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„Doch der Segen kommt von oben“

Die Geistlichen mit den Ehrengästen aus Deutschland und Sanktanna, den Ministranten und dem Jugendblasorchester „Lambert Steiner“ aus Sanktanna. Einsender: Marianne Hellstern

Der Dankgottesdienst wurde von Heimatpfarrer Josef Hell aus Trockau und dem Ortspfarrer Ladislau Barják zelebriert. Foto: Katharina Hell

Der Förderverein Mutter-Anna-Kirche Sanktanna hat einen erheblichen finanziellen Beitrag zur Kirchendachsanierung geleistet. Foto: Katharina Hell

Am 16. und 17. Juni machte sich der gesamte Vorstand  des Fördervereins „Mutter-Anna-Kirche Sanktanna“ auf den Weg nach Sanktanna, um mit den dortigen Gläubigen und allen an der Renovierung des Kirchendaches der Mutter-Anna-Kirche Beteiligten einen Dankgottesdienst zu feiern. Bereits in den ersten Stunden der Fahrt zitierte der Vorsitzende des Fördervereins Herbert Hellstern Friedrich Schillers „Das Lied von der Glocke“: „Festgemauert in der Erden / Steht die Form aus Lehm gebrannt. / (….) / Soll das Werk den Meister loben, / Doch der Segen kommt von oben“. In diesem Bewusstsein und in freudiger Erwartung trugen uns die Kilometer Richtung alte Heimat.

Um uns ein persönliches Bild von der geräumten Baustelle zu machen – die letzten Blecharbeiten waren am 16. Juni abgeschlossen worden – und unseren Landsleuten im In- und Ausland Rede und Antwort stehen zu können, traf sich der Vorstand am Samstagnachmittag mit Projektkoordinatorin Marianne Hellstern und dem Mesnerehepaar Höniges vor der Kirche. Sichtlich zufrieden und begeistert begutachteten wir den Dachboden und die ausgeführten Arbeiten. All unsere Fragen konnten zur vollsten Zufriedenheit beantwortet werden. So erfuhren wir zum Beispiel, dass weniger Holz als erwartet ersetzt werden musste und dass den Tauben jeder Zugang ins Innere versperrt wurde. Anstatt einer Dachluke zum Ausstieg gibt es nun vier davon. Der wohl schönste Augenblick war, als wir unseren Blick über das neue rote Ziegeldach schweifen lassen konnten. Tiefe Dankbarkeit gegenüber den Spendern, Helfern, Arbeitern und Unterstützern erfüllte uns alle. Hier vor Ort und aus luftiger Höhe mit eigenen Augen sehend, erschloss sich uns das Ausmaß der durchgeführten Arbeiten. Innerhalb von drei Monaten wurde das komplette Dach der Mutter-Anna-Kirche saniert. Die letzte Rate des Arbeitslohnes steht noch aus. Bis Jahresende haben wir Zeit, das nötige Geld zu sammeln und die Arbeiten der Baufirma auszuzahlen.

Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Alt-Sanktanna, um uns ein Bild vom Zustand der Herz-Jesu-Kirche zu verschaffen. Kirchengemeinderat Martin Reinholz führte uns zuerst ins Innere der Kirche und anschließend um die Kirche herum. Die Berichte über den Zustand der Herz-Jesu-Kirche ließen uns aufhorchen. Auch hier herrscht Sanierungsbedarf, wenn auch nicht in dem großen Ausmaß wie im Falle der Mutter-Anna-Kirche. Eine vom Sturm entwurzelte und auf das Dach gestürzte Tanne hinterließ Spuren. Diese gilt es zu beheben, um größere Schäden zu vermeiden. Es wurden Überlegungen angestellt, wie dies zu bewältigen sei.

An beiden Kirchen kriecht die Feuchtigkeit von unten hoch. In der Mutter-Anna-Kirche hat sie bereits stellenweise eine Höhe von über zwei Metern erreicht. Ein Dränagesystem wäre von erheblichem Vorteil. Alle Anwesenden waren sich einig: Wir wollen diese bedeutenden Bauwerke als Erbe unserer Ahnen und Hort der Erinnerungen erhalten und nicht dem Verfall preisgeben. „Erbe verpflichtet“, sagte Vorstandsmitglied Pfarrer Josef Hell beim letzten HOG-Treffen in Nürnberg. Wie Recht er doch hat.

Sonntagmorgen strömten, trotz einsetzendem Regen, viele Kinder und Jugendliche zur Mutter-Anna-Kirche, unter dem Arm geschützt hielten sie ihr Blasinstrument. Bereits vor dem Dankgottesdienst um 10 Uhr erfreuten sie uns mit dem schönen Klang einstudierter Märsche. Das Jugendblasorchester „Lambert Steiner“ aus Sanktanna verlieh dem Gottesdienst einen festlichen Rahmen. Den Musikern und dem Dirigenten Dan Miculiţ sei dafür herzlichen Dank ausgesprochen. Den Einzug in die Kirche führten die Ministranten mit Kreuz und Weihrauch an, gefolgt von Ortspfarrer Ladislau Barják und Hauptzelebrant Josef Hell. Ihnen schloss sich der Vorstand des Fördervereins (Herbert Hellstern, Johann Kerner, Katharina Hell und Gerhard Fuss) an, gefolgt von Bürgermeister Daniel Sorin Tomuţa und Vizebürgermeister Cornel Gligor. Algren Ehrenberger (Bauaufsicht Diözese) und József Pintye (Baufirma), Vertreter der Kirchen-gemeinde, der Firma Romgera Sankt-anna und die anwesenden Bauarbeiter folgten dem Zug in die Kirche zu den Klängen der Orgel, gekonnt gespielt von Marianne Hellstern. Nach der Eröffnung der heiligen Messe und der Begrüßung der geladenen Gäste nahm ein unvergesslicher Dankgottesdienst seinen Lauf.

Pfarrer Hell zitierte in seiner Predigt jene Stelle im Matthäusevangelium: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“ (Mt 10,8). Er erinnerte daran, dass Erbschaft und Eigentum verpflichte und dass es jetzt darum gehe, unsere Aufgabe wahrzunehmen und das Erbe unserer Ahnen zu erhalten. Pfarrer Hell dankte in seiner Predigt den vielen Menschen „hier und in Deutschland, die im zurückliegenden Jahr enorm viel geleistet haben durch Spenden und tatkräftige Mitarbeit vor Ort“. „Wenn wir nicht ein großes Vertrauen auf eure Hilfe setzten und diese handfest erleben könnten, wäre alle Mühe vergebens“, betonte Pfarrer Hell. Am Schluss seiner Predigt mahnte er, ohne eigennütziges Denken den Auftrag Jesu Christi zu erfüllen, „als Gemeinschaft Kirche Jesu Christi zu sein – umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“. Umsonst seien ein Lächeln und ein gutes Wort, aber nicht vergeblich. Umsonst seien die Zuwendung Gottes und seine Versöhnung, aber nicht ohne Wirkung. „Umsonst können wir nehmen und geben. Wie Gott uns gibt und wie es die Liebe tut: umsonst.“

In den Fürbitten wurden sowohl die Bitten als auch der Dank vor Gott gebracht: unbefangen und offen zu sein für das Gute, das andere uns tun, damit wir es mit Freude annehmen können; Dankbarkeit zeigen gegenüber jenen Menschen, die sich mühen und ihre freie Zeit opfern für andere; in Zeiten des Feierns Gemeinschaft erfahren und sich Gottes Nähe und väterlicher Führung bewusst werden.
Gegen Ende des Dankgottesdienstes dankte Ortspfarrer Barják Gott dem Vater für den Segen von oben. Namentlich erwähnte er alle Unterstützer und alle Beteiligen am Sanierungsprojekt. „Ohne Hilfe aus Deutschland wäre die Realisierung dieses Projektes nicht möglich gewesen“, so Pfarrer Barják. Er dankte Pfarrer Hell stellvertretend für alle Sanktannaer Priester, die sich noch immer mit Sanktanna verbunden fühlten; Herbert Hellstern, der seine Kontakte genutzt habe; Johann Kerner, der sich mit Herz und Seele für die Kirche einsetze; dem Förderverein mit Katharina Hell und Gerhard Fuss, der sich extra für dieses Projekt konstituiert habe; der Diözese für die Genehmigung und Unterstützung des Projekts sowie Algren Ehrenberger für die Bauaufsicht; Marianne Hellstern, die auf lokaler Ebene die Arbeiten koordiniert, Kontakte hergestellt und Spenden gesammelt habe; dem Bürgermeisteramt, allen voran Bürgermeister Tomuţa und Vizebürgermeister Gligor, für ihr stets offenes Ohr für die Anliegen der Kirchengemeinde und für die Bereitschaft, mit Leib und Seele die deutsche Gemeinschaft zu unterstützen und zu fördern; allen Gläubigen, die Kuchen gespendet und Arbeitskraft zur Verfügung gestellt haben; der Baufirma unter der Leitung von József Pintye für die geleistete sehr gut Arbeit.

Der Vorsitzende des Fördervereins Herbert Hellstern sagte gleich zu Beginn seiner Ansprache: „Heute ist der Tag der Freude, dies ist die Stunde des Dankes“. Er sei gerne gekommen um Dank zu sagen: dem lieben Gott und der Mutter Anna; den Spendern, Unterstützern und Befürwortern; dem Firmenchef und seinen Arbeitern; Ovidiu Ganţ, dem Abgeordneten der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, der mit einer größeren Spende vom Kultusministerium den Beginn der Arbeiten ermöglicht habe; dem Bürgermeisteramt für die Spenden und dafür, dass es, wann immer nötig, zur Stelle gewesen sei; dem Ortspfarrer, der unter Umständen durchaus schwierige Gespräche zu führen hatte; dem Ordinariat in Temeswar und der Bauleitung für die großartige Unterstützung; Maria Deaconu für die Übersetzung im Gottesdienst und Mithilfe bei der Bewältigung der Bürokratie; Marianne Hellstern, die den Anstoß zu diesem Projekt gegeben und täglich Präsenz auf der Baustelle gezeigt habe. In Bezug auf das eingangs gesungene Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“ sagte Hellstern: „Das Kirchendach schaut jetzt voll Glorie weit über Sanktanna hinaus“. Im Namen des Fördervereins versprach er: „Wir werden nicht nachlassen, weiterhin Spenden zu sammeln“, da es noch viel zu tun gäbe. Prioritär sei die Begleichung der restlichen Summe von 30000 Euro für die geleisteten Arbeiten an die Baufirma. Hellstern rief alle auf: „Bleiben Sie uns treu, bleiben Sie der Mutter-Anna-Kirche treu!“

Bürgermeister Tomuţa dankte für die Einladung zum Gottesdienst aus einem so schönen Anlass. Er sei besonders froh über den Abschluss der Sanierungsarbeiten innerhalb so kurzer Zeit. Sein erster Dank ging an die Gläubigen in Sanktanna und in Deutschland sowie an den Vorsitzenden des Fördervereins Herbert Hellstern für seine Unterstützung und seinen Einsatz, obwohl er kein gebürtiger Sanktannaer sei. Er versicherte dem Gast, dass die Sanktannaer ihn in ihr Herz geschlossen und als einen der ihren, als Sohn der Gemeinde angenommen hätten. Tomuţa dankte den Sanktannaern in Deutschland, dass sie ihre Mutter-Anna-Kirche nicht vergessen hätten und versicherte, dass sie jederzeit in Sanktanna herzlich willkommen seien. Er gab auch die Zusage, weitere Vorhaben der Kirchengemeinde zu unterstützen, damit alle begonnenen Projekte erfolgreich beendet werden können.

Der Förderverein „Mutter-Anna-Kirche“ bedankt sich bei allen am Gottesdienst Mitwirkenden und sagt ein herzliches Vergelt´s Gott den beiden Priestern, den Ministranten, dem Mesnerehepaar Höniges, dem Kirchenchor, dem Jugendblasorchester „Lambert Steiner“, den Ehrengästen und allen Gläubigen für die Mitfeier.

Nach dem Mittagessen bedankte sich der Förderverein bei Marianne Hellstern mit einem Ruhekissen, bedruckt mit dem selbst entworfenen Bild der Mutter-Anna-Kirche von Martin Ahrend, als Entschädigung für die schlaflosen Nächte während der letzten drei Monate. Alle Arbeiter, Unterstützer und Förderer erhielten symbolisch ein Stoffherzchen, genäht von fleißigen Sanktannaer Händen in Deutschland und übereicht durch Katharina Hell, als „Dank, der von Herzen kommt“ und als Erinnerung an die Dachsanierung der Mutter-Anna-Kirche.

Am Montagabend traten wir die Heimreise an. Unvergessliche Begegnungen und Erinnerungen nahmen wir mit. Das Lied „Wir loben dich Sankt-Anna“ klang noch nach und so manch neu gewonnener Eindruck machte seine Runde in unseren Köpfen.

Danke allen, die uns in Gedanken nahe waren und unsere Reise auf Facebook verfolgt haben. Danke allen, die uns freundlich aufgenommen und uns Teil der Gemeinschaft werden ließen. Danke für jede Form der Unterstützung. Auf unserer Homepage www.mutter-anna-kirche.de sind Predigt und Fürbitten zum Nachlesen veröffentlicht.

„Soll das Werk den Meister loben, / Doch der Segen kommt von oben“. In diesem Sinne ergeht ein Dank an alle, die zur Verwirklichung der Ziele des Fördervereins beigetragen haben. Für weitere Unterstützung sind wir sehr dankbar. Jeder Spendenbetrag ist uns willkommen. Spenden werden erbeten auf das Konto des Fördervereins, IBAN: DE33 6205 0000 0000 4285 65, BIC: HEISDE66.