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Verantwortung für deutsche Altösterreicher

Bei der Eröffnung der Ausstellung über die deutsche Minderheit in Rumänien im Haus der Heimat Wien (von links): DFBB-Vorsitzender Erwin Josef Ţigla, DFDR-Abgeordneter Ovidiu Ganţ, Botschafter Bogdan Mazuru, Dr. Kurt Thomas Ziegler Foto: Gertrude Dwornikowitsch

Vom 18. bis 21. Oktober fand im Haus der Heimat in Wien das vom Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ) veranstaltete 18. Volksgruppensymposium mit dem Titel „Die historische Verantwortung der Republik Österreich für die deutschen Altösterreicher in Ostmittel- und Südosteuropa“ statt. VLÖ-Generalsekretär Norbert Kapeller konnte zu diesem Symposium knapp 60 Teilnehmer begrüßen: Verantwortliche der in Österreich beheimateten Landsmannschaften und Vereine sowie Vertreter der deutschen Minderheiten aus der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Slowenien und Serbien. Der Tagung wohnten auch hochrangige Politiker und Beamte bei, darunter Ovidiu Ganț, Abgeordneter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR).

Erster Veranstaltungshöhepunkt war der Empfang der Teilnehmer durch die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller – sie ist FPÖ-Vertriebenensprecherin und Obfrau der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen in Österreich – in der Wiener Hofburg zu dem Festakt „25 Jahre VLÖ-Präsidentschaft von Dipl.-Ing. Rudolf Reimann“. Kitzmüller und Kapeller würdigten Reimann (geboren 1934 in Neusatz/Novi Sad) für seine jahrzehntelange Tätigkeit im Dienste seiner donauschwäbischen Landsleute und als Unterstützer aller heimatvertriebenen und heimatverbliebenen Altösterreicher. Im Rahmen dieser Feierstunde wurde auch das von Norbert Kapeller herausgegebene Buch „Dipl.-Ing. Rudolf Reimann. 25 Jahre Vorsitz und Präsidentschaft“ vorgestellt.

Eine weitere Ehrung wurde VLÖ-Präsident Rudolf Reimann zu Beginn des zweiten Symposiumstages zuteil: Erwin Josef Ţigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), zeichnete ihn mit der „Alexander Tietz“-Medaille aus. Mit dem Impulsreferat „100 Jahre Erste Republik“, vorgetragen von dem Grazer Historiker Stefan Karner, wurde die Tagung fort-gesetzt. Karner, auch Herausgeber des Bandes „Die umkämpfte Republik. Österreich von 1918-1938“, umriss die Geschichte der Ersten Österreichischen Republik, wobei er auf die komplexe Innenpolitik, die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse und den Kampf um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit hinwies und die Gründe für deren Scheitern aufzeigte.

Anschließend war der Erste Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka zu Gast, dem die kurz zuvor von den Teilnehmern des Symposiums verabschiedete Erklärung des VLÖ zum Gedenkjahr 2018 und die Resolution der Tagung überreicht und ausführlich erläutert wurde. In der Resolution wird unter anderem ein Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung gefordert, die Durchführung einer parlamentarischen Gedenkreise im Jahr 2019 in die ehemaligen Heimatregionen der deutschen Altösterreicher, die Darstellung des Themas „Flucht und Vertreibung“ in den österreichischen Geschichtsbüchern sowie die Wahrnehmung der Schutzfunktion Österreichs über die deutschen altösterreichischen Volksgruppen in den Nachfolgestaaten der Donaumonarchie. Nationalratspräsident Sobotka sagte seine Unterstützung und konstruktive Hilfestellung – dort wo es ihm in seiner Funktion möglich ist – für diese VLÖ-Vorhaben zu.

Am Nachmittag stand eine Fahrt nach St. Pölten, der Landeshauptstadt Niederösterreichs, auf dem Programm mit Empfang durch den Landtagspräsidenten Mag. Karl Wilfing, Besichtigung des Landtages sowie des „Hauses der Geschichte“. Daran anschließend durften sich die Teilnehmer auf Einladung von Landeshauptfrau Mag.a Johanna Mikl-Leitner an einem Buffet stärken.

Der dritte Veranstaltungstag begann mit einer Filmvorführung: Prof. Walter Seledec zeigte seinen bekannten Dokumentarfilm „Der Rest ist Österreich – Der Vertrag von St. Germain und die Folgen“, in dem die Ereignisse von 1919 in Spielszenen und mit Originalaufnahmen dargestellt werden. In der Folge berichtete Veronika Haring, Vorsitzende des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus Marburg (Slowenien), über die Lage der deutschen Minderheit in Slowenien und deren Bemühungen um Anerkennung als autochthone Volksgruppe.

Am Samstagabend wurde im Haus der Heimat die Wanderausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien. Geschichte und Gegenwart im vereinten Europa“ durch den Botschafter Rumäniens in Österreich, Bogdan Mazuru, eröffnet. Nachdem dieser über die Minderheitenpolitik Rumäniens referiert hatte, berichteten der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț und der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Ţigla über die Lage der Deutschen in Rumänien und im Banat. Dr. Kurt Thomas Ziegler vom Verein der Siebenbürger Sachsen in Wien sprach über die Geschichte der Deutschen in Rumänien, wonach sich der Vertriebenensprecher der SPÖ, Dr. Harald Troch, mit einem Grußwort an das Publikum wandte.

Mit einer rustikal-bäuerlichen Jause und Weinen von Winzern mit donauschwäbischem Hintergrund aus Ungarn und dem Kreis Sathmar fand das 18. VLÖ-Volksgruppensymposium einen geselligen Ausklang.