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Nach 12 Jahren Abwesenheit: UTA steigt in die erste Liga auf

Die UTA-Spieler und der Trainer László Balint freuen sich in Piteşti über den Aufstieg in die erste Liga.

UTA-Trainer László Balint mit dem Aufstiegspokal. Fotos: Raed Krishan, Gazeta Sporturilor Bukarest

Es kam wie erwartet. Aber: Es war schwerer als gedacht... Die Fußballmannschaft UT Arad hat sich zum 75. Vereinsjubiläum selbst das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht. Die Rot-Weißen stiegen nach zwölf Jahren Abwesenheit wieder in die erste rumänische Liga auf, der sie von 1946 bis 1979, 1981/82, 1993 bis 1995, 2002/03 und 2006 bis 2008 angehörten.

Dieser Aufstieg ist mehr als verdient. Denn: UTA übernahm am 27. Oktober 2019 mit dem 3:2-Sieg beim ASK Reschitz die Tabellenführung in der 2. Liga nach 14 Spieltagen – und gab sie in den 16 Etappen bis zum Meisterschaftsende am 2. August nicht mehr aus der Hand. Alle Achtung!

Wegen der Corona-Pandemie war die Saison fast vier Monate lang unterbrochen – vom 13. März bis zum 3. Juli. In dieser Zeitspanne konnten die Spieler anfangs nur individuell trainieren, ehe Mitte Mai das Mannschaftstraining wieder aufgenommen werden durfte.

In der Zwischenzeit hatte der Rumänische Fußball-Verband (RFV) beschlossen, die Meisterschaft in der 2. Liga bis auf eine Aufstiegsrunde abzubrechen, an der sich die ersten sechs Mannschaften der Tabelle beteiligen sollten. Dafür wurden die bis dahin erzielten Punkte der teilnehmenden Teams halbiert, so dass der UTA-Vorsprung von elf Punkten am 24. Spieltag auf nur noch fünf zusammenschmolz.

Obwohl er trotzdem Spitzenreiter blieb, wollte sich der Verein die Punktehalbierung durch den RFV nicht gefallen lassen und zog vor den Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne. Dieser wies die Klage jedoch ab und am 3. Juli konnte die Aufstiegsrunde beginnen. Alle Mannschaften mussten regelmäßige Coronatests machen. Weil sich mehrere Spieler infiziert hatten, fielen einige Partien aus und wurden nachgeholt. Alle Playoffbegegnungen fanden ohne Zuschauer statt.

UTA hatte zwar keine Infizierten, kam aber trotzdem nur schwer in die Gänge. Die monatelange Unterbrechung hatte der Mannschaft nicht gutgetan. Der UTA-Motor stotterte erheblich: Die Kondition war dahin, ebenso der Spielfluss.

Kein Wunder, dass es bereits zum Auftakt des Playoffs eine 3:4-Schlappe gegen Turnu Măgurele gab. Es war die erste Heimniederlage der Saison. Hatte UTA in der regulären Meisterschaft in elf Heimspielen nur ein einziges Gegentor kassiert, gab es gegen den Aufsteiger gleich vier auf einen Streich. Und das Selbstbewusstsein war angeknackst. Im zweiten Heimspiel in Folge kam Arad beim 1:1-Remis gegen Petrolul Ploieşti mit einem blauen Auge davon und hatte Glück, dass der Schiedsrichter einen berechtigten Elfmeter für die Gäste nicht pfiff.

Mit einem Befreiungsschlag in Mioveni stellte UTA die Weichen auf Aufstieg. Die Rot-Weißen siegten verdient mit 2:0 und hätten im letzten Heimspiel gegen Rapid Bukarest nur noch einen Punkt zum Aufstieg gebraucht. Sie führten zwar mit 1:0, mussten sich aber am Ende mit 1:2 geschlagen geben.
So kam es in der letzten Playoff-etappe zum Aufstiegsendspiel beim FC Argeş Piteşti. UTA ging durch
einen Elfmeter mit 1:0 in Führung, kassierte aber noch den Ausgleich zum 1:1-Remis. Dieser Punktgewinn reichte jedoch aus, um am Ende als Spitzenreiter mit 30 Zählern aufzusteigen. Und was man selten bei einem Fußballspiel sieht: Am Ende jubelten sogar beide Mannschaften. Weil auch Piteşti (27 Punkte) als Zweiter den Aufstieg schaffte, übrigens wie UTA nach zwölf Jahren und dazu auch noch mit dem gleichen Trainer Ionuţ Badea wie damals, während der Dritte Mioveni (ebenfalls 27 Punkte) in die Relegation gegen den Erstligisten Târgovişte musste.

Fazit: Von den fünf Playoffspielen gewann UTA ein einziges, verlor zwei und spielte genauso oft unentschieden. In keinem ihrer drei Heimbegegnungen gab es einen Sieg für die Arader. Kleiner Trost: Auch die anderen Mannschaften haben keines ihrer Heimspiele gewonnen.

Letzendlich erwies sich der Fünfpunktevorsprung von UTA zum Start der Aufstiegsendrunde als entscheidend. Denn: Von allen Teilnehmern hat Arad die wenigsten Zähler in den Playoffs gemacht. Schwamm drüber...

Denn: Zwei Jahre nach dem Abstieg von Poli Temeswar ist mit UTA wieder eine Banater Mannschaft in der ersten Liga!

Die Freude über den Aufstieg war natürlich riesengroß. „Jetzt feiern wir drei Tage und Nächte lang“, jubelte Trainer László Balint nach dem Abpfiff in Piteşti. Währenddessen flippten die Fans in Arad aus. „So viele Menschen sind seit der Revolution nicht mehr vor dem Arader Rathaus zusammengekommen“, meinte UTA-Pressesprecher Radu Romanescu. Mehr als 1000 Anhänger feierten dort bis tief in die Nacht hinein mit Hupkonzerten, Leuchtfeuern und Gesängen. Nach der Rückkehr der Mannschaft aus Piteşti ging die Aufstiegsparty weiter. Im Arader Restaurant Marem wurde den Anhängern unter einem Konfettiregen der Aufstiegspokal präsentiert.

Viel Zeit zum Feiern hatte UTA jedoch nicht. Denn: Vom Aufstieg bis zum Start der neuen Erstligasaison am 22. August verbleiben nur knapp drei Wochen. Deshalb gingen die Verantwortlichen gleich in die Vollen. Bereits zwei Tage nach dem Aufstieg wurden die ersten beiden neuen Spieler verpflichtet. Insgesamt sollen bis zu acht Neue kommen, während sechs Spieler gehen müssen.

Nach nur acht Tagen Pause wurde das Training am 10. August aufgenommen. Und: Der Aufsteiger hat sich ein ganz mutiges Saisonziel gesetzt. Alexandru Meszar aus der Vereinfsführung erklärte: „Die Tradition dieses Klubs verpflichtet uns zu sagen, dass UTA sich nicht die Rettung vor dem Abstieg als Ziel setzen kann. Unser Ziel für die neue Spielzeit lautet Einzug in das Meisterplayoff.“ Zum besseren Verständnis: Daran nehmen die ersten sechs Mannschaften in der Tabelle teil. Sie ermitteln nicht nur den Meister, sondern auch die weiteren Teilnehmer an den Europapokalen.

Ob die Eröffnung der neuen Spielzeit allerdings im neuen Arader Stadion stattfinden kann, steht bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest. Die Arena ist zwar nach fast sechs Jahren Bauzeit so gut wie bezugsfertig. Ihre Übernahme muss aber noch von den Behörden und der Rumänischen Profi-Liga genehmigt werden. Selbst wenn dies demnächst geschehen sollte, dürften wegen der hohen Infektionszahlen in Rumänien weiterhin keine Zuschauer zu den Spielen zugelassen werden. Deshalb wäre eine Stadioneinweihung ohne Zuschauer wie eine Suppe ohne Salz...

Für den Fall, dass es mit der Stadionübernahme aber nicht bis zum Saisonstart klappen sollte, hat der Traditionsverein vorgesorgt. In weiser Voraussicht wurde bei der Lizenzierung für die 1. Liga die Aus-
tragung der Spiele im nur 4000 Zuschauer fassenden Neuarader Motorul-Stadion beantragt und genehmigt. Dort wird (wie bisher in der 2. Liga) so lange auf Kunstrasen gekickt, bis das neue Stadion „spielreif“ ist.

Laut letzten Meldungen könnte dies gegen Monatsende der Fall sein. Normalerweise starten die Aufsteiger mit einem Heimspiel. Da die Arena aber bis zum Saisonstart am 22. August noch nicht übernahmebereit sein dürfte, könnte UTA beim Verband beantragen, erst eine Woche später, also am 29. August, zuhause antreten zu dürfen. Dann womöglich im neuen Stadion – aber wie schon erwähnt wegen der Corona-Pandemie vor leeren Rängen.

Egal wie auch immer: UTA ist wieder erstklassig! Und: Das ist das einzige, was wirklich zählt…