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In Maria Radna schlägt das Herz der Banater Katholiken

Zu den Segnungsfeierlichkeiten in Maria Radna, die am 2. August stattfanden, begrüßte Diözesanbischof Martin Roos zahlreiche Geistliche, geladene Gäste und Pilger aus dem In- und Ausland. In dieser Ausgabe berichten wir ausführlich über das Pontifikalamt anlässlich der Segnung der Renovierungsarbeiten an der Wallfahrtsbasilika und dem ehemaligen Franziskanerkloster. Wir veröffentlichen auch den vollen Wortlaut der Predigt Seiner Eminenz Joachim Kardinal Meisner, Außerodentlicher Gesandter des Heiligen Vaters. Foto: Mihai Botescu

Am 2. August, dem Tag der großen Feierlichkeiten in Maria Radna, erstrahlten die Wallfahrtskirche und das angrenzende frühere Franziskanerkloster in neuem Glanz. Die gesamte Feier konnte auf dem Gelände vor der Basilika auf zwei Großbildleinwänden verfolgt werden.

Als Außerordentlicher Gesandter des Heiligen Vaters zelebrierte Joachim Kardinal Meisner das Pontifikalamt in Maria Radna.

Sonntag, der 2. August 2015, war ein herrlicher Festtag, wie ihn die gläubigen Banater Christen lange nicht mehr erlebt haben. Nach etlichen Jahren Arbeit war dieser 2. August der Tag, an dem alle Bemühungen von unserem guten Gott belohnt wurden: Wir alle hatten die Freude, die Segnung der Renovierungsarbeiten der Päpstlichen Basilika Maria Radna und des angrenzenden ehemaligen Klosters erleben zu können.

Die Weihe wurde von seiner Eminenz Joachim Kardinal Meisner, emeritierter Erzbischof von Köln, vorgenommen, der als Außerordentlicher Gesandter des Heiligen Vaters Papst Franziskus I. nach Radna kam. Zusammen mit ihm konzelebrierten zahlreiche Metropolitan-Erzbischöfe, Erzbischöfe, Bischöfe und Gesandte von Diözesen aus Rumänien und aus dem Ausland. Erwähnt seien hier  Ihre Exzellenzen Dr. Ioan Robu, Erzbischof und Metropolit von Bukarest, Dr. Balázs Bábel, Erzbischof und Metropolit von Kalocsa-Kecskemét, Dr. Stanislav Hočevar, Erzbischof und Metropolit von Belgrad, Dr. György Jakubinyi, Erzbischof von Karlsburg/Alba Iulia, ferner zahlreiche Bischöfe und Diözesangesandte aus Ungarn, Kroatien, Serbien und Deutschland. Die meisten römisch- und griechisch-katholischen Diözesan- und Weihbischöfe aus Rumänien wohnten diesem herausragenden Ereignis im Leben der Temeswarer Diözese bei. Auch die Mitglieder des Domkapitels von Temeswar mit Monsignore Johann Dirschl, Generalvikar der Diözese, nahmen an der heiligen Messe teil.

Zugegen waren ebenfalls die orthodoxen Würdenträger der Region: Seine Heiligkeit Dr. Ioan Selejan, Erzbischof von Temeswar und Metropolit des Banats, Seine Heiligkeit Dr. Timotei Seviciu, Erzbischof von Arad, und Seine Heiligkeit Dr. Lukijan Pantelić, Serbisch-orthodoxer Bischof von Budapest und Verwalter des Temeswarer Bistums. Die evangelisch-lutherische Gemeinschaft des Banats war durch Pfarrer Walther Sinn aus Semlak vertreten.

Das Tagesprogramm begann um 8 Uhr mit der reihenweisen Ankunft der Würdenträger und Amtspersonen, der delegierten Gläubigen der Pfarreien und der Pilgergruppen. Das Pontifikalhochamt war für 11 Uhr anberaumt, als die Prozession, bestehend aus den Zelebranten, den Trägern der Kirchen- und Vereinsfahnen und den Ministranten in die Kirche einzog. Aus Deutschland hatten die Heimatortsgemeinschaften Glogowatz, Lenauheim, Neupanat und Nitzkydorf sowie das St. Gerhards-Werk Fahnenabordnungen zu der Feier in Maria Radna entsandt.

Nach der Segnung mit dem Kreuzzeichen richtete seine Exzellenz Dr. h. c. Martin Ross, Bischof von
Temeswar, im Sinne der Banater Gastfreundschaft, eine Willkommensbotschaft in drei Sprachen (deutsch, ungarisch und rumänisch) an alle Anwesenden. Danach verlas Seine Exzellenz László Böcskei,
Bischof von Großwardein, ebenfalls in drei Sprachen, den Brief des Heiligen Vaters Papst Franziskus, in dem der Kirchenfürst Kardinal Meisner zum Außerordentlichen Gesandten  für die Segnung der Renovierungsarbeiten in Maria Radna ernennt. Die Lesungen wurden von zwei praktizierenden Katholiken vorgenommen: auf Deutsch von Hartmut Koschyk, Mitglied des Deutschen Bundestages und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, und auf Ungarisch von Zsolt Molnár, Abgeordneter im Parlament Rumäniens. Das heilige Evangelium wurde in rumänischer Sprache von dem jungen Diakon Márton Gál, Mitglied des Salvatorianerordens, verkündet.

Seine Eminenz Joachim Kardinal Meisner, Hauptzelebrant des Pontifikalamtes,  hielt die Predigt auf Deutsch. Sie wurde dann von zwei Konzelebranten auch in ungarischer und rumänischer Sprache verlesen, und zwar von Monsignore Lajos Konde, Vorsteher des Kapitels der Kathedrale Szeged, und von Pfarrer Nikola Lauš, Direktor der Diö-zesankanzlei Temeswar und für das Projekt Maria Radna seitens des Bistums  zuständig. In seiner Predigt wies der deutsche Erzbischof darauf hin, dass Europa heute wegen des fehlenden Gebets eine spirituelle Krise erlebe. Eben deswegen seien die Wallfahrtsorte und besonders die marianischen Gebetszentren von besonderer Bedeutung für das Anwachsen des Glaubens, der spirituellen Werte und des Gebets. Aus der einfachen, volkstümlichen Inbrunst des Christen an den Wallfahrtsorten würden der Kirche jene übernatürlichen Kräfte zufließen, die großen Herausforderungen der Welt anzunehmen und zu bewältigen. Gerade deshalb sei diese Feierlichkeit der Segnung der Renovierungsarbeiten in Maria Radna besonders wichtig.

Nach diesen belehrenden Worten verlas Präsidialrat Sergiu Nistor die Botschaft des Präsidenten Rumäniens, Klaus Werner Iohannis. Dieser Moment wurde gewählt, um allen Fernsehzuschauern über den ersten Kanal des Rumänischen Fernsehens die Möglichkeit zu geben, die Botschaft des Staatsoberhauptes zu hören. Darin heißt es unter anderem: „Das Leben, das von den Restauratoren dem Kloster geschenkt wird, und das Leben, das seinerseits von dem Kloster den Gemeinschaften des Umfeldes weitergeschenkt wird, sind Beispiele für die belebende Wirkung des Kulturgutes. Zugleich ist dieses geglückte Projekt ein Zeichen für die technische Fähigkeit und den politischen Willen Rumäniens, seine Werte zu erhalten. Immer mehr Menschen verstehen, dass eben diese Werte unsere Identität und Besonderheit ausmachen und uns Voraussetzungen für den interkulturellen und interkonfessionellen Dialog ermöglichen.“

An anderer Stelle wird gesagt: „Durch die Annahme der spirituellen Werte, von denen Rumänien reichlich besitzt, durch den Schutz, den Erhalt und die Renovierung dieses authentischen Schatzes in seinem Reichtum und seiner ganzen Vielfalt, beweisen wir, dass wir auch Ziele haben und unsere großen Projekte verwirklichen können. Dazu zählt die Einordnung des Glaubens in die natürliche Entwicklung der Menschheit, die Bedeutung der religiösen Kulte in der Entwicklung einer gefestigten Gesellschaft, der menschlichen Solidarität und des interkonfessionellen und interethnischen Dialogs.

Das vereinte Europa, dessen Aussehen die Werte der Einheit in seiner Verschiedenheit widerspiegelt, auf denen es fußt, benötigt gerade in unserer Zeit unsere Solidarität. Durch die beeindruckende Anwesenheit von Gläubigen, manche davon auch aus dem Ausland, und durch die hohen Vertreter der
römisch-katholischen, griechisch-katholischen und orthodoxen Geistlichkeit, durch die Teilnahme zentraler und lokaler Behörden und vieler Gäste aus dem Ausland bekennen wir und vermitteln allen, die wir heute bei dieser großen Feier in Maria Radna vertreten, dass der Eckpfeiler all unseres Handelns und unserer Zusammenarbeit immer das christliche, geistige Erbe, die Toleranz und das gegenseitige Verständnis, die Liebe und der Frieden ist und immer bleiben wird.“

Die Gebete der Gläubigen wurden in acht Sprachen von Seminaristen, Ordensleuten und Konzelebranten gesprochen. Danach wurde das feierliche Hochamt lateinisch fortgesetzt.
Der musikalische Rahmen des Hochamtes wurde vom Chor und Orchester der Temeswarer römisch-katholischen Domkirche gestaltet, von Domkapellmeister Dr. Walter Kindl sowie Konzertmeister Dr.
Johann Fernbach geleitet und von Dr. Franz Metz aus München an der Orgel begleitet. Aufgeführt wurde die berühmte Krönungsmesse in C-Dur, KV 317, von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Chor und die Gläubigen sangen verschiedene Marienlieder, zumeist aus dem Banater Musikrepertoire, einige sogar der Seligen Jungfrau Maria von Radna gewidmet.

Nach Beendigung der heiligen Messe fand vor der Basilika ein besonderes Ereignis statt. Ihre Exzellenzen Dr. Balázs Bábel, Erzbischof und Metropolit von Kalocsa-Kecskemét, und Dr. Ioan Robu, Erzbischof und Metropolit von Bukarest, sowie Monsignore Andreas Straub, emeritierter Visitator der Donauschwaben in Deutschland, hielten kurze Ansprachen auf Ungarisch, Rumänisch und Deutsch. Danach fand auf dem Vorplatz der Kirche im Rahmen einer kurzen lateinischen Feier die Segnung der Renovierungsarbeiten an der Basilika statt. Die Segnung nahm seine Eminenz Joachim Kardinal Meisner vor.

Als weihevoller Schlussakt folgte die Segnung der Renovierungsarbeiten am angrenzenden früheren Franziskanerkloster durch Kardinal Meisner. Sie wurde im Innenhof des Klosterbaus vollzogen. Danach folgten Gruß- und Dankesworte von Victor Opaschi, Staatssekretär für religiöse Kulte, Sorin Maxim, Generaldirektor der Agentur für Regionale Entwicklung West (die das Europa-Projekt leitete), Pfarrer Nikola Lauš, Direktor der Diözesankanzlei und Verantwortlicher für das Projekt, sowie Seiner Exzellenz Martin Roos, Bischof von Temeswar. Zum Dank an den Himmlischen Vater stimmten die Anwesenden die Lobeshymne Te Deum an. Begleitet wurde der Gesang von der Blaskapelle der HOG Sanktanna und jener der Banater Schwaben aus Augsburg.

Am Schluss der Feierlichkeiten wurde die Museumssammlung eröffnet und besichtigt. Sie erstreckt sich über drei Etagen eines ganzen Flügels des ehemaligen Franziskanerklosters. Die Gestaltung oblag Seiner Exzellenz Bischof Martin Roos und einigen Museografen aus Ungarn.

Hier sollen einige Namen der offiziellen Gäste genannt werden: Hartmut Koschyk, Mitglied des Deutschen Bundestages und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Miklós Soltész, Staatssekretär für Kulte, Minderheiten und gesellschaftliche Vereine in der Regierung Ungarns, Victor Opaschi, Staatssekretär für Kulte, seitens der Regierung Rumäniens, András Király, Staatssekretär im Ministerium für Erziehung Rumäniens, Reinhold Gall, Innenminister des Landes Baden-Württemberg und Mitglied des Landtages, die Abgeordneten Zsolt Molnár, Nicolae Mircovici, Ovidiu Ganț, Adrian Merka sowie Sorin Maxim, Generaldirektor der Agentur für Regionale Entwicklung West, und Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Deutschland.

Zugegen waren auch die Präfekten, Subpräfekten und Mitglieder der Kreisräte der Kreise Arad und Temesch, die Bürgermeister der Munizipien Arad, Temeswar und Karansebesch sowie mehrerer Städte aus den Kreisen Arad und Temesch.

Seitens des Diplomatischen Korps waren zugegen: Werner Hans Lauk, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Rolf Maruhn, Generalkonsul Deutschlands in Temeswar, Jose Miguel Viñals Ariño, Honorarkonsul des Königreichs Spanien in Temeswar, Gheorghe Nacov, Honorarkonsul Bulgariens in Temeswar, Miroslav Iabloncsik, Honorarkonsul der Slowakei in Rumänien, und Peter Bayard, Gesandter des Schweizer Botschafters in Bukarest.

Zur Segnung der Renovierungsarbeiten an der Basilika Maria Radna und des früheren Franziskanerklosters kamen zahlreiche Gläubige aus der Diözese Temeswar. Jede Pfarrei hatte zwei Gläubige bestimmt, um ihre ursprünglichen Gemeinschaften beim Pontifikalamt in der Basilika zu vertreten. Anwesend waren zudem Gläubige aus den Diözesen Großwardein, Sathmar und Karlsburg, aus den Bistümern Großbetschkerek (Serbien) und Szeged (Ungarn) sowie aus den griechisch-katholischen Bistümern Lugosch und Großwardein. An den Feierlichkeiten teilgenommen haben darüber hinaus viele nach Deutschland und in andere Länder ausgesiedelte Banater Schwaben.

Obwohl sie wussten, dass sie auf dem Gelände vor der Basilika ausharren mussten, strömten viele Menschen guten Mutes aus dem In- und Ausland nach Maria Radna zu diesem einmaligen Ereignis. Um ihnen   entgegenzukommen, hatte die Diö-zese Temeswar zwei Großleinwände gemietet, auf denen mithilfe des nationalen Fernsehsenders TVR die gesamte Feier übertragen wurde. Von TVR 1 wurde das gesamte Hochamt von 11 Uhr bis 12.50 Uhr direkt auf dem nationalen und dem Temeswarer Regionalsender übertragen.

Die Feierlichkeiten wurden organisatorisch, materiell und logistisch unterstützt vom Kreisrat Arad, dem Bürgermeisteramt der Stadt Lippa, dem Mobilen Notfalldienst SMURD, der Gendarmerie und Polizei, dem Verein der Banater Bulgaren und der Spediteur-Familie Manfred und Rodica Pletl, die den Blumenschmuck spendete, die Beförderung der Wallfahrer von ihrem Autohof aus nach Radna sicherte und für genügend Parkplätze für Autobusse und Privat-Pkw sorgte.

Nach Beendigung der Feierlichkeiten werden noch weitere Arbeitsmonate an der Basilika und am Klostergebäude in Maria Radna folgen. Die feierliche Segnung wurde etwas vorgezogen, zum einen in Vorbereitung auf das Hochfest Mariä Himmelfahrt am 15. August und zum anderen, um den Pilgern aus dem In- und Ausland in der Urlaubszeit die Möglichkeit zu bieten, nach Radna zu kommen. Das Bild einer Baustelle, eines laufenden Projektes, ist nur noch in Ansätzen erkennbar. Mithilfe Gottes und der Seligen Jungfrau Maria hoffen wir, alle Arbeiten zu beenden und gut in den Winter zu kommen.

Für die Gläubigen aus dem Banat und aus aller Welt – über alle Konfessionsgrenzen hinweg – ist Maria Radna ein Ort der Ruhe und des Friedens. Jeder erinnert sich gerne an die Wallfahrten seiner Jugendzeit, zusammen mit Eltern und Großeltern. Man hörte manchmal die Klage, Maria Radna sei nicht mehr, wie es einmal war. Doch der 2. August 2015 war, mit Gottes Hilfe, ein Tag der Auferstehung für diesen geliebten Wallfahrtsort.

Der 2. August 2015 wird für immer der Tag bleiben, an dem die Gläubigen mit tränenfeuchten Augen ihre liebgewonnene Basilika im alten Glanz oder noch schöner bewundern konnten. Im Verlauf der Feier erkannten die anwesenden Gläubigen, wo das Herz der Diözese Temeswar, aber auch dieses Landstrichs und Teils Europas schlägt: in Maria Radna. Wir können ebenso schlussfolgern wie seine Eminenz Joachim Kardinal Meisner am Ende des Pontifikalamtes: „Der Himmel ist so schön wie Maria Radna, bloß ohne die zahlreichen Ansprachen!“ Tatsächlich bringt uns Maria Radna ein Stückchen Himmel, den uns Gott durch die gnadenreiche Jungfrau Maria geschenkt hat.

Übersetzung: Dr. Hans Gehl