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Reschitza feiert 250 Jahre Industrie - Ein Rückblick auf die Jubiläumsveranstaltungen

Die „Geburtsurkunde“ des Industrieortes Reschitza, Eintrag in der Matrikel der Pfarrei Karaschowa Foto: Diözesanarchiv Temeswar

Das zweisprachige Album „Reschitza: Visionen 2“ mit Texten und Bildern wurde vom Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ als Jubiläums-Luxusausgabe herausgebracht.

Prof. Dr. Rudolf Gräf (Mitte) dankt für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Reschitza; links der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Ţigla, rechts Bürgermeister Ioan Popa Foto: DFBB

Als Gründungstag des Industrieortes Reschitza gilt der 3. Juli 1771, der Tag, an dem dort die ersten zwei Hochöfen angeblasen wurden. Damit gehört Reschitza zwar nicht zu den ältesten Montanorten des Banater Berglandes, doch hat es sich in den folgenden Jahrzehnten zum bedeutendsten Industriezentrum nicht nur im Banat, sondern in ganz Südost-europa entwickelt. Unter dem Motto „Reşiţa – 250 de ani de foc nestins“ (Reschitza – 250 Jahre unauslöschliches Feuer“ feiert die Stadt heuer ein besonderes Jubiläum: 250 Jahre seit Gründung des modernen Reschitza und seit Beginn der industriellen Entwicklung im Oberen Bersautal.

Geschichtlicher Hintergrund des Jubiläums

Die Geburtsstunde Reschitzas ist in einem Matrikelband der Pfarrei Karaschowa vermerkt, der im Temeswarer Diözesanarchiv aufbewahrt wird. Neben den Taufen, Trauungen und Todesfällen für den Zeitraum 1758-1773 finden sich darin unter anderem historische Informationen, darunter auch die folgende: „Annô ut Supra [1771] die 3ia Julÿ primavice benedictae sunt Cæ[sare]o Regiæ ustrinæ seu Hochöfen in Neo-erecto loco Montano Reschiza dicto per me Patrem Michaëlem Grosdich Administratorem Parochiæ Carashoviensis.“ In deutscher Übersetzung lautet der Eintrag: „Im oben angegebenen Jahr [1771], am 3. Juli, wurden die kaiserlich-königlichen Hochöfen im neugegründeten Bergort Reschitza von mir Pater Michael Grosdich, Pfarradministrator in Karaschowa, gesegnet.“

Wie kam es eigentlich zur Gründung des „Eisenwerks Röschitz“? Dazu legte der bekannte Historiker Costin Feneşan 2017 eine auf Archivquellen basierende Studie vor, die unter dem Titel „Începuturile metalurgiei la Reşiţa – o nouă abordare“ (Die Anfänge des Hüttenwesens in Reschitza – eine neue Betrachtung) im Jahrbuch „Banatica“ des Museums des Banater Montangebiets erschienen ist. 

Infolge des österreichisch-türkischen Krieges von 1738-1739 und des Aufstands der Rumänen im Banat 1738 war das Eisenwerk in Bokschan, das bis dahin den Bedarf an Eisenwaren im kaiserlichen Banat gesichert hatte, ruiniert. Nach dem Wiederaufbau des Werkes stieg die Produktion aufgrund der Munitionsbestellungen des Hofkriegsrates kontinuierlich an. Um die erheblichen Geldsummen, die es in den Wiederaufbau des Bokschaner Werkes investiert hatte, wieder hereinzuholen, verpachtete das Hofkollegium in Münz- und Bergsachen das Werk 1752 für zehn Jahre. Die beständigen Munitionsbestellungen des Hofkriegsrates boten ihm einen sicheren Absatzmarkt für seine Hauptprodukte. Angesichts dieses Umstands war es sowohl Wien als auch der Banater Bergwerks-Direktion in Orawitza daran gelegen, die Eisenproduktion durch den Ausbau des Bokschaner Werkes oder den Bau eines neuen Werkes zu steigern. Im August 1766 ließ die Hofkammer in Münz- und Bergwesen die Banater Bergwerks-Direktion wissen, „daß man in reyfe Überlegung ziehen solle, ob nicht in Bogshan die Eisen-Erzeugung mittels Erhöbung mehrerer Werker um villes zu erweitern“ sei. 

Im Zuge dieser Überlegungen rückte Reschitza als möglicher Standort für ein neues Werk ins Blickfeld. Die Banater Bergwerks-Direktion teilte der übergeordneten Behörde in Wien mit, dass „in der neuerlich entdeckten Reshizaer Gegend, beyläufig 2 Stund von Bogshann, ein zu fernerer Wercksaufnahm vorträglicher Orth beaugenscheiniget worden“ sei. Dort könnten zwei oder drei Hochöfen errichtet werden, zumal es in dieser Gegend reiche Vorräte an Holz und Wasserkraft gebe. Die Bergräte Franz Xaver Wöginger und Christoph Traugott Delius setzten sich innerhalb der Banater Bergwerks-Direktion als überzeugte Befürworter eines Werkneubaus an der Oberen Bersau in der Nähe des rumänischen Dorfes Reschitza durch. Ihr Vorschlag, das Werk in Bokschan durch den Bau zweier Hochöfen in Reschitza zu erweitern, fand die Zustimmung der Hofkammer in Münz- und Bergwesen. 

Da der Neubau in Reschitza mit erheblichen Kosten verbunden war, wurde das Projekt Kaiserin Maria Theresia zur Begutachtung und Entscheidung vorgelegt. Sie beauftragte den für die Staatsfinanzen zuständigen Präsidenten der Hofkammer und der Ministerial-Bancodeputation Karl Friedrich Anton Graf von Hatzfeld zu prüfen, „ob und mit was Nutzen oder Schaden das Eisenwerk zu Bocsan dermalen betrieben werde und was dabey zu mehrerem Nutzen meines Aerarii künftig anzuordnen wolle“. Daraufhin lieferte die Banater Bergwerks-Direktion im Februar 1769 Daten bezüglich der Rentabilität des Bokschaner Werkes (der Nettogewinn lag im Durschnitt bei 15000 Gulden jährlich) und plädierte gleichzeitig dafür, den Pachtvertrag, der bis 1769 verlängert worden war, nicht mehr zu erneuern und das Werk in die Regie des Ärars zu überführen. Bezüglich der „eingerathene(n) Vergrösserung dieses Werks mittelst Erbauung zweyer Hochöfen in Reschiza“, unterstrich die Bergwerks-Direktion, dass dadurch „sowohl die Erzeugung der Munitions-Sorten sehr befördert, als auch der Verschleiß deren anderen Eisen-Sorten merklich vergrössert werden“ könne, „weil ohnehin der öfftere Wasser-Mangel in dem dermahligen Werk die Eisenerzeugung sehr hindert“. Die aus Orawitza gekommenen Vorschläge wurden von der Hofkammer in Münz- und Bergwesen gutgeheißen und von der Kaiserin sanktioniert. Um die örtlichen Verhältnisse möglichst genau zu beurteilen, wurde der Bergrat Franz Xaver Schöner im April 1769 nach Reschitza und Bokschan geschickt. In seinem Bericht an Wien befürwortete Schöner den Bau des Werkes in Reschitza und die Erweiterung jenes in Bokschan.

Ebenfalls im April 1769 legte die Banater Bergwerks-Direktion die Baupläne und den Kostenvoranschlag der Hofkammer zur Entscheidung vor. Bereits im Herbst 1768 war „Provincial-Ingenieur“ Carl Alexander Steinlein beauftragt worden, das künftige Werksgelände zu bestimmen und zu vermessen. Daraufhin hatte eine Kommission, bestehend aus Steinlein sowie den Bergräten Delius und Wöginger, dem Bergmeister Josef Redange aus Dognatschka und dem Werkskontrolleur Christopher Schuhmann aus Bokschan, die Baupläne und den Kostenvoranschlag erstellt. Diese erhielten im Juli 1769, auch aufgrund des von Bergrat Schöner vorgelegten Berichts, die Genehmigung der Hofkammer in Münz- und Bergwesen und der Kaiserin.

Am 17. August 1769 beauftragte die Hofkammer in Münz- und Bergwesen Franz Xaver Wöginger mit der Koordinierung der Bauarbeiten in Reschitza, deren Beginn am 25. Oktober 1769 von Karl Ignaz Graf von Clary und Aldringen, dem Präsidenten der Banater Landesadministration und der dortigen Bergdirektion, genehmigt wurde. Die Arbeiten begannen am 1. November 1769 unter der Leitung des Bergrates Franz Josef Müller von Reichenstein und des Bergmeisters Josef Redange. Mit der Aushebung des Schmelzgrabens, in dem Wasser aus der Bersau über das Werksgelände geleitet wurde, war Bergrat Delius betraut. Die Maurerarbeiten leitete Martin Klesko aus Weißkirchen, die Zimmerarbeiten Peter Korb aus Orawitza. Im Durchschnitt waren bis zu 224 Menschen beschäftigt: 44 deutsche Handwerker (Maurer und Zimmerleute) sowie 180 robotpflichtige rumänische Bauern aus den umliegenden Ortschaften, die als Tagelöhner und Fuhrleute eingesetzt wurden. 

Nachdem die Arbeiten an den Hochöfen in Reschitza gute Fortschritte machten, hegte man sogar die Hoffnung, sie im Spätsommer oder Herbst 1770 in Betrieb nehmen zu können. Doch der Einsturz der Schutzmauer des Wasserbeckens und vor allem die Erkrankung mehrerer Arbeiter an Sumpffieber verzögerten die Fertigstellung. Die Inbetriebnahme des Eisenwerks erforderte Fachpersonal (Gießer, Former, Schmiede), das zum einen aus dem Bokschaner Werk und zum anderen auf Kosten des Bergfiskus aus Böhmen gebracht wurde. Schließlich wurden die beiden Hochöfen in festlichem Rahmen am 3. Juli 1771 angeblasen, nachdem sie der Karaschowaer Pfarradministrator Pater Michael Grosdich auf den Namen „Josephus“ und „Franciscus“ geweiht hatte.

Der 3. Juli ist die Geburtsstunde der Bergortes Deutsch- oder Montan-Reschitza, der später mit Rumänisch- oder Kameralreschitza zusammenwuchs. In den folgenden Jahrzenten entwickelte sich Reschitza zum Zentrum des Banater Berglands und der dortigen Montanindustrie.

Aktionen im Vorfeld des Jahrestages

Dem 250-jährigen Jubiläum war eine ganze Reihe von Veranstaltungen gewidmet, wobei sich das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen und der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ – beide unter der Leitung des engagierten Vorsitzenden und Kulturmanagers Erwin Josef Ţigla – besonders hervorgetan haben. Seit vergangenem Jahr wurden mehrere Projekte gestartet, die von den beiden Organisationen der Banater Berglanddeutschen in Eigenregie oder in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern durchgeführt wurden. Für unsere Leser wollen wir in einer zusammenfassenden Rückschau die wichtigsten Veranstaltungen festhalten, die sich verständlicherweise auf die Tage unmittelbar vor und nach dem Stichtag 3. Juli 2021 konzentrierten.

Bereits im Mai vergangenen Jahres startete auf Initiative mehrerer Einrichtungen und Vereine, darunter das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen und der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“, ein Online-Wettbewerb zum Thema „Reschitza – 250 Jahre Industrie“, der in vier Etappen stattfand und im März 2021 endete. Zu beantworten waren insgesamt 250 Fragen zur Geschichte und Kultur, zum Sportleben und den natürlichen Gegebenheiten der Stadt. Die Fragen sollen in einem von der Kreisbibliothek „Paul Iorgovici“ realisierten Buch veröffentlicht werden.

Ende Juni 2021 wurde nach sechs Monaten ein von Erwin Josef Ţigla und Dr. Ada Cruceanu-Chisăliţă initiiertes Projekt abgeschlossen, das sich an Reschitzaer Persönlichkeiten richtete. Bekannte Reschitzaer, die heute zum Teil in alle Welt verstreut sind und sich weiterhin ihrem Geburtsort verbunden fühlen, wurden gebeten, zwei Fragen zu beantworten: „Was bedeutet für Sie Reschitza in diesem Jubiläumsjahr, in dem 250 Jahre Industrie gefeiert werden?“ und „Welche Botschaft möchten Sie an Reschitza und seine Bewohner im Jubiläumsjahr richten?“ 100 Persönlichkeiten, darunter auch viele Deutsche, haben sich an dem Projekt beteiligt. Aus ihren Antworten wird ein Buch entstehen: „100 pentru Reşiţa – 100 für Reschitza“.

Festival der Volksgruppen des Banater Berglands

Zum Jubiläum veranstaltete das Reschitzaer Bürgermeisteramt erstmals ein großangelegtes Kulturfestival der Minderheiten, mit dem Ziel, die Multikulturalität des Banater Berglands zu zelebrieren. Das Süd-banat ist bekanntlich eine der Gegenden Rumäniens mit der größten Vielfalt an Volksgruppen. Eine ganze Woche lang präsentierten sich je an einem Tag die (mehrheitlichen) Rumänen, die Tschechen, Serben, Kroaten, Roma, Ungarn und die Deutschen. Mittels Ausstellungen, Volkstanzvorführungen, Musikdarbietungen und kulinarischen Angeboten hatten die verschiedenen Ethnien Gelegenheit, ihre Traditionen, ihre Kultur und ihre Küche vorzustellen. Das „Etnica“-Festival wurde am 20. Juni mit einem Trachtenumzug in der Reschitzaer Neustadt eröffnet, an dem sich auch die Steierdorfer Blasmusik sowie die deutsche „Enzian“-Volkstanzgruppe aus Reschitza beteiligten.  

Der 24. Juni war den Banater Berglanddeutschen vorbehalten. Das auf der Freilichtbühne im „Tricolorului“-Park dargebotene Kulturprogramm wurde vom „Franz Stürmer“-Chor, den Musikensembles „Intermezzo“ und „Banater Bergland“ sowie der „Enzian“-Volkstanzgruppe gestaltet. Letztere trat gleich in vier verschiedenen Zusammensetzungen (kleine, mittlere und große Gruppe sowie Erwachsene) auf. Das zahlreich erschienene Publikum erfreute sich an den Darbietungen der deutschen Kulturgruppen. Sein Interesse weckten auch die Ausstellung mit Arbeiten der Mitglieder der beiden Kunstzirkel (Malerei und Holzschnitzerei) des Berglanddeutschen Forums sowie der Bücherstand mit dessen Veröffentlichungen. 

Buchvorstellung und Ausstellungen

Am 1. Juli wurde in der deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek der Band „Reşiţa: Viziuni 2 = Reschitza: Visionen 2“ vorgestellt. Es handelt sich um den zweiten Band der „Visionen“ zu Reschitza und die 110. Veröffentlichung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“. Das zweisprachige Buch „ist ein reich illustriertes Vademecum zum kulturellen Profil der Stadt, das hauptsächlich aus Zitaten und Reproduktionen besteht“ (Werner Kremm in der ADZ) und als Jubiläums-Luxusausgabe im Reschitzaer Verlag Banatul Montan erschienen ist. Die beiden Herausgeber, der Schriftsteller, Literaturkritiker und Verleger Gheorghe Jurma und der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Ţigla, präsentierten das Album, das sich in die Reihe der in Reschitza herausgegebenen „Visionen“ einfügt (weitere Text- und Bildbände sind über Anina-Steierdorf, Bokschan, Orawitza und Karansebesch erschienen). Ergänzend zur Buchpräsentation wurden zwei Ausstellungen gezeigt: eine Ausstellung mit Briefmarken, Postkarten und Ganzsachen zur Reschitzaer Industrie, zur Verfügung gestellt von dem in Reschitza geborenen und heute in Regensburg lebenden Sammler Anton Schulz, sowie 
eine Ausstellung alter Ansichtskarten von Reschitza, die von Lucian Duca als großformatige Reproduktionen präsentiert wurden.

Am selben Tag wurde im Museum des Banater Montangebiets eine Fotoausstellung der Teilnehmer am Lehrgang für Fotografie der Reschitzaer Volkskunstschule eröffnet. Die vom Lehrgangsleiter Daniel Puşcău initiierte und kuratierte Ausstellung hat sich zum Ziel gesetzt, das heutige Industrieleben im Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR, im Stahlwerk TMK und im Elektrizitätswerk Grebla zu dokumentieren und den Beweis zu erbringen, dass das „Feuer“ in den Reschitzaer Werken noch nicht erloschen ist.

Ehrenbürgerwürde für Prof. Dr. Rudolf Gräf

Das Museum des Banater Montangebiets war am 2. Juli Gastgeber einer Buchpräsentation, in deren Rahmen dem Historiker Prof. Dr. Rudolf Gräf die Ehrenbürgerschaft der Stadt Reschitza verliehen wurde. Die Ehrung geht auf eine Initiative des 
Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen und des Universitätszentrums Reschitza der „Babeș-Bolyai“-Universität Klausenburg zurück, deren Antrag durch den Stadtrat einstimmig angenommen wurde. Gräf, Hochschullehrer und langjähriger Prorektor der Klausenburger Universität, Leiter des Hermannstädter Forschungsinstituts für Geisteswissenschaften, ist seiner Heimatstadt Reschitza eng verbunden. Er war 16 Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Abteilungsleiter am Musuem des Banater Berglands tätig, hat zahlreiche Bücher und Studien zur Industriegeschichte der Region veröffentlicht, sich für die Fusion der Reschitzaer „Eftimie Murgu“-Universität mit der „Babeş-Bol-yai“-Universität eingesetzt und regelmäßig an Kulturveranstaltungen in Reschitza teilgenommen. Die Laudatio auf den neuen Ehrenbürger hielt der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Ţigla, die Urkunde wurde ihm von Bürgermeister Ioan Popa überreicht. Es sei eine große Ehre für ihn, den Titel eines Ehrenbürgers seiner Heimatstadt am Vortrag des Reschitzaer Jubiläums entgegenzunehmen, sagte Prof. Dr. Gräf in seiner Dankesrede.

Die Liste der vorgestellten Neuerscheinungen umfasste gleich sechs Titel, deren Veröffentlichung durch das Bürgermeisteramt beziehungsweise den Reschitzaer Rotary-Club gefördert wurde. Es handelt sich um ältere monografische Arbeiten über Reschitza und seine Industriegeschichte, die nun neu aufgelegt oder ins Rumänische übersetzt worden sind. Zu letzteren zählt die älteste Stadtmonografie von Sándor Mihalik, die 1896 in ungarischer Sprache unter dem Titel „Resicza jelene és múltja“ und in deutscher Fassung mit dem Titel „Die Gegenwart und Vergangenheit von Reschitza“ erschienen ist. Sie wurde von Dr. Attila Varga, einem aus Reschitza stammenden Historiker, der am Klausenburger Geschichtsinstitut „George Bariţiu“ arbeitet, ins Rumänische übersetzt und unter dem Titel „Istoria Reşiţei – Oameni şi locuri din vremuri demult uitate“ herausgegeben. Aus dem Deutschen ins Rumänische übertragen wurde von Sigrid Jianu die zur 100-Jahr-Feier am 3. Juli 1771 von Petre Broşteanu veröffentlichte Denkschrift „Das Eisen- und Stahlwerk Reschitza“ (zweite Auflage 1877). Vorgestellt wurden außerdem die überarbeitete Reschitza-Monografie von Nicolae Magiar und Eduard Magiar („Monografia Municipiului Reşiţa“, erste Auflage 2015) sowie drei Neudrucke von in der Zwischenkriegszeit erschienenen Arbeiten: „Reșița – Monografia orașului, uzinelor și domeniilor“ von Gheorghe Molin (1925, zweite Auflage 1927), „Din istoricul Reșiței“ von Gheorghe Cimponeriu (1930) und „Monografia Uzinelor de fier și Domeniilor din Reșița“ von Ion Păsărică (1935).

Am Geburtstag der Reschitzaer Industrie, am 3. Juli, fand nachmittags im Foyer des Universitätszentrums die Eröffnung der Kunstausstellung „Reschitza 250: Lauf und Gegenlauf der Zeit“ statt. Das Ausstellungsprojekt zum Stadtjubiläum wurde vom Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen entwickelt und zusammen mit Kooperationspartnern realisiert. Bildende Künstler aller Generationen und Genres waren aufgerufen, ab 2016 entstandene Werke mit Bezug zu Reschitza einzureichen, die nun der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnten. Zur Vernissage sprach unter anderen Dr. Saskia Schmidt, Leiterin des Kulturreferats an der deutschen Botschaft in Bukarest. Die deutschen Kulturgruppen aus Reschitza boten anschließend ein Kulturprogramm, das Chorgesang, Volksmusik und Volkstänze umfasste.  

Im Stadtzentrum wurde das Jubiläumsfest am Abend mit einer öffentlichen Vorführung des Dokumentarfilms „Reşiţa 250“, einem Konzert und einem mitternächtlichen Feuerwerk begangen.

Festgottesdienst mit dem Bischof von Temeswar

Aus Anlass des 250-jährigen Jubiläums fand am Sonntag, dem 4. Juli, ein Festgottesdienst in der katholischen Pfarrkirche Maria Schnee statt, konzelebriert von József Csaba Pál, Bischof der römisch-katholischen Diözese Temeswar, und Ioan Călin Bot, Weihbischof der griechisch-katholischen Eparchie Lugosch. Ihnen zur Seite standen mehrere römisch- und griechisch-katholische Priester. Zugegen waren Vertreter der orthodoxen Kirche, Dr. Saskia Schmidt von der deutschen Botschaft in Bukarest, der Honorarkonsul der Republik Österreich in Temeswar Georg Bardeau, der Vizepräfekt des Kreises Karasch-Severin Iosif Attila Bognar und die Reschitzaer Vizebürgermeisterin Mădălina Chiosa.

Nach der Begrüßung durch den Gastgeber, Dechant-Pfarrer Veniamin Pălie, und einer historischen Hinführung zu dem gefeierten Ereignis durch den DFBB-Vorsitzenden Erwin Josef Ţigla folgte das Pontifikalamt, das von den drei Reschitzaer 
römisch-katholischen Kirchenchören musikalisch umrahmt wurde. Bischof Pál predigte auf Deutsch und Ungarisch, Weihbischof Bot auf Rumänisch. Mitgestaltet wurde die feierliche Messe von den Erstkommunionkindern der gastgebenden Pfarrei. Zum Schluss verlas Weihbischof Bot die vom Apostolischen Nuntius Miguel Maury Buendía übermittelte Botschaft von Papst Franziskus zum Reschitzaer Jubiläum. 

Fortgesetzt wurde die Reihe der Jubiläumsveranstaltungen am 6. Juli. Die deutsche „Alexander Tietz“-Bibliothek beherbergte eine Buchpräsentation und zwei Ausstellungseröffnungen. Vorgestellt wurde zunächst die Studie des Reschitzaer Historikers Rudolf Cristian, „Comunitatea germană din Banatul Montan (1919-1940). Aspecte socio-economice, politice şi culturale“ (Die deutsche Gemeinschaft des Banater Berglands (1918-1940). Sozio-ökonomische, politische und kulturelle Aspekte). Sodann konnte eine dem 110. Geburtstag von Georg Hromadka (1911-1985) gewidmete Dokumentarausstellung besichtigt werden, die das Leben und Wirken des aufrechten Reschitzaer Sozialdemokraten, ehemaligen Chefs vom Dienst des „Neuen Wegs“ und Autors der „Kleinen Chronik des Banater Berglands“ beleuchtete. Eine weitere Ausstellung zeigte Industrielandschaften des Bokschaner Malers Iosif Vasile Gaidoș (1919-1998).

Am selben Tag fand im Museum des Banater Berglandes die Eröffnung der Ausstellung „250 Jahre Industrie in Reschitza“ statt, die anhand von Fotos und Fotoplatten aus den Beständen des Museums und des Kreisarchivs Karasch-Severin die industrielle Entwicklung der Stadt dokumentiert. 

Zum Schluss sei eine weitere Buchneuerscheinung erwähnt, die am 7. Juli in der Protokollvilla des TMK-Werkes Reschitza vorgestellt wurde: der von Dr. Ing. Romulus Vasile Ioan herausgegebene Band „250 de ani de siderurgie în Uzina de Fier din Reşiţa 1771-2021“ (250 Jahre Eisen- und Stahlbearbeitung im Eisenwerk von Reschitza 1771-2021). Die Buchpräsentation war mit der Eröffnung der Industriefotografie-Ausstellung „250 Reşiţa – 20 TMK“ verbunden, die aktuelle Aufnahmen des Fotografen Victor Ioan aus dem TMK-Werk zeigt. 

Dieser Rückblick auf die Jubiläumsveranstaltungen in Reschitza macht eines deutlich: Wesentlichen Anteil daran hatte das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen mit seinen Kulturgruppen. Erwin Josef Ţigla, rührig wie eh und je,  hat wieder viel bewegt und die kleine deutsche Gemeinschaft in einem positivem Licht erscheinen lassen.