zur Druckansicht

Der große Schwabenbischof

Bischof Pacha nach seiner Haftentlassung im Sommer 1954

Trauerzug in den Straßen von Temeswar bei der Beisetzung des Oberhirten am 8. November 1954; Offiziant war Domherr Ivan Frigyér, Diakon Generalvikar Dr. Ferdinand Cicza

Plakat des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ zum 150. Geburtstag des Temeswarer Diözesanbischofs Dr. h.c. Augustin Pacha; links Bischof Pacha bei den Feierlichkeiten zur Konsekration der römisch-katholischen Kirche seines Heimatortes Moritzfeld am 6. Mai 1928; rechts ein Ölgemälde des Oberhirten von Gyula Túry Gestaltung: Erwin Josef Ţigla

Kirchliches Leben und Wirken in der Zeit des Oberhirten und Glaubensbekenners Dr. h. c. Augustin Pacha (Teil 2, Schluss)

Das segensreiche Wirken der religiösen Orden

Das Leben der religiösen Orden in der Apostolischen Administratur Temeswar und später im Bistum Temeswar erwies sich schon in der Anfangszeit unter rumänischer Verwaltung in vielen Bereichen alles andere als einfach. Die neue geopolitische Lage der Region komplizierte die Tätigkeit der Ordensleute, konnte diese aber nicht wesentlich eingrenzen.

Zwischen 1923 und 1948/1949 befanden sich im Banat auch größere weibliche Kongregationen mit einigen hundert Angehörigen – dies waren in erster Linie die „Notre Dame“-Schwestern –, aber auch einige mit weniger Mitgliedern, wie zum Beispiel die Benediktinerinnen von Sankt Lioba. Die männlichen Orden verfügten in dieser Zeit – wie schon im 18. und 19. Jahrhundert – über relativ kleine Gemeinschaften.
Was das Charisma des jeweiligen Ordens betrifft, ist zwischen Schulorden (die Piaristen und die „Notre Dame“-Schwestern), Kongregationen, die in der Krankenpflege tätig waren – die Franziskanerinnen (auch heute in Temeswar, im Hospiz „Haus der Göttlichen Liebe“ anwesend) und die Barmherzigen Brüder –, wie auch solchen mit einer gemischten Berufung (die Vinzentinerinnen von Großkomlosch und Marienfeld) zu unterscheiden.

Die „neuen“ Orden, wie zum Beispiel die Benediktinerinnen (Temeswar) und die Sozialschwestern (Arad, Temeswar und Gataja), entfalteten gleich in der Anfangszeit ihrer Präsenz auf dem Gebiet des Bistums ihre Tätigkeit im Bereich der sozialen Bildung, der karitativen Arbeit und der Pflege. Sie brachten eine zeitgemäße Dynamik in das Leben im Bistum und bereicherten es durch neue Formen der Begegnung und Lösung von aktuellen Problemen der damaligen Zeit. In diesem Geiste waren und sind heute noch die Salvatorianer in der Pastoration tätig. Sie betreuten drei Pfarreien im Banat: Temeswar-Mehala, Temeswar-Elisabethstadt und Altsanktanna/Komlosch, wurden aber oft und gerne auch für Volksmissionen, Exerzitien und Einkehrtage sowie für Vorträge über Moral, Theologie oder Bildung eingesetzt. Auch karitative Aktionen vernachlässigten sie nie.

Die zwei Zweige der Franziskaner, die Observanten und die Minoriten, die im Bistum unter Bischof Pacha tätig waren, gehören zur selben spirituellen Familie und bilden eine traditionsreiche, jahrhundertelange religiöse Präsenz im Banat. Das kirchliche Leben in Radna wäre ohne die Franziskaner (Observanten) oder jenes der Pfarreien von Arad und Lugosch ohne die Minoriten nicht vorstellbar gewesen, ebenso die Wallfahrten der Dorfgemeinden oder der Stadtpfarreien nach Maria Radna ohne die Ordensleute im braunen oder manchmal schwarzen Habitus.

Obwohl in ihrer Tätigkeit durch den Zweiten Weltkrieg stark beeinträchtigt, wurden die Klostergemeinden und Orden weder während der Präsenz der deutschen Armee oder der nationalsozialistischen Organisationen, noch nach der Ankunft der Roten Armee eingestellt oder verboten.

Die antikonfessionellen Gesetze des Jahres 1948, vor allem aber jene, die 1949 gegen die Orden und Kongregationen in Kraft gesetzt wurden, haben die Ordensangehörigen aus den Klöstern vertrieben, sie gezwungen, ihre spezifische Kleidung abzulegen und zum Laienleben zurückzukehren. Mehr noch: Viele Ordensmänner und Ordensfrauen wurden in kommunistische Gefängnisse geworfen, das Ordenseigentum wurde verstaatlicht. Trotz alldem, trotz Gewalt, Kälte und Folter, lebten viele dieser Menschen, auch nach ihrer Befreiung, oft einzeln in einfachen, bescheidenen Verhältnissen, diskret, gemäß ihren eigenen Klosterregeln, wie vor ihrer Verfolgung. Viele von ihnen aber sind in den Kerkern an Krankheiten oder an den Folgen der Folteraktionen verstorben.

Beginn der Verfolgung – der Prozess der „Pacha-Gruppe“

Die Verfolgungen durch das neue Regime betrafen sowohl die römisch-katholischen wie auch die griechisch-katholischen Gläubigen. Obwohl beide derselben Katholischen Kirche angehören, unterscheiden sich das römisch-katholische Bistum Temeswar und das griechisch-katholische Bistum Lugosch durch eigene Riten. Sie haben im Laufe der Jahrhunderte den Gegebenheiten der jeweiligen Zeit gemäß gut zusammengearbeitet. Es gab stets einen regen Briefwechsel wie auch Begegnungen zwischen den Bischöfen und den Domkapiteln. Beide Seiten leitete das Wissen um die besondere Verbindung sowie die Offenheit gegenüber den Sorgen und Problemen des Nachbarn. Dies sowohl in friedlichen Zeiten als auch unter den neuen, grausamen Bedingungen des kommunistischen Regimes.

Nach 1948 spendeten die noch treu gebliebenen und im Untergrund lebenden griechisch-katholischen Priester das Sakrament der Buße und Beichte in den Kirchen des lateinischen Ritus (unter anderen Ioan Ploscaru in Lugosch, Vasile Borda sen. in der Temeswarer Elisabethstadt). In den 1960er Jahren versuchte man sogar, einige von ihnen als römisch-katholische Priester oder Sakristane anzustellen. Obwohl sie verschiedenen Riten angehörten und ihre Gläubigen unterschiedlicher Muttersprache waren, haben diese Diözesen zu jeder Zeit bis auf den heutigen Tag dieselbe gemeinsame katholische Lehre gepredigt und verteidigt.

Der so genannte Prozess der „Pacha-Gruppe“ stellt in der Geschichte des Rechtssystems Rumäniens die größte Inszenierung der Nachkriegszeit dar. Der heimtückisch politisch und ideologisch durch den kommunistischen Staatssicherheitsdienst (Securitate) inszenierte Prozess ist einerseits ein Beispiel von Manipulation und von diabolischer Konstruktion eines „Falls“, der als einziges Ziel die Kompromittierung und die Unterdrückung von Menschen anderer Meinung verfolgte.

Andererseits war der Hintergedanke der Kommunisten, unter dem Volk die Meinung zu verbreiten und durchzusetzen, die gesamte politische Elite des Landes vor dem 23. August 1944 sei korrupt gewesen. Ebenso sollten die Kirchen – vor allem die katholische – in den Augen der eigenen Gläubigen als unglaubwürdig und unmoralisch dargestellt werden. Ihres moralischen und politischen Einflusses wegen, aber auch angesichts ihrer staatsübergreifenden Struktur und der Standfestigkeit der Gläubigen und des Klerus hat das neue politische Regime insbesondere die Katholische Kirche als Staatsfeind betrachtet.
So wurde Bischof Pacha Opfer eines Schauprozesses, in dem ihm trotz seines hohen Alters die Rolle des „Kopfes“ einer bunt zusammengewürfelten intellektuellen Gruppe politisch Verfolgter zugedacht wurde.
Das Leiden einer ganzen Generation von Gläubigen, Klerikern und Bischöfen, zu denen Persönlichkeiten wie Augustin Pacha, Anton Durcovici, Alexandru Theodor Cisar zählten – um hier nur die lateinischen Bischöfe zu erwähnen, ohne aber die gesamte griechisch-katholische Hierarchie zu vergessen, die in corpore und in mehreren Fällen bis zum Tode verfolgt wurde –, war Rom nicht unbekannt. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche blickte in all den Jahren mit Sorge auf die Lage der Kirche in Rumänien, aber zugleich auch mit Bewunderung. Papst Pius XII. veröffentlichte am 27. März 1952 – mitten in den Jahren der Schauprozesse und der willkürlichen, illegalen Verhaftungen in der stalinistischen Epoche – ein apostolisches Schreiben mit dem Titel „Veritatem Facientes“, welches an die Bischöfe, Priester und Gläubigen in Rumänien adressiert war. In diesem Text sprach der Papst öffentlich das Leiden und die Verfolgung der Katholiken in ihrem Land an und ermutigte sie, auch weiterhin ihrem Glauben treu zu bleiben. Er verglich ihre Lage, ihre Nöte und Unfreiheit mit jener in der Zeit der Christenverfolgungen der ersten Jahrhunderte nach Christus. Durch die Apostel Christi und durch die Mission des Niketas von Remesiana, aber auch durch das Blut der ersten Christen sei die Verbundenheit der Bewohner dieser Gebiete, trotz aller Hindernisse, stets lebendig geblieben.

Vom kommunistischen Staat im Jahr 1948 in den Ruhestand gezwungen, blieb Bischof Pacha de facto weiter an der Spitze seines Bistums, obwohl dieses von den Machthabern einseitig und illegal abgeschafft worden war. Im hohen Alter von 80 Jahren wurde er im Juli 1950 von der Securitate verhaftet und nach einem erniedrigenden Schauprozess von einem Militärtribunal in Bukarest im September 1951 zu 18 Jahren schwerem Kerker und zwei sehr hohen Geldstrafen verurteilt. Seine Haft verbüßte er im berüchtigten Gefängnis Sighet. Aus Angst, aus dem vom Volk geliebten, altehrwürdigen und schwer erkrankten Bischof einen Märtyrer zu machen, wurde er im Sommer 1954 aus der Haft entlassen. Am 4. November 1954 endete nach einem beispielhaften Leben die irdische Existenz von Bischof Augustin Pacha.

Zusammenfassung: Werk und Wirken

Die Persönlichkeit und die religiösen und politischen Prinzipien Pachas aber sind eindeutig und tief in den Traditionen seiner Vorfahren verankert. Auf sie bauend versuchte der Bischof stets, seinen Landsleuten und Mitbrüdern durch seine Spiritualität, seinen Einfluss und seine moralische Stärke und Stabilität eine ruhige religiöse Entwicklung zu sichern. Dennoch ist festzustellen, dass Augustin Pacha sich als Privatperson wie auch als Kleriker mehrmals zur falschen Zeit am falschen Ort befand. So war er zumindest in den ersten Jahren aufrichtig davon überzeugt, politische Ansichten der sogenannten Erneuerer ändern und in eine positive Richtung lenken zu können. So etwa auch bei der Jugend, die er in Arad oder Temeswar bei Demonstrationen begrüßte. In mehreren Studien wird Pacha als ein dreifaches Opfer betrachtet: das der eigenen Illusion, da er der Ansicht war, dass Hitler seinen Aufruf zur Schonung der Kirche im Banat annehmen und diese von der Nazi-Propaganda verschonen würde, das der Nationalsozialisten in Rumänien, die ihn als ein Werkzeug des universalistischen, antinationalen und antirassistischen Katholizismus betrachtet haben, und schließlich das der Kommunisten, die ihn aufgrund seines guten Rufes dazu benutzt haben, die Katholische Kirche in Rumänien, gemäß den Vorschriften des Kremls zu verleumden und zu kompromittieren.

Seine aktive Rolle im Prozess des nationalen Erwachens der Banater Schwaben und sein Bemühen, deren deutsche Identität unter Hervorhebung der katholischen Komponente zu stärken, wurden oft falsch verstanden und ihm am Ende sowohl in der Zwischenkriegszeit als auch in den Anfangsjahren der kommunistischen Herrschaft angelastet. Pacha wurde in der kommunistischen Presse als „wilder Nazi“, in ungarischen nationalistischen Kreisen als „Madjarenfresser“ apostrophiert, während ihn die sächsische Presse aus Siebenbürgen als der ungarischen Politik hörige Person betrachtete, die vorgebe, die Interessen der Deutschen zu verteidigen. Schließlich wurde er von der kommunistischen Presse und Propaganda, ebenso wie die anderen katholischen Bischöfe aus Rumänien, als „Marionette von Mindszenty“, als „Spion der Amerikaner, des Vatikans und des italienischen Spionagezentrums in Bukarest“ bezeichnet.

Wieso all dies? Die Antwort ist ebenso einfach, wie kompliziert sich die Zeit seiner Hirtentätigkeit darstellt. In jenen unruhigen Zeiten hat Bischof Pacha versucht, eine mit der Lehre und Moral der Katholischen Kirche konforme Linie durchzuhalten und jeder Nation seiner Diözese die Möglichkeit zu geben, sich zuvörderst in christlich-katholischen, aber auch in ethnisch-nationalen Bahnen zu entwickeln. In den 1930er Jahren, nachdem es ihm gelungen war, die Beziehungen seiner Diözese zu den Behörden auf einen relativ ausgewogenen Kurs zu bringen und die eigene Treue sowie die der katholischen Gläubigen aus dem Banat gegenüber dem jungen großrumänischen Staat unter Beweis zu stellen, aber auch vor dem Hintergrund der Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie, die sich zunehmend antikatholisch und antiklerikal gerierte, unternahm Pacha einen Besuch in Deutschland. Dabei traf er mehrere Bischöfe und Priester wie auch Vertreter katholischer Organisationen, die ihn in seiner den deutschsprachigen Gläubigen gewidmeten pastoralen Arbeit unterstützten.

In diesem Kontext findet im Februar 1934 ein Besuch bei dem Berliner Bischof Nikolaus Bares statt, gefolgt am 22. Februar von einem Höflichkeitsbesuch bei Reichskanzler Adolf Hitler. Entgegen aller Erwartungen sagt Pacha dem „Führer“ direkt ins Gesicht: „Wir lesen in Ihrem Buch ‚Mein Kampf‘ und hören es aus Ihren Reden, dass der Nationalsozialismus keine Exportware sei. Er sei nur für das Reich und die hier wohnenden Deutschen. Doch die Agenten des Reiches beachten dieses Prinzip nicht. Sie hetzen mit allen Mitteln gegen unsere Verhältnisse. Der rumänische Staat wird das nicht dulden. Alles, was die Deutschen im Banat erreicht haben, verdanken sie der Kirche. Im Interesse der Ruhe und Sicherheit bitte ich Sie, diese Schürereien einzustellen. Das Weitergedeihen jedwelcher deutscher Sache im Banat erfordert dies.“ (Zitiert nach Franz Kräuter: Erinnerungen an den ersten Bischof von Temeswar Dr. h.c. Augustin Pacha (1870-1954). Ein Stück Banater Heimatgeschichte. Bukarest: ADZ Verlag 1995, S. 125) Hitler gab eine diplomatische und versöhnliche Antwort, die keinerlei sichtbare Folgen für die Katholische Kirche in der Banater Diözese zeigen sollte.

Währenddessen wurden Bischof Pacha seitens des Historikers und Politikers Nicolae Iorga, der rumänischen Presse und sogar im Bukarester Parlament nationalsozialistische Sympathien vorgeworfen. Später sollten die Kommunisten diese Verleumdungen in der Pressekampagne von 1944-1945 und während des Prozesses von 1951 erneut aufgreifen und „vervollkommnen“, was letztendlich zur Verurteilung des Bischofs führte. Pachas Besuch bei Hitler verstieß gegen die von Bukarest in der Zwischenkriegszeit vertretene politische Linie, sodass sich einigen Politikern und vor allem Journalisten – in Unkenntnis des Inhalts der Gespräche zwischen Bischof und Reichskanzler – die Möglichkeit bot, den „Fall“ aufzubauschen.

Anfang der 1940er Jahre, mit der Installierung des Antonescu-Regimes, eröffneten sich den Repräsentanten des Nationalsozialismus in Rumänien, namentlich der neu gegründeten Deutschen Volksgruppe in Rumänien, immer breitere Manövrierräume auf politisch-ideologischem Gebiet. Die erzwungene Übergabe der Mehrheit der katholischen Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, die nach fast zweijährigem Hinauszögern durch die Kirche und nach langen, schwierigen Verhandlungen mit den Vertretern der Deutschen Volksgruppe erfolgt war, ist als eine von den ideologischen und politischen Interessen Berlins diktierte Entscheidung zu deuten, die Bukarest mittragen musste, um die guten Beziehungen zum Reich nicht zu gefährden.

Bischof Pacha, in den Augen Berlins ein deutsches katholisches Oberhaupt, das nicht willens ist, sich dem Nationalsozialismus nützlich zu machen, ja im Gegenteil sogar eine gegnerische Position einnimmt, war häufig Ziel von Verleumdungen und Schmähungen seitens der immer größer werdenden Schar von Anhängern des Nationalsozialismus in diesem Landesteil.

Pacha war es auch, der in den ersten Monaten des Jahres 1945 bei dem jungen Monarchen Mihai I., der Königin-Mutter Elena und dem Ministerpräsidenten Dr. Petru Groza zugunsten der in die Sowjetunion deportierten Banater Deutschen – unbeschadet ihrer politischen Orientierung – zu intervenieren versuchte. Es wurde ihm aber keine der Türen geöffnet, an denen er angeklopft hatte. Unter diesen Umständen agierte der Bischof nach eigenem Ermessen und Gewissen.
Obwohl er keinerlei politische Anspielungen machte und auch nicht die Macht erwähnte, die diese abscheuliche Repressionsmaßnahme angeordnet hatte, ging der Bischof auf die entstandene kritische Situation in einem Rundschreiben offiziell ein. Sein Hirtenbrief zur Fastenzeit vom 6. März 1946 trägt den suggestiven Untertitel „Unsere verwahrlosten Kinder. Tuet Buße“. Darin verbindet der Bischof geistliche Überlegungen mit der tragischen Wirklichkeit der „dem Mitleid anderer“ überlassenen Kinder und ermutigt die Gläubigen zu karitativen Taten, auch wenn der Krieg und die schwache Ernte jenes Jahres sie in eine schwierige Lage gebracht haben mag. Er geht noch weiter, wenn er behauptet: „Die sechs Kriegsjahre haben uns unsäglich viel Unglück gebracht. Die Familien sind zerrissen. Unsere Buben und Männer sind eingerückt, viele wurden verwundet und viele kommen nicht mehr nachhause. Buben und Mädchen, Männer und Weiber sind fern der Heimat in der Arbeit. Wir haben eine traurige Missernte. Wir sind arm geworden, viele haben ihr Hab und Gut verloren.“ (Augustin Pacha, Hirtenbrief für die Fastenzeit 1946. Unsere verwahrlosten Kinder. Tuet Busse – „Victoria“[-Druckerei], Timişoara, 6. März (Aschermittwoch) 1946, S. 9-10) Eine solche Haltung, wenn auch nur auf den sozial-karitativen Aspekt beschränkt, brachte dem schon greisen Oberhirten mit Sicherheit nichts Gutes in den Augen der staatlichen Behörden ein.

Nach der Machtübernahme der Kommunisten blieb die Verfolgung auch weiterhin eine Konstante, wobei die Verfolger und der politische Gesichtspunkt die einzigen Variablen dieses Problems darstellten. Bischof Pacha wird zur Zielscheibe der kommunistisch orientierten Presse, die ihm Zusammenarbeit mit den Nazis vorwirft und als Beweise die Übergabe der Schulen an die Deutsche Volksgruppe sowie den Besuch bei Adolf Hitler im Jahr 1934 vorbringt. Die diesbezüglichen Zeitungsartikel können aus heutiger Perspektive als klassisches Beispiel für die Manipulation des Volkes durch die Medien gelten.

Unter diesen Umständen hatte Bischof Pacha – ein Mensch, der seinen Prinzipien immer treu geblieben ist, ein friedfertiger und toleranter Mann, der sich in den zwischenmenschlichen Beziehungen versöhnlich zeigte, aber wenig Verständnis für im Widerspruch zum christlich-katholischen Glauben stehendes Gedankengut aufbrachte – nichts mehr zu verlieren. Es scheint, als habe ihm sein fortgeschrittenes Alter den Mut nicht geschwächt, so dass er in dem Augenblick, in dem man von ihm eine Geste erwartete, die ganz klar seine Inhaftierung oder gar sein Todesurteil bedeutete, nicht zögerte. Augenzeugen bestätigen dies. So kam es, dass von der Kanzel seiner Kathedrale das Rundschreiben vom 4. Juni 1950 den Gläubigen und der ganzen Nation zur Kenntnis gebracht wurde. Die Folgen sind bekannt.