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Opfer aus der Anonymität holen

Buch Gedenkstätten

Zweisprachiger Gedenkstein der HOG Mramorak

Eine der vielen Gedenkstätten der Donauschwaben im ehemaligen Jugoslawien. Im Bild das Massengrab in Mramorak (Banat)

Über Gedenkstätten der Donauschwaben

Die Donauschwaben im ehemaligen Jugoslawien zählen sicher zu jenen Gruppen, die besonders schwer unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges zu leiden hatten. In der vierbändigen Dokumentation „Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien“ (Anfang der neunziger Jahre herausgegeben von der Landsmannschaft der Donauschwaben und der Donauschwäbischen Kulturstiftung München) wird dieses Leid auf 4000 Seiten ausgebreitet. Es ist ein Dokument des Schreckens; über 40 000 Opfer sind namentlich erfasst. Da die politischen Umwälzungen in Jugoslawien und später in Serbien im Vergleich mit den anderen Staaten des Ostblocks erst mit zeitlicher Verzögerung und zum Teil gewaltsam eingetreten sind, war es für die Verbände der Donauschwaben nicht leicht, aus Stätten des Leids und des Todes Stätten der Erinnerung und des Gedenkens zu schaffen. Hinzu kam, dass oft auch innerhalb der Verbände die Meinungen darüber auseinandergingen, an welchem Ort und in welcher Form erinnert werden solle.

Nun ist in einer Buchreihe der Donauschwäbischen Kulturstiftung in München eine Bilddokumentation erschienen, in der die bisher errichteten Gedenkstätten in Serbien erfasst und beschrieben werden. Damit sollen, wie Stefan Lang in der Einführung des schmalen Bandes schreibt, die Gedenkstätten auch jenen zugänglich gemacht werden, die den Weg dorthin nicht unternehmen können. Insgesamt 34 Gedenkstätten werden vorgestellt: Zwanzig in der Batschka, zwölf im Banat und zwei in Syrmien. Lexikonartig werden festgehalten: Ort, Art der Gedenkstätte, Tag der Einweihung, Redner, Dauer des Lagers, Zahl der Opfer, Gestalter der Gedenkstätte und Literaturhinweise. Die Gedenkstätten selbst könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie reichen von einem schlichten Holzkreuz im ehemaligen evangelischen Friedhof in Jarek für annähernd 7000 Opfer im dortigen Lager (aufgestellt von der HOG Bulkes), einem Holzkreuz für 212 erschossene Donauschwaben am Rande der Straße von Filipowa nach Hodschag (errichtet in Eigeninitiative von Stefan Schmidt) bis zu größeren Anlagen auf dem alten katholischen Friedhof in Rudolfsgnad oder unweit davon auf der Teletschka, außerhalb des Ortes, an dem 12 000 Donauschwaben im Lager ihr Leben verloren haben. Einen Sonderfall stellen Gedenktafeln dar, die an oder in Friedhofskapellen angebracht wurden, oder Gedenkstätten, die auf Friedhöfen errichtet und mit alten Grabsteinen gestaltet wurden.

Hier sollte die Erinnerung an den Leidensweg mit jener an die einstige deutsche Gemeinde verknüpft werden. Dass die Errichtung der Gedenkstätten vor Ort immer auch ein Politikum darstellte, lässt sich leicht an den meist zweisprachig verfassten Inschriften verfolgen. Josef Jerger weist auch in einem Geleitwort darauf hin. Die meisten Texte sind recht allgemein gehalten, und es drängt sich die Frage auf, wie künftige Generationen diese interpretieren werden. Trotzdem war es für viele Betroffene, die ihre Angehörigen dort verloren haben, wichtig und richtig, die Opfer an den Stätten des Grauens aus der Anonymität zu holen. Einen Sonderfall stellt die Gedenkstätte in Subotica in der Batschka dar. Sie ist anscheinend von der Stadt Subotica selbst errichtet worden und erinnert an die Opfer des Krieges der Jahre 1944 und 1945. Auf den Namenstafeln sind alle Opfer unabhängig ihrer Nationalität vereint.

Istvan Marta / Lang Josef: Gedenkstätten der Donauschwaben in der Batschka, im Banat, in Syrmien. Kikinda/München 2010. 68 Seiten, Preis 18,90 Euro zuzüglich Versand. Bestelladresse: Josef Lang, Schneewittchenstr. 10, 81739 München, Mail: josef.lang@freenet.de