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Hans Moser: Tore aus der Hüfte wie Pistolenschüsse

Hans Moser ist am 24. Januar achtzig geworden.

1961 in Dortmund: Rumänien ist zum ersten Mal Weltmeister. Das Weltmeisterteam (stehend von links): Hans Moser, Mircea Costache I, Petre Ivănescu, Trainer Nicolae Nedef, Lucian Grigorescu, Trainer Vlase Oprea, Vasile Tudor, Gheorghe Covaci, (kniend) Cornel Oţelea, Mircea Costache II, Otto Tellmann, Gheorghe Coman, Gheorghe Bădulescu, Virgil Hnat, (liegend) Ion Bogolea und Michael Redl. Einsender der Fotos: Johann Steiner

Dieses Mal hat es keine große Feier gegeben, aber Hans Moser hat sich am 24. Januar in Konzenberg bei Günzburg über viele Anrufe gefreut. Es waren Anrufe zu seinem 80. Geburtstag. Einer ist aus Kuba gekommen, von seiner Frau, die im Januar in ihrer Heimat Urlaub gemacht hat. Die anderen Anrufer waren Freunde und ehemalige Weggefährten des zweifachen Handball-Weltmeisters, der seinen Achtzigsten mit seinen Kindern und den fünf Enkeln gefeiert hat.

Hans Moser, am 24. Januar 1937 in Temeswar geboren, gehört zusammen mit Hansi Schmidt, Josef Jakob, Michael Redl und Dieter Jochmann zu den Besten, die der Banater und der rumänische Handball hervorgebracht hat. Die Deutsche Handballwoche schreibt Ende 1964 nach dem Länderspiel Deutschland gegen Rumänien in der Dortmunder Westfalenhalle (14:22): „Die Handballkünste des Hans Moser sind Teil des elegantesten Handballs, den je eine rumänische Nationalmannschaft zelebriert hat.“ Das deutsche Publikum erlebt Handball in Perfektion. Moser, der in der ersten Halbzeit lediglich zum Sieben-Meter-Werfen die Bühne betritt, übernimmt nach der Pause das Kommando, und schon ist es vorbei mit der deutschen Aufholjagd. Moser wirft zwei Tore, die in einen Lehrfilm gehören: das eine aus einem Seitfallwurf, wobei er fast waagerecht in der Luft liegt, das andere kommt wie ein Pistolenschuss aus der Hüfte. Die Handballwoche hat in ihm den wahren Weltmeister gesehen.

Seit jenem Spiel sind 52 Jahre vergangen. Auch Hans Moser ist älter geworden. Bei der Weltmeisterschaft 1964 in Prag wird Moser Torschützenkönig. Das reicht, um im selben Jahr zum Welthandballer des Jahres gewählt zu werden. Sein erstes WM-Turnier bestreitet Moser 1958 in der DDR. Doch bei dieser dritten Hallen-WM hat Rumänien noch nichts zu bestellen. 1961 wird die rumänische Mannschaft  Weltmeister. 1964 kann Hans Moser diesen Erfolg mit einer rumänischen Mannschaft wiederholen. Der dritte Titel in Folge wird Moser jedoch versagt bleiben. Bei der WM 1967 in Schweden gewinnt die Mannschaft Bronze. Mosers Leistungen honoriert das World-Handball-Magazin, das offizielle Organ der Internationalen Handball-Föderation, im Jahr 2000 mit seiner Berufung in die Jahrhundert-Sieben. 2007 hat seine Geburtsstadt Temeswar ihn zum Ehrenbürger ernannt, zusammen mit drei weiteren Handball-Größen: Roland Gunnesch, Alexander Fölker und Alexandru Buligan. 2009 erhält er in Bukarest den Sportverdienstorden zweiter Klasse mit Barett-Abzeichen.

Moser war 1951 vom Volleyball zum Handball gewechselt. Drei Jahre später wird er zum ersten Mal in die Handball-Nationalmannschaft berufen. Moser ist wahrscheinlich das größte Handballtalent, das Rumänien hervorgebracht hat. In seiner langen Karriere ist er Spielmacher und Vollstrecker zugleich. Er ist derjenige, der den Fallwurf perfektioniert, indem er durch Täuschung die Mauer umgeht. Er zelebriert den Knickfallwurf.

1956 gewinnt er mit Ştiinţa den ersten und letzten Landesmeistertitel auf dem Großfeld für Temeswar. 1959 wechselt er nach Bukarest zu Dinamo und erringt bis zu seinem Abschied 1968 elf Meistertitel, davon drei auf dem Großfeld. Ferner wird er mit der Bukarester Mannschaft 1965 den Europapokal der Landesmeister gewinnen. Insgesamt bestreitet Hans Moser 224 Länderspiele für Rumänien, davon sieben auf dem Großfeld.

1968 wird er Spielertrainer des TV Milbertshofen, den er 1970 in die Handball-Bundesliga führt. 1972 wechselt Moser zum VfL Günzburg. Schon 1974 ist er mit diesem Klub in der obersten Spielklasse. Im selben Jahr wechselt er nach Augsburg. Von dort geht er 1978 wieder nach Milbertshofen, wo er bis 1980 als Trainer in der Bundesliga tätig ist.

Von 1984 bis 1986 trainiert Moser Frisch Auf Göppingen und erlebt den Zwangsabstieg der Mannschaft. Doch nach einem Jahr ist Göppingen wieder in der Bundesliga. 1986 wird Hans Moser Profitrainer in der Schweiz. Nach Beendigung des Engagements in der Schweiz ist er wieder Trainer in Göppingen, wo er auch als Lehrer arbeitet.

Trotz einiger Beschwerden hat Hans Moser noch Zukunftspläne. In vier Jahren will er in Temeswar an der Hundert-Jahr-Feier des Ştiinţa-Klubs teilnehmen. Eine Einladung hat er schon erhalten.