Vor 30 Jahren, am 23. Februar 1990, haben etwa 1500 Landsleute in Temeswar nach einem Gedenkgottesdienst im vollbesetzten Dom, zelebriert von Ordinarius Sebastian Kräuter, in der Lenauschule an der Gründung des Vereins der ehemaligen Deportierten in die Sowjetunion teilgenommen. Es war eine der größten Versammlungen von Banatdeutschen nach der Wende überhaupt, mit weit mehr Teilnehmern als bei der Gründung des Forums der Banater Deutschen, das im Banat 1990 rund 17000 Mitglieder zählte. Im Bild der Bericht über den Gottesdienst und die Gründungssitzung in der damaligen „Neuen Banater Zeitung“ von Dienstag, 27. Februar 1990 (hier Seite1, Fortsetzung war auf Seite 3).
Vom Banat aus entwickelte sich der Verein zur landesweiten Körperschaft, die für die Betroffenen wichtige Rehabilitations-, Entschädigungs- und Rentenerfolge erstritten und erzielt hat. Im Jahr 1991 erfolgte die Eintragung des Vereins ins Registergericht. Im Sommer 1991 erhielt der Verein einen Raum als eigenen Sitz bei der Zweigstelle Temeswar der Vereinigung ehemaliger politischer Häftlinge an der Titulescu-Zeile. Bemühungen zur rechtlichen und materiellen Unterstützung aus Deutschland kamen erst später hinzu.
Angeregt und organisiert wurde die Vereinsgründung vom noch „jungen“ Forum der Banater Deutschen, das am 5. Januar 1990 ebenfalls im Festsaal der Lenauschule gegründet worden war. Schon im Januar 1990 – dem 45. Jahrestag der Verschleppung – war vom damaligen stellvertretenden Vorsitzenden und Sekretär des Vorstandes des Banater Forums und seitens der Deportierten von Walter Friesenhahn (geboren in Deutschsanktpeter am 4. März 1927, gestorben in Neumarkt i.d.OPf. am 30. Oktober 2018) die Vereinsgründung vorgeschlagen worden.
In der Anfangszeit hatten das Banater Regionalforum unter seinem ersten interimsweisen und dann gewählten Vorsitzenden Schuldirektor Erich Pfaff – auch stellvertretender Vorsitzender im Landesforum bis zu den Wahlen im Mai 1990 – und der Verein der ehemaligen Deportierten ihren Sitz in der Lenauschule. Der Aufruf zur Gründung des Vereins der ehemaligen „Russland“-Deportierten war am 21. Februar landesweit veröffentlicht worden.
Bei der Gründungsversammlung wurde eine der drei Redner seitens der Betroffenen zur ersten Vorsitzenden gewählt: Anna Leiher-Mikowetz (Temeswar, gestorben 2018 in München). Als stellvertretende Vorsitzende für die jeweiligen Banater Gebiete bestimmte die Versammlung Peter Blatt (Arad) und Leo Brezina (Reschitza, für Karasch-Severin). Ignaz Bernhard Fischer (Bakowa/Temeswar, 93), der erste (seit Juni 1990) und gegenwärtige Landesvorsitzende des Vereins, wurde als Sekretär vorgeschlagen und bestätigt. Weitere gewählte Vorstandsmitglieder waren Veronika Costache (geborene Weinrauch, eine der aktivsten im Arbeitskreis bis zum Tag ihres Todes am 22. Februar 1991), Agnes Tarka-Koch (später stellvertretende Vorsitzende, gestorben 2013 in Deutschland), Margareta Tengler, Käthe Kühn, Elsa Marschall, Johann Eichler, Gustav Mansch (alle Temeswar), Edmund Ballon (Detta), Peter Trendler (lebt 92-jährig in Billed), Michael Taubert (inzwischen verstorbener Lehrersohn aus Freidorf), Vinzenz Leilich (Arad), Karl Weinschrott (Ferdinandsberg) und Hans Lukhaup (Lippa). Der Initiator und Eröffnungsredner Walter Friesenhahn hatte sich nicht zur Wahl gestellt, weil er auf gepackten Koffern saß und tatsächlich im Mai die Ausreise antreten konnte.
In der Folgewoche fand in der Lenauschule die erste Arbeitsbesprechung der Vereinsleitung statt zu Fragen der Organisation, Satzung, Mitgliedschaft und Interessensvertretung nach außen sowie zur Aufnahme der Verbindungen zum Landesforum und den Regionalforen, vor allem zum Verband der ehemaligen politischen Häftlinge und zum Verein der Baragan-Deportierten.
Bei der Gründung des eigenen Zweigvereins der Berglanddeutschen am 9. März 1990 in Reschitza wurde Brezina zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Gegenwärtig betreuen der Vorsitzende Fischer und seit 1995 sein ehemaliger Lager-Leidensgenosse Ronald Wiszt in Temeswar das Geschäftsbüro beim Sitz des Banater Forums im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus.
Ebenfalls vor 30 Jahren, am 2. Februar 1990, fand in der Aula der Temeswarer Universität die Gründungsversammlung für den Verein der ehemaligen Zwangsumgesiedelten in die Baragan-Steppe statt. Initiator war Adam Balmez. Dieser Verein ist heute noch im Banat sehr aktiv, er organisiert jährlich große Gedenkveranstaltungen, realisierte Ausstellungen und brachte eine Reihe Veröffentlichungen heraus.