Brüder und Schwestern im christlichen Glauben,
Ostern ist das Fest der Zuversicht, das Fest eines neuen Anfangs, wie wir ihn in diesen Wochen auch draußen in der Natur erleben. Doch das sprichwörtliche Ewige-stirb-und-werde wäre zu wenig, zu schwach, um tragfähig zu sein. Das Fundament, auf dem unser christlicher Glaube, unsere Hoffnung beruht, ist der Tod und die Auferstehung Jesu Christi, unseres Erlösers.
Er, der reich war, doch um unseres Heiles wegen, arm geworden ist, hat menschliche Gestalt angenommen und alles menschliche Versagen, alle Sünde und damit all unsere Not, ja selbst Leiden, Krankheit und Tod auf sich genommen und am Kreuze Sühne und Versöhnung mit Gott und untereinander geschaffen. Durch seine Wunden sind wir geheilt (Vgl. Jes 53,5). Er ist für uns zum Retter geworden.
Kern und Fundament unseres Glaubens ist daher Kreuz und Auferstehung unseres Herrn und Heilandes, der für uns am Kreuze starb und auferstanden ist. Er ist ein und derselbe, er ist die Kraft, aus der wir leben und auf die wir als Christen bauen und vertrauen. Das ist gleichzeitig die Botschaft, die uns von den Aposteln verkündet und überliefert wurde. Es ist von Anfang an das Bekenntnis, an dem festzuhalten wir durch die jährliche Feier von Tod und Auferstehung aufgerufen sind.
Die ersten Christen sahen in dem Gekreuzigten und Auferstandenen das Lamm, das, beladen mit den Sünden des Volkes Israel, seinerzeit im Alten Bund in die Wüste gejagt wurde und als Sühnegabe des Volkes an seinen Gott dort zugrunde ging. So habe sich Christus, als das Lamm Gottes, für die Sünden nicht nur eines einzigen Volkes, sondern für die aller Völker und Menschen am Kreuze hingeopfert. Gott hat dieses Opfer angenommen und ihn als Messias, als den Gesalbten des Herrn, erhöht und ihm den Platz zu seiner Rechten gegeben. Wir bekennen daher zu Recht diesen Jesus Christus als Herrn und Heiland, den Gott bestätigt und als Opfer für uns alle angenommen hat.
Als Christen sind wir Menschen eines begründeten Optimismus, nach dem Worte Christi: Fürchtet euch nicht, ich habe die Welt besiegt (Vgl. Joh 16,33). Wenn wir heuer – zusammen mit fast allen, die sich Christen nennen – Ostern feiern dürfen, so ist dies zwar dem Kalender zu verdanken, doch deshalb nicht weniger erfreulich und ein Zeichen, daß dies durchaus möglich wäre, wenn unter uns mehr Verständnis, mehr Demut und brüderliche Liebe lebendig wäre. Was nicht ist, kann ja noch werden!
Im Vertrauen auf Gottes Macht, Kraft und Gnade wünschen wir in diesen Tagen einander ein gesegnetes Fest der Auferstehung: Christus ist erstanden! – Ja, er ist wahrhaft auferstanden!
Temeswar, am Ostersonntag des Herrenjahres 2017
† Martin,
Bischof von Temeswar