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Der weite Weg nach Hause

Vor der Hornkaserne in Frankfurt (Oder) erinnert ein Mahnmal an die Heimkehr der deutschen Zivilinternierten und Kriegsgefangenen.

Blick in die in der Hornkaserne eingerichtete Dauerausstellung „Willkommen in der Heimat“.

In dem großen Gemeinschaftsgrab auf dem Hauptfriedhof der Stadt Frankfurt (Oder) sind 7610 Heimkehrer beigesetzt, darunter auch mehrere Hundert Banater Schwaben. Fotos: Nikolaus Rennon

Frankfurt an der Oder war das Tor zur Freiheit auch für etwa 10.000 aus der Zwangsarbeit entlassene Banater Deutsche. Von allen Ereignissen, die das 20. Jahrhundert mit seinen beiden Weltkriegen über uns und unsere Heimat gebracht hat, war die Verschleppung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion mit die größte Härte, die uns in unserer Geschichte auferlegt wurde. Siebzig Jahre nach Beginn der Deportation wurde mit vielen Veranstaltungen nochmals öffentlich an das große Trauma und das damit verbundene menschliche Elend erinnert. Der Siebenbürger Historiker Dr. Konrad Gündisch sagte in einem Vortrag zum 70. Jahrestag der Deportation in Ulm im Januar 2015, das Nachkriegstrauma der Deportation sei mit unserem historischen Gedächtnis unauslöschlich verwurzelt, aus dem kollektiven Leid sei ein kollektives Identitätsmuster erwachsen. Die Deportation hat in die Familien und in unsere Gemeinschaft hineingewirkt und mit starkem Anteil zu unserem Exodus geführt.

Eindeutig steht fest, dass die Deportation der Deutschen aus Rumänien, Ungarn, dem ehemaligen Jugoslawien, Bulgarien und anderen deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa wie auch aus den öst-lichen Reichsgebieten zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion eine Reparationsleistung für die Kriegsschuld Deutschlands war. Wie auf der Alliiertenkonferenz von Teheran Ende 1943 gefordert, setzte Stalin dies, neben den geforderten Reparationsleistungen in Devisen, Rohstoffen und Industrieanlagen, gegen den zaghaften Widerstand der Alliierten durch. Obwohl bei der Konferenz von Jalta im Februar 1945 keine Diskussion über die von Stalin geforderte Zwangsarbeit geführt wurde, hatte der Diktator bereits Fakten geschaffen. Nach gründlicher Vorbereitung, auch durch die Mitwirkung Rumäniens, kam es im Dezember 1944 und Januar 1945 zur Deportation der Deutschen aus Südosteuropa. Der russische Wissenschaftler Pavel Poljan gibt in dem Buch „Lager, Zwangsarbeit, Vertreibung und Deportation“ für die Sammelstellen der Provinz Temesch (Banat) 31992 Deportierte an, wobei spätere Großrazzien, vor allem in den Städten, laut einem Gendarmeriebericht „gute Ergebnisse“ brachten. Dazu kamen noch 852 Deutsche, die als Aktive aus der rumänischen Armee deportiert wurden. Die unvollständige Erfassung und Hochrechnung der Landsmannschaft lässt die Annahme von 35000 Verschleppten aus dem Banat zu. Neuere Angaben (Michael Kroner) nehmen 38000 Deportierte für das Banat an.  

Die Gefangennahme der Deportierten, die lange Reise in unbeheizten Viehwaggons, wo schon das Hungern und Sterben begann, wurde mehrfach beschrieben. Von 556 verschleppten Billedern sind vier schon während der drei bis vier Wochen dauernden Fahrt ins Deportationsgebiet gestorben. Tote hatte es auch schon bei der Festnahme gegeben, es sind drei Fälle bekannt, in denen Männer bei der Festnahme erschossen wurden.

Etwa drei Viertel der Deportierten wurde im Donezgebiet in der Süd-ukraine in Kohlengruben, in der Stahlindustrie und beim Bau eingesetzt. Toponyme der Region wie Stalino, Jenakijewo, Dnjepropetrowsk und viele andere sind uns so geläufig, als lägen sie im Banat. Sie gehören zu unserer Geschichte. Andere Lager waren im Nordkaukasus und östlich des Urals. Unter schwierigsten, unmenschlichen Bedingungen hatten die Verbannten harte Sklavenarbeit zu leisten. Hunger, dauernder Hunger, selbst Wassermangel, sibirische Kälte, Seuchen und Misshandlungen rafften die Menschen dahin.

In einem Bericht des Innenministeriums der UdSSR (NKWD) vom 20. Dezember 1949 werden bei einer Gesamtzahl von 205520 Deportierten der Gruppe „G“, „Mobilisierte“, zu denen die Rumäniendeutschen gehörten, 40737 Todesfälle angegeben, was einer Todesrate von 19,8 Prozent entspricht. Nach einem Bericht der GPUWI, der Hauptverwaltung für Angelegenheiten der Kriegsgefangenen und Internierten im NKWD, sind schon im ersten Jahr 7553 Zwangsarbeiter gestorben. Im darauf folgenden Jahr 1946 waren es nochmals 35485 Deportierte. Nach Angaben von Generalleutnant Petrow, dem Leiter der politischen Polizei GPU, sind bis zum Jahresende 1949 von insgesamt 344671 „Internierten“ und „Mobilisierten“ 67081 gestorben, dies entspricht einer Todesrate von 19,5 Prozent. Bei den Banatern war die Todesrate etwas geringer. Dennoch kann nach genaueren Zählungen einiger Heimatgemeinden und der darauf basierenden Hochrechnungen die Zahl von bis zu 5500 in der Sowjetunion, auf der Heimreise und an den Folgen der Deportation verstorbenen Banater Zwangsarbeitern angenommen werden.

Die große Zahl der verstorbenen und arbeitsunfähig gewordenen Deportierten veranlasste die Sowjetführung im Spätherbst 1945, Schwerkranke, Invaliden, Frauen mit Säuglingen und Männer über 50 Jahre zu entlassen. So kamen kurz vor Weihnachten 1945 die ersten Verschleppten über Focşani und Marmarosch-siget (Sighetu Marmaţiei) in Rumänien an. Ihre Körper waren ausgemergelt, erwachsene Frauen wogen weniger als 40 Kilogramm, Männer hatten weniger als die Hälfte ihres Normalgewichts. Nicht alle Entlassenen erreichten den Heimatort. Viele starben auf der Reise und in den Durchgangslagern. Dramatische Berichte über erfrorene und verhungerte Säuglinge kennen wir von den Liobaschwestern Hildegardis Wulff und Patricia Zimmermann, die in den genannten Grenzorten über das Heimkehrerhilfswerk vielen helfen konnten.

Laut einer von Stalin unterzeichneten Verordnung sollten in den Folgejahren jährlich bis zu 25000 arbeitsunfähige Zwangsarbeiter „repatriiert“ werden. Die Deutschen aus Rumänien wurden jedoch ab 1946 bis Mitte 1948 nicht in ihre Heimat, sondern in die damalige Sowjetische Besatzungszone Deutschlands entlassen. Rumänien weigerte sich, seine deutschen Staatsbürger aufzunehmen. Sie wurden nach Frankfurt (Oder) in die damalige Sowjetzone abgeschoben. Darüber wurde in dieser Zeitung, in der Ausgabe 11/12 vom 15. Juni 2015, berichtet.

Viele der schwerkrank aus den Arbeitslagern Entlassenen sind während der Heimreise gestorben. Wenn man sie nicht irgendwo in Polen aus den Waggons herausgeholt hatte, kamen sie als Leichen in Frankfurt an. Jakob Braun berichtet, dass man in Brest-Litowsk mehrere Tote aus seinem Transport in einem Granattrichter verscharrte. Bei vielen Zügen war der letzte Waggon für die Leichen bestimmt oder diese wurden einfach im Kohlewaggon deponiert. Lebensgefährlich war das Aussteigen in
Polen, viele Heimkehrer sind dabei für immer verschwunden. Andere kamen in Frankfurt schwer krank an und sind dort verstorben. Sie wurden auf dem Hauptfriedhof oder auf einem der um Frankfurt neu entstandenen Friedhöfe beigesetzt. Ein ehemaliger Angestellter des Durchgangslagers Hornkaserne sagte: „Wir hatten an manchen Tagen über hundert Bestattungen.“ In den Jahren 1957-1964 wurden die Gebeine von den Heimkehrerfriedhöfen Kiesberge, Hohenwalde, Nuhnenfriedhof und anderen in das Massengrab auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt umgebettet. Dort, unter dem großen Hügel, sind 7610 Heimkehrer beerdigt, insgesamt sind in der Stadt an der Oder über 12700 Kriegsopfer beigesetzt, davon 9000 mit dauerndem Ruherecht.

Frankfurt war das Tor zur Freiheit für über 1,6 Millionen entlassene Kriegsgefangene, hunderttausende Flüchtlinge und entlassene Zwangsarbeiter, darunter auch etwa 10000 Banater Deutsche. Von den Sowjets in der Hornkaserne wurden die Entlassenen den deutschen Behörden im Lager Gronenfelde überstellt und von dort kamen die Heimatlosen in eines der 65 Heimkehrerlager der Sowjetischen Besatzungszone. Schwerkranke kamen in ein Krankenhaus in Frankfurt oder in der Umgebung. Vielen konnte durch engagierte Ärzte und beherztes Pflegepersonal geholfen werden. Erwähnenswert ist auch das uneigennützige Wirken der Märkischen Volkssolidarität, die sich um die Heimkehrer kümmerte und vielen half. Es ist erstaunlich, dass in der Trümmerstadt so viel Hilfsbereitschaft vorhanden war. Nach einiger Zeit im Lager konnten die Gesunden Arbeit bei den Bauern der Umgebung aufnehmen, sofern sie von diesen genommen wurden. Damit nahm das Lagerleben für die meisten ein Ende, doch freie Menschen waren sie damit noch nicht. Sie hatten keine Personalakten und bekamen anfangs keine Lebensmittelkarten.

Peter Weber aus Billed beschreibt seinen Weg durch die Lager wie folgt: „Vom NKWD-Lager kam ich in das Lager Gronenfelde, von da über Cottbus nach Torgau in das Brückenkopflager in Quarantäne. Von Torgau in das Marienlager Leipzig / Delitzsch, danach in das Lager Bitterfeld.“ In Bitterfeld notierte er die Namen von über 400 Banatern, die mit ihm dort im Lager waren. Er vermerkte auch die Ortschaften um Bitterfeld, wo die Heimkehrer Arbeit und Unterkunft gefunden hatten. Hauptgesprächsthema unter den Landsleuten war natürlich die Heimkehr ins Banat. Fünf Grenzen waren dabei zu überqueren und etwa 1600 Kilometer ohne Geld und entsprechende Papiere zu bewältigen. Peter Weber hat folgende Route notiert: „Über Halle, Weißenfels, Naumburg, bayerische Grenze, Stockheim, Nürnberg, nach Schalding, von da nach Passau, unbedingt zu Fuß nach Rohrbach, nachts oder sehr früh über die österreichische Grenze nach St. Valentin, Wien, Schaltendorf, über die ungarische Grenze, Ödenburg, Budapest, Kecskemét, Szeged, eine Station vor Kiszombor aussteigen, nur abends oder nachts über die rumänische Grenze nach Tschanad, von da über Großsanktnikolaus nach Hause“. Die Landsleute haben sich gruppenweise auf die lange Reise gemacht. Peter Weber hat den Aufbruch einiger Gruppen Billeder notiert. Er selbst blieb bis Juni 1947 in Bitterfeld und ging von dort, wie einige tausend andere auch, mit seiner Frau in den Westen. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ihre Kinder und Eltern nachkommen konnten.

Die Mehrheit der Heimkehrer wollte jedoch so schnell wie möglich nach Hause. Die Heimreise war aber sehr beschwerlich und auch sehr gefährlich. Die Amerikaner sperrten die Grenzgänger ein und schoben sie zurück. Hans Mayer berichtet folgendes über seine Odyssee: Ausgemergelt und schwer krank gelangte er am 7. Dezember 1947 in Jenakijewo in den Heimtransport. Die Fahrt nach Frankfurt, im unbeheizten Viehwaggon und bei dürftiger Verpflegung, dauerte bis zum 2. Januar 1948. Von Frankfurt aus durchlief er mehrere Lager, bis er sich schließlich im Juni mit noch vier Landsleuten auf den Heimweg machte. Die bayerischen Grenzer waren hilfsbereit, aber in Fulda wurden die fünf von den Amerikanern verhaftet und in ein Gefängnis mit Schmugglern und Dieben gesteckt. Nach Wochen vor Gericht gestellt, wurden sie freigesprochen und in die Sowjetzone ausgewiesen. Sie waren heimatlose Landstreicher geworden. Nachdem sie nochmals einige Lager passiert hatten, begaben sie sich erneut auf den Heimweg. Wieder drückten die bayerischen Grenzer ein Auge zu, und auch das Zugpersonal war meist hilfsbereit, denn Geld hatten sie keines. Auf frequentierten Straßen und durch Ortschaften gingen sie meist nur nachts. Über Hof und Nürnberg kamen sie nach Schalding in ein Lager, von da gelangten sie nach Passau und illegal über die Grenzen Österreichs und Ungarns nach Rumänien. Sie waren fast ein Jahr unterwegs.

Andere Heimkehrer berichten, dass hilfsbereite Menschen sie zwischen Vieh versteckten, um sie über die Grenze zu bringen. Nicht wenige waren in Österreich und auch in Ungarn wegen illegalem Grenzübertritt eingesperrt.

Katharina Tröster erzählte uns die Geschichte ihres langen Weges nach Hause: Sie war gerade 18 geworden, als sie in ihrem Elternhaus in Bentschek im Januar 1945 aufgegriffen wurde. Schneiderin wollte sie werden, sie war schon im dritten Lehrjahr und einem Jungen hatte sie sich auch schon versprochen. Nach dem Krieg wollten sie sich verloben. Über Jahrmarkt ging es zu Fuß nach
Temeswar, von da in Viehwaggons ostwärts. Zwei Wochen war ihr Transport unterwegs bis zur rumänischen Landesgrenze. Von da ging es weitere zwei Wochen durch die Ukraine nach Stalino, heute Donez, wo sie in einem Kohlenbergwerk arbeiten musste. Abgemagert und total geschwächt, kam sie im September 1948 mit einem Krankentransport nach Frankfurt (Oder). Sie erholte sich bald und konnte bei einem Bauern arbeiten. Ihr erster Versuch nach Hause zurückzukehren scheiterte, sie wurde an der Grenze gefangengenommen und kam erneut in ein Lager. Im Frühjahr 1949 versuchte sie es erneut. Ohne Geld war sie monatelang unterwegs, mal zu Fuß, mal als Mitfahrerin auf einem Lastwagen oder einem Zug. Sie hat sich einfach durchgebettelt, ein gute Adresse waren immer die Pfarrhäuser. Im Banat, wo sie ebenfalls zu Fuß unterwegs war, haben ihr Landsleute aus Triebswetter Geld zur Weiterfahrt geschenkt. Nach fast fünf Jahren Verbannung und drei Monaten unterwegs erreichte sie ihr Elternhaus. Doch das Maß ihrer Unfreiheit war noch nicht voll. Zehn Tage nach
ihrer Ankunft wurde sie verhaftet, wonach sie mehrere Untersuchungsgefängnisse durchlief, darunter auch das berüchtigte in Jilava. Angeklagt wegen Spionage und wegen illegalen Grenzübertritts wurde sie zu 18 Monaten Gefängnis mit Zwangsarbeit verurteilt. Katharina Tröster wurde als lebensfrohes, gesundes achtzehnjähriges Mädchen deportiert und kam nach sechseinhalb Jahren traumatisiert wieder heim. Ihr Freund kam nicht wieder aus dem Krieg, sie blieb arm und allein zurück. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in unserem Seniorenzentrum in Ingolstadt.

Am gefährlichsten war in den Jahren 1946-1949 das Überqueren der rumänischen Grenze. In Rumänien  herrschte damals die Clique um Gheorghe Gheorghiu-Dej, Anna Pauker und Teohari Georgescu. Es galt sofortiger Schießbefehl an der Grenze, mehrere Heimkehrer wurden dort erschossen. Bekannt ist die Tragik einer aus neun Personen bestehenden Heimkehrergruppe aus Bakowa: Eva Duckhorn, Maria Fischer, Maria Garand, Michael Pettla, Katharina Richter, Georg Ringler jun., Georg Ringler sen., Eva Frombach und Anna Schönherr. Die Genannten waren krankheitsbedingt vorzeitig aus der Zwangsarbeit über Frankfurt (Oder) in die Sowjetzone entlassen worden. Nachdem sie einige Monate in verschiedenen Lagern verbracht hatten, begaben sie sich im Spätsommer 1948 gemeinsam auf den Heimweg. Nach der Überwindung vieler Schwierigkeiten in Deutschland, Österreich und Ungarn wollten sie bei Tschanad die Grenze nach Rumänien überqueren. Sie alle waren
rumänische Staatsbürger und hatten einen ordentlichen Entlassungsschein aus sowjetischem Gewahrsam. Doch danach fragten die Grenzer nicht. Die rumänischen Soldaten eröffneten sofort das Feuer und schossen solange, bis alle regungslos am Boden lagen. Sieben Heimkehrer waren sofort tot, Eva Frombach und Anna Schönherr hatten Glück. Anna Schönherr fiel um und blieb vor Schreck liegen, Eva Frombach war an der Schulter verletzt. Mit einem Stiefeltritt stellte ein Grenzer den Tod der Erschossenen fest, man hat sich nicht weiter um die beiden Frauen gekümmert. Sie blieben den ganzen Tag regungslos in der Sonne liegen und erst als es dunkel wurde, wagten sie es, nach Tschanad zu gehen. Der dortige Pfarrer half ihnen weiter.

Bekannt ist auch die gemeine Hinrichtung einer Gruppe Sanktannaer an der Grenze. Josef Kompas, Anton Reinholz, Johann Reinholz, Josef Reinholz und Barbara Teuber hatten schon das erste Dorf in Rumänien erreicht. Dort wurden sie gefangengenommen, zurück zur Grenze gebracht und ohne weiteres hingerichtet. Auch Gruppen aus Sanktandres, Sackelhausen und Aradsanktmartin wurden an der Grenze erschossen. Im zweiten Band der Buchreihe „Das Banat und die Banater Schwaben“ sind 30 Heimkehrer vermerkt, die an der rumänischen Grenze erschossen wurden.

Im Sommer 1949 beschlossen die Machthaber in Moskau, alle zivilen Zwangsarbeiter freizulassen, sofern sie nicht unter Strafe standen. Schon im Herbst 1948 hatte man laut einem NKWD-Bericht 11446 Kranke, alle Männer der Jahrgänge 1899 und 1900 wie auch die Frauen des Jahrgangs 1914 aus Rumänien freigelassen. Im November und Dezember 1949 kamen dann die letzten 39000 Zwangsarbeiter aus Rumänien frei. Ab Herbst 1948 durften die Heimkehrer wieder über Focşani und Marmaroschsiget direkt nach Rumänien einreisen, wo sie ihre Entlassungsscheine erhielten.

Die Deportierten haben fünf Jahre unter schwierigsten Bedingungen Zwangsarbeit geleistet, nur weil sie Deutsche waren. Für die Männer der Jahrgänge 1926, 1927 und 1928 waren damit Fron und Elend noch nicht vorbei. Sie wurden in der Folge zu rumänischen Arbeitsdiensteinheiten eingezogen und mussten in Kohlengruben, Asbestminen und auf Baustellen nochmals drei Jahre Zwangsarbeit leisten. Einen Teil der Russlandverschleppten traf auch noch das Los der Bărăgan-Verschleppung 1951 bis 1956. Ohne geringste eigene Schuld mussten viele unserer Landsleute elf Jahre ihres jungen
Lebens in Unfreiheit verbringen.

Leider hat sich die Bundesrepublik Deutschland bis heute noch nicht bereitgefunden, den wenigen noch lebenden ehemaligen Russlandverschleppten – die Jüngsten sind 87 Jahre alt – eine moralische Anerkennung und materielle Hilfe zu gewähren. Es ist sehr bedauerlich, dass dieser Opfergruppe keine Gerechtigkeit widerfährt.