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Sturzflut bei UTA! Brosovszky soll's richten - Eine sportliche Glosse

UTA verpflichtete Attila Brosovszky als Generalmanager, Neffe des legendären Ladislaus Brosovszky. Foto: Special Arad

Sie beschwören die Geister der Vergangenheit. Nachdem die Statue des Barons Franz von Neumann bald im gleichnamigen Arader Stadion sitzen wird, will UTA mit Brosovszky in die Erfolgsspur kommen. Wie bitte? Der legendäre Brosovzky ist doch seit mehr als 30 Jahren tot. So einen wie ihn würden die Rot-Weißen mit Handkuss nehmen. Er wurde zweimal Meister mit ihnen, schoss als Mittelfeldspieler 100 Treffer – Rang 1 in der Ewigen Torjägerliste der Arader...

Jetzt hat UTA wieder einen Brosovszky, aber nicht Ladislaus, sondern seinen Neffen Attila. Der 47-Jährige ist neuer Generalmanager. Er wurde mit Astra Arad Vizemeister im Wasserball, war Manager bei den Temeswarer Rugbyspielern und den Basketballerinnen aus Târgoviște. Wasserball, Rugby, Basket – ob er sich auch im Fußball auskennen wird?

Laut einer Redewendung macht eine Schwalbe noch keinen Sommer. Aber: Bei UTA macht ein Spielerberater alle Transfers, genießt Narrenfreiheit. Er hat nicht nur die Spieler unter Vertrag, sondern auch den Trainer. So was ist ungewöhnlich. Alle neun Neuen wurden von ihm verpflichtet. Und alle sagten bei ihrer Vorstellung das Gleiche: „UTA ist ein Verein mit großer Tradition.“ Das erklärte auch ein von Zweitligist Ripensia Temeswar verpflichteter Spieler. Wegen der „großen Tradition“ hätte er nicht nach Arad kommen brauchen. Bei Ripensia gibt's genug davon. Die Temeswarer wurden viermal Meister, zweimal Pokalsieger, gewannen als erste rumänische Mannschaft das Double.

Da stets die gleichen Sprüche geklopft wurden, hat UTA sich zur Abwechslung was Originelles aus-gedacht. Und gab bekannt, drei neue Spieler verpflichtet zu haben, ohne ihre Namen zu nennen. So was schaffte nicht mal Bundesligist SC Freiburg. Der veröffentlicht zwar die Namen der neuen Spieler, aber nicht deren Vertragslänge. Das gilt auch für den Trainer. Im Breisgau hat Volker Finke diese Unsitte anno dazumal eingeführt. Der langjährige SC-Coach sagte: „In der Regel habe ich drei Meinungen: eine für mich, eine für den Präsidenten und eine für die Presse.“ Ein Mann, drei Meinungen, kein Wort.

Wegen der Geheimniskrämerei wurde in Arad gerätselt, ob Messi, Ronaldo und Lewandowski verpflichtet wurden. Doch dann stellte sich heraus, dass es ein Lyzeumskicker aus Klausenburg, ein Litauer und ein Albaner waren. Vielleicht hielt UTA ihre Namen geheim, weil es anonyme Fußballer sind. Um es mit dem früheren Schalker und Lauterer Mittelfeldspieler Hannes Bongartz zu sagen: „Auch graue Mäuse machen die Liga bunt.“

Vierzig Prozent des Arader Aufgebotes sind Ausländer. Neun von ihnen und zwei Einheimische (!) standen zeitweise bei der Nullnummer zum Saisonauftakt gegen Konstanza für UTA auf dem Platz. Die Bundesliga lässt grüßen. Hoffentlich hat der allmächtige Berater diesmal ein besseres Näschen. Denn: Von den elf Spielern, denen der Verein nach der letzten Meisterschaft den Laufpass gab, betreut er ein halbes Dutzend. Außer Spesen nix gewesen...

Ob das auf den als Spielmacher verpflichteten ersten Holländer der Vereinsgeschichte zutrifft, wird sich zeigen. Wegen Sex mit einer Minderjährigen bekam er Ärger in der Heimat, wurde zu 160 Tagen gemeinnütziger Arbeit verurteilt. „Das Ärgerliche am Ärger ist, dass man sich schadet, ohne anderen zu nutzen“, meinte Schriftsteller Kurt Tucholsky.

Ärger nonstop gibt's mit dem neuen Stadion. Nach einem Sturm mit Wolkenbruch acht Tage vorm ersten Punktspiel konnte die Kanalisation das viele Wasser nicht aufnehmen. Es überflutete das komplette Erdgeschoss: Gänge, Umkleidekabinen, Konferenzsaal, Büros, Fanshop. Befürchtet wurde eine Überschwemmung wie 1970, als die Marosch übers Ufer trat. UTA überlegte, die Fußballmannschaft abzumelden, stattdessen Abteilungen für Wasserball, Schwimmen und Rudern zu gründen. Dabei ist das Stadion nicht mal ein Jahr alt, wurde sechs Jahre lang gebaut, kostete mit 14 Millionen Euro fast doppelt soviel als geplant. Fraglich, was seine Erbauer für Berufe hatten. Bestimmt nicht Architekt, Dachdecker, Maurer, Klempner oder Zimmermann.

Neue Saison, trockenes Stadion, flotte Spiele, erfolgreiche Ziele. Europameister Horst Hrubesch sagte: „Wir müssen alles noch einmal Paroli ziehen lassen.“ Das sollte auch UTA tun. Je schneller, desto besser...