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Vierfacher Anlass zum Feiern in Großsanktnikolaus 

Bischof Josef Csaba Pál segnete die neue, 1200 Kilogramm schwere Glocke nach der heiligen Messe vor der Kirche. Auch die HOG Großsanktnikolaus hat zur Deckung der Kosten beigetragen. Fotos: Enikő Sipos

Pfarrer Attila Andó (Mitte) feierte im Rahmen des Kirchweihfestes in Gegenwart vieler Gläubigen, Amtsbrüder und Honoratioren sein silbernes Priesterjubiläum.

Kirchweihfest, Glockenweihe, Segnung des reparierten Kirchendaches und Priesterjubiläum

Ende Juni dieses Jahres erreichten das Pressebüro der Diözese Temeswar beunruhigende Nachrichten aus Großsanktnikolaus: Laut Mitteilung des Ortspfarrers Attila Andó hatte ein schweres Unwetter mit starken Sturmböen große Schäden sowohl am Dach der römisch-katholischen Kirche als auch auf dem Friedhof der Deutschgemeinde verursacht. Beide Seiten des Kirchendaches über dem Altarraum wurden abgedeckt, es bestand dringender Handlungsbedarf. (Die „Banater Post“ berichtete darüber in der Ausgabe vom 20. Juli.) In Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Bürgermeisters Dănuț Groza, der Diözese Temeswar, der Heimatortsgemeinschaft Großsanktnikolaus, der Baptistengemeinde „Nădejdea“ (Die Hoffnung) und der gesamten örtlichen römisch-katholischen Gemeinde konnten die Dachreparaturen sehr schnell durchgeführt werden. Drei Monate später konnte das Kirchweihfest des 1824 errichteten Gotteshauses feierlich begangen werden. 

In Großsanktnikolaus gab es aber auch einen weiteren Grund zum Feiern: Am 15. Oktober, am Fest der heiligen Teresa von Ávila, erhielt nämlich die Stadtpfarrkirche eine neue Glocke. Deren Weihe nahm der Diözesanbischof von Temeswar Josef Csaba Pál vor. Die neue Glocke wird die der Gottesmutter zugeeignete, 1160 Kilogramm schwere Hauptglocke ersetzen. Diese im Jahr 1919 gegossene „große Glocke“ war gesprungen und hatte ihre Klangkraft verloren. Jetzt stehen, bis zum 200-jährigen Weihejubiläum der Kirche 2024, noch eine Generalreparatur des Glockenstuhls sowie die Automatisierung des Glockengeläuts an. (Siehe dazu auch den „Banater Post“ vom 5. Mai 2021 erschienenen Beitrag von Erwin Gallmann „Die Glocken der Heimat läuten nicht mehr“.)

Das Kirchweihfest bot auch noch einen dritten Anlass zum Feiern: Pfarrer Attila Andó, der vor 25 Jahren durch Handauflegung und Gebet des inzwischen im Herrn entschalfenen Bischofs Sebastian Kräuter zusammen mit weiteren vier Kollegen in der Temeswarer Domkirche zum Priester geweiht worden war, feierte nun sein silbernes Priesterjubiläum.

All dies erwähnte Pfarrer Andó schon zu Beginn der heiligen Messe. Der Seelsorger dankte allen, die ihn in den 25 Jahren seines priesterlichen Dienstes unterstützt haben: dem Allmächtigen Gott, seiner Familie, den Kollegen und den Mitarbeitern, den Gläubigen und Wohltätern. Pfarrer Andó begrüßte alle, die sich mit der Gemeinde und mit ihm an diesem Tag zu dieser dreifachen Feier in der Kirche eingefunden hatten: den Bürgermeister der Stadt Dănuț Groza und die Stadtratsmitglieder, den Unterpräfekten des Kreises Temesch András Molnár (zugleich Vorsitzender des Ungarnverbandes UDMR im Kreis Temesch), den Abgeordneten der bulgarischen Minderheit Gheorghe Nacov, die griechisch-katholischen und orthodoxen Priester, den Pastor der Baptistengemeinde „Nădejdea“ sowie alle Mitbrüder im priesterlichen Dienst, die aus mehreren Pfarreien der Diözese Temeswar nach Großsanktnikolaus gekommen waren. Den musikalischen Rahmen der heiligen Messe sicherten Dr. Maria Muntean und der Kirchenchor unter der Leitung des Kantors Adrian Matea. Aber nicht nur der Pfarrer begrüßte die Gäste, sondern auch die Kinder und Jugendlichen begrüßten auf Deutsch, Rumänisch, Ungarisch und Bulgarisch ihren Seelsorger. Sie trugen festliche Volkstrachten an und brachten auch die Gaben für das eucharistische Opfer zum Altar.

Die Predigt hielt Pfarrer Sándor Tivadar, Seelsorger in Arad-Gai, der Pfarrer Andó schon seit Kindestagen unterstützt. Seiner Predigt legte Pfarrer Tivadar ein Zitat aus dem Evangelium nach Markus zugrunde: Als Jesus, der Auferstandene, seinen Jüngern erschien, forderte er sie auf: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ Er erteilte ihnen auch den Auftrag, zu heilen: „die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden“. Jesus habe seine Jünger in die Welt ausgesandt mit diesen drei Aufgaben, betonte der Prediger. Dies sei eine universelle Aufgabe. Derjenige, der von Gott ausgesandt ist, sei nicht zu einem bequemen, ruhigen Leben berufen. Diese Berufung orientiere sich am Dienst an den Menschen. „Dementsprechend, mein lieber Mitbruder und Jubilar, gehe hin und schaue nach Deinen Gläubigen, denn wir alle sind auch für diejenigen verantwortlich, die am Rande der Gesellschaft stehen oder die keinen Sinn und Zweck mehr im eigenen Leben finden. Du darfst nicht nur ein Mensch Gottes, sondern Du musst auch ein Mensch für die so geprüfte Welt, für den Nächsten sein, also einer, der den Menschen dient“, sagte Pfarrer Sándor Tivadar. 

Für seinen 25-jährigen Priesterdienst ehrte Bischof Josef Csaba Pál den Jubilar mit der St.-Gerhards-Medaille in Silber. Die gleiche Auszeichnung überreichte der Oberhirte auch dem Bürgermeister der Stadt Großsanktnikolaus Dănuț Groza als Dank und Anerkennung für seine ständige Unterstützung und die gute Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Gemeinde im Laufe der Jahre, sowohl in guten als auch in weniger guten Zeiten.

Die von der Firma Selwerk aus Odorheiu Secuiesc/Oderhellen gegossene 1200 Kilogramm schwere Glocke (samt Joch wiegt sie 1700 Kilogramm) sei ein weiteres Wunder dieses Jahres, sagte Pfarrer Andó. Die neue Glocke ist vom Stadtrat Großsanktnikolaus auf Anregung von Bürgermeister Dănuţ Groza der Kirche geschenkt worden, wobei die Stadt dafür 30000 Euro zur Verfügung stellte. Auch die Heimatortsgemeinschaft Großsanktnikolaus und die Rumänienhilfe Burgkirchen sowie Spenden der Gläubigen haben zur Deckung der Kosten in Gesamthöhe von 35000 Euro beigetragen. Die Glockenweihe fand nach der heiligen Messe vor der Kirche statt. Bischof Pál sprach ein Weihegebet und segnete die Glocke mit Weihwasser, Weihrauch und Chrisamöl. Davor hatte er in einer kurzen Ansprache auf die dreifache Rolle der Glocke hingewiesen: „Gemäß eines lateinischen Spruchs ruft die Glocke die Lebenden, beweint die Toten und vertreibt die Wolken.“ Ferner sagte der Bischof: „Ich wünsche den Mitgliedern dieser Gemeinde, dass diese Glocke sie oft und lange, lange Zeit von nun an zum Gebet ins Hause des Herrn rufen solle.“ 

Die Einheit und Kohäsion der Gemeinde konnte man nicht nur in der Vorbereitung dieser Feier feststellen, sondern auch an der herzlichen Gastfreundschaft, mit der sie ihre Gäste empfing. Die gute Zusammenarbeit der rumänischen, ungarischen, deutschen und bulgarischen Gläubigen widerspiegelte sich in diesem gelungenen Fest und im gemeinsamen und gemeinsam gelebten Glauben wie auch in der gemeinsam getragenen Sorge um die gemeinsame Pfarrkirche, die für jeden Christen dieser Gemeinde eine Quelle der Kraft für den Alltag ist.