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Die Russlandverschleppung aus Sicht der Kindergeneration

Der von der Landsmannschaft der Banater Schwaben herausgegebene Band ist in der Reihe „Banater Bibliothek“ erschienen.

Entlassungsschein (Spravka) vom 12. Januar 1947 der Margareta Helmer aus Orzydorf, die im Januar 1945 nach Makejewka verschleppt worden war.

Wohnortzuweisungsbefehl des Empfangszentrums Arad vom 28. Juli 1947 der Margareta Helmer aus Orzydorf. Eingesendet wurden diese Unterlagen von Eva-Maria Helmer als Anlage zu ihrem Erzählbericht.

Vor zwei Jahren hat die Landsmannschaft der Banater Schwaben das Vorhaben „Kinder deutscher Russlanddeportierter aus dem Banat“ auf den Weg gebracht und damit den von Albert Bohn unterbreiteten Vorschlag aufgegriffen, einen Band herauszubringen, der die Verschleppung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion aus der Sicht der Kinder thematisieren sollte. Das Projekt wurde von Albert Bohn, Werner Kremm, Peter-Dietmar Leber, Anton Sterbling und Walter Tonţa betreut. 

Bis zum Ende des Jahres 2019 und darüber hinaus folgten mehr als 110 Kinder ehemaliger deportierter Zwangsarbeiter dem in der „Banater Post“ vom 5. August 2019 erschienenen Aufruf zur Mitarbeit an diesem Dokumentations- und Publikationsprojekt. Anhand eines Leitfragebogens berichteten sie über die Folgen, die das Leid der Eltern für ihr Leben hatte. 

Vor kurzem ist nun die Sammlung der eingegangenen Erzählberichte in Buchform erschienen. Der von der Landsmannschaft der Banater Schwaben als Band 20 der Reihe „Banater Bibliothek“ herausgegebene und von der Kulturreferentin für den Donauraum geförderte 500-seitige Band trägt den Titel „Die Verschleppung der Deutschen aus dem Banat in die Sowjetunion aus der Sicht ihrer Kinder. Erzählberichte“. Die Herausgabe des Bandes besorgten die fünf Projektbetreuer.

Als Beitrag zur Erinnerungskultur dokumentiert der Band über 110 Erzählberichte von Kindern von deportierten Deutschen aus dem Banat in die Sowjetunion, ergänzt durch Analysen von Anton Sterbling und William Totok und statistische Materialien von Ovidiu Laurenţiu Roşu. Mit diesem Band sollen die schwierigen und schmerzhaften Erfahrungen und Erlebnisse im Zusammenhang mit der Verschleppung in die Sowjetunion in vielfältigen individuellen Erinnerungssträngen in einer spezifischen Weise im kollektiven Gedächtnis bewahrt werden. Ebenso sollen die damit festgehaltenen Geschehnisse sowie deren subjektive Verarbeitung aus der Sicht der Kinder der Deportierten zeigen, dass historische Katastrophen und politische Verbrechen, durch wen auch immer verschuldet und zu verantworten, nicht selten schwerwiegende und langfristige Auswirkungen haben, deren zeitliche und sachliche Reichweite man oft gar nicht angemessen beurteilen und abschätzen kann. Sie treffen nicht selten individuell und im subjektiven Sinne völlig oder weitgehend schuldlose Menschen, die dafür mitunter auch noch in der Generationenfolge in kollektive Haftung genommen werden. Dies will der Band als eindringliche Erinnerung und nachhaltige Mahnung vermitteln.

Der Band kann zum Preis von 18  Euro zuzüglich Versandkosten bei der Landsmannschaft der Banater Schwaben unter Tel. 089 / 2355730 oder per E-Mail an landsmannschaft@banater-schwaben.de wie auch über den Banater Shop unter www.banater-schwaben.org/banater-schwaben/banater-shop bestellt werden.