsen, war Balljunge und Juniorspieler, habe dort debütiert. Das kann man nicht vergessen.“
Der Banater Schwabe Josef Leretter wechselte nach zehn Jahren bei Poli 1967 zum Erzfeind UTA. Dort traf er den inzwischen zum Cheftrainer beförderten Coco Dumitrescu wieder. Der wäre bestimmt nicht mit seinem Kommen einverstanden gewesen, wenn er ihm beim Skandalspiel drei Jahre vorher in den Allerwertesten getreten hätte. „Nach meinem Wechsel zu UTA erfuhr ich, dass der Schiedsrichter in jenem Spiel von den Aradern bestochen worden war“, erzählte Leretter. „Mit gesunder Rivalität hatte das nichts zu tun.“ Das wusste auch der berühmte Physiker Albert Einstein: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Coco Dumitrescu ist übrigens der einzige Mensch, der an allen acht Titelgewinnen (sechs Meisterschaften plus zwei Rumänienpokalsiege) von UTA beteiligt war: sechsmal als Spieler und zweimal als Trainer. Einzigartig! Ein feiner und untadeliger Sportsmann, der es nicht verdient hat, getreten zu werden. Am vergangenen 8. Dezember wäre er 100 Jahre alt geworden. Die Haupttribüne im neuen Arader Stadion „Franz von Neumann“ wurde ihm zu Ehren benannt. Vor acht Monaten erschien in Arad die von Radu Romanescu geschriebene Biographie „Coco Dumi-trescu – Für immer im Herzen der Alten Dame“. Sie enthält einen Beitrag von mir, da ich Coco einst kennen- und schätzengelernt hatte.
Das Skandalspiel 1964 habe ich nicht gesehen. Als sechsjähriger Dorfbube war das nicht drin. Ich erfuhr jedoch, dass es im damals schönsten und größten Stadion Rumäniens stattgefunden hat, erbaut 1963 und am 1. Mai desselben Jahres eingeweiht. Deshalb sein früherer Name. 1996 wurde es nach dem legendären Poli-Spieler Dan Păltini-şanu umbenannt, der ein Jahr vorher mit nur 44 an Zirrhose starb.
Einst ein herrliches Stadion, ist es 58 Jahre später eine Bruchbude. Seit vier Jahren wird nun schon erzählt, dass es abgerissen werden soll. Aber es steht immer noch, und manchmal wird darin auch gekickt. Obwohl die Anzeigetafel nicht mehr funktioniert, ebenso wenig die Lautsprecheranlage oder das Drehkreuzsystem beim Einlass. Sonnenblumenschalen und Schimmelpilze bedecken die bröckelnden Stufen. Die Zugangstreppen sind Stolperfallen, nur noch Haupttribüne und Nordkurve zugänglich. Der Rest ist aus Sicherheitsgründen gesperrt. In den Umkleidekabinen fließt kein Wasser, weil die Duschen kaputt sind.
Ausgerechnet im abgesperrten Teil befindet sich die Pressetribüne. Mineralwasser für die Journalisten gibt’s aber nur im einzigen Kiosk auf der gegenüberliegenden Haupttribüne zu kaufen. Um nicht auf Abwege zu geraten, betteln die Journalisten Trainer und Spieler auf den Ersatzbänken um Wasser an. Unvorstellbar! Und für ein solch deplorables Stadion muss die veranstaltende Mannschaft eine Miete von 8000 Lei (umgerechnet 1600 Euro) pro Spiel an den Kreisrat Temesch bezahlen, den Besitzer der Arena. Eine Posse!
Dem alten, ehrwürdigen, maroden Stadion müssen vor Schmerzen die Tränen kommen, aber auch die der Nostalgie. Besonders, wenn es an jenen 5. Oktober 2002 denkt. Ebenfalls ein Samstag, mit viel Sonnenschein. Bestes Fußballwetter. Poli empfing UTA zum Banater Derby in der 1. Liga. Das Stadion war so voll wie bei keinem anderen Spiel in Temeswar nach dem Umsturz. 40000 Zuschauer füllten es bis auf den allerletzten Platz, darunter 3000 aus Arad, die in der Nordkurve standen. Die Fans sorgten von der ersten bis zur letzten Minute für ein tolles Spektakel. Durchs Oval wogte ein Meer aus weiß-violetten Fahnen. Sogar die Rauchschwaden der explodierenden Leuchtkörper waren weiß-violett. Genauso wie die vielen Konfettis und Papierrollen, die aufs Spielfeld flogen. „Das Banat ist ein violettes Territorium“, stand auf Spruchbändern am Spielfeldrand.
Eine La-Ola-Welle nach der anderen schwappte durchs weite Rund. Die Menschen sangen und sprangen die ganze Zeit über.
Poli begann furios und führte 2:0. Vor freudiger Erregung starb ein Temeswarer Anhänger auf der Tribüne an einem Herzinfarkt. Die Gäste steckten nicht auf. Es kam zum offenen Schlagabtausch. UTA glich zum 2:2 aus. Poli ging 3:2 in Führung, UTA schaffte erneut den Ausgleich. Und schlug in der Nachspielzeit eiskalt zu: 3:4 durch einen blitzschnellen Konter. Nach dem Abpfiff kam es auf dem Platz zu einer Schlägerei mit Fäusten und Tritten zwischen den Spielern. Rädelsführer waren Călin Zanc von Poli und Sorin Botiş von UTA.
Von der Dramatik und Zuschauerkulisse her war es ein nicht mehr zu überbietendes Spektakel. Davon träumen die Anwesenden heute noch. Umso mehr, da diese Begegnung aus unerklärlichen Gründen nicht im Fernsehen übertragen wurde, dafür drei nichtssagende Partien wie Steaua – Piatra Neamţ, Craiova – Naţional Bukarest und Astra Ploieşti – Rapid. Ein Spiel für die Geschichtsbücher – und ein ganzes Land musste in die Röhre gucken. Unglaublich, aber wahr! Diesmal stieg UTA am Saisonende ab und Poli rettete sich in der Relegation.
Tja, das Temescher Banat war mal ein violettes Territorium, jetzt ist es ein pechschwarzes. Beim Stadtderby Poli – Ripensia (1:3) am vergangenen 23. Oktober in der 2. Liga verloren sich gerade mal 700 Zuschauer im einstigen Schmuckkästchen.
Die meisten Partien UTA – Poli fanden samstags statt, genau ein Viertel. Zwischen 1948 und 2019 wurden insgesamt 79 Spiele zwischen beiden Teams in der 1. und 2. Liga sowie im Rumänienpokal ausgetragen. Die Bilanz spricht für UTA: 33 Siege, 21 Unentschieden, 25 Niederlagen. Torverhältnis: 118:98. Fazit: UTA hat acht Siege mehr erzielt und 20 Tore mehr geschossen als Poli.
Das Banater Derby wirkte sich auch auf meine Tätigkeit als Sportjournalist aus. In Großjetscha geboren, in Temeswar lebend und bei der „Neuen Banater Zeitung“ arbeitend, zog es mich von Anfang an mehr zu den Spielen von UTA als zu jenen von Poli. Die Kollegen der anderen drei Temeswarer Lokalzeitungen wunderten sich, dass ich so oft nach Arad fuhr und so wenig bei Poli vorbeischaute. Jene der NBZ-Beilage „Arader Kurier“ dagegen freuten sich über meine Beiträge, da sie wöchentlich vier Seiten zu füllen hatten.
Dass ich mich eher als Arader fühlte, hatte mehrere Gründe. Mein Vater stammte aus Schimonydorf im Kreis Arad. Dort im Kreischland verbrachte ich bei meinen Großeltern einen Großteil der Ferien, besuchte oft meine Tante in Arad und badete mit meinen beiden Cousins in der Marosch. So war ich von klein auf vertrauter mit der Arader Gegend. Und als ich mit 13 Jahren den sensationellen Erfolg von UTA gegen Welt- und Europapokalsieger Feyenoord Rotterdam mitbekam, war es endgültig um mich geschehen. UTA wurde zu meiner unangefochtenen Nummer eins. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Das letzte Banater Derby in Arad zwischen UTA und Poli sah ich am 12. Mai 2001. Es fand in der 2. Liga statt und endete mit einer Nullnummer. In Temeswar erlebte ich das letzte Duell zwischen Poli und UTA fast auf den Tag genau 16 Jahre später am 12. Juni 2017. Poli siegte in der Relegation für die 1. Liga mit 2:1. Beide Spiele habe ich nach unserer Auswanderung gesehen. Wann ich das nächste erleben werde, steht in den Sternen. Denn UTA spielt in der 1. und die eine Poli in der 2. Liga. Doch egal, wann beide Mannschaften wieder aufeinandertreffen: Die Banater Derbys werden ihren besonderen Reiz für immer behalten.
Der in Warjasch geborene Schriftsteller Goran Mrakić, früher Redakteur bei der Temeswarer serbischen Wochenzeitung „Naša Reč“, drückte es treffend aus: „Ohne Poli verliert UTA ihre Daseinsberechtigung und umgekehrt. Es ist wie Yin ohne Yang, wie ein Sommer ohne Regen, wie ein Tag ohne Nacht und wie die mititei (traditionelle rumänische Hackfleischröllchen) ohne Senf einst auf dem Ócskapiac in der Mehala. Lasst diese Rivalität wachsen. Lasst uns an einem Derbytag leidenschaftlich kämpfen, um einen Treffer mitfiebern, die Verzweiflung des Gegners, die Bitterkeit der Sünde und den Stolz auskosten. Von den Siegen wird noch Generationen später genauso wie von den Niederlagen erzählt, die wie eine durch ein heißes Eisen zugefügte Wunde schmerzen. Dass wir uns fußballerisch bekämpfen, ist ausgezeichnet für das Phänomen des Derbys. Aber tötet nicht seinen Geist. Denn es ist eines der wenigen natürlichen Dinge, die uns in einer zunehmend künstlichen Welt noch geblieben sind.“ Nicht von ungefähr hat der große amerikanische Schauspieler Paul Newman gesagt: „Hast Du keine Feinde, dann hast Du keinen Charakter.“
Das Schlusswort überlasse ich Schriftsteller Mrakić: „Ich wünsche mir, dass Poli und UTA eines Tages um die Vorherrschaft im rumänischen Fußball kämpfen werden.“ Ein frommer Wunsch! Möge er je rascher in Erfüllung gehen...
Kommen Sie gut durch die Zeit!