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Die Banater Schwaben

Als Banater Schwaben wird eine deutsche Bevölkerungsgruppe bezeichnet, die im Banat, einer Region zwischen Donau, Theiß, Marosch und den Ausläufern der Südkarpaten, ihre Wurzeln hat und heute größtenteils in Deutschland ansässig ist.

Nach der Zurückdrängung des Osmanischen Reiches wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts deutsche Siedler auf Geheiß der Habsburger in dieser Region angesiedelt. Die in mehreren Etappen, den sogenannten Schwabenzügen, ins Land gelangten Siedler stammten aus Süddeutschland, Franken, Hessen, Bayern, dem Elsass und aus Lothringen. Nur eine Minderheit der eingewanderten Kolonisten war tatsächlich, wie die Bezeichnung vermuten lässt, schwäbischer Herkunft. Der Begriff „Schwabe“ als Synonym für Deutsche war zu jener Zeit weitverbreitet. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verstärkte sich der Einfluss Deutschlands auf die Banater Schwaben. In Folge des Frontwechsels Rumäniens im August 1944 begann für Teile der deutschen Bewohnerschaft die Flucht in den Westen. Die Mehrheit der Banater Schwaben blieb in ihrer Heimat. Im Januar 1945 wurden ca. 35.000 Deutsche aus der Region zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Der landwirtschaftliche Besitz der Banater Schwaben wurde im März 1945 enteignet. Im Sommer 1951 erfasste eine neue massenhafte lnternierungswelle das Banat: 40.000 Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft aus dem rumänisch-jugoslawischen Grenzraum, darunter ein Viertel Deutsche, wurden bis 1956 in die östlich von Bukarest gelegene Bărăgan-Steppe zwangsumgesiedelt.

Flucht, Deportation, Zwangsevakuierung und nicht zuletzt die Etablierung des Kommunismus haben in der Endphase des Weltkrieges und in den darauffolgenden Jahren die historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen, das institutionalisierte Gemeinschaftsleben und die tradierten Lebensformen der Banater Schwaben erschüttert.

Vor dem Hintergrund der Verschlechterung der allgemeinen gesellschaftlichen Existenzbedingungen, eines verschärften minderheitenpolitisch wirksamen Systemzwanges und einer anhaltenden Wirtschaftskrise kam es um 1980 zu einer verstärkten Aussiedlung der Banater Schwaben in die Bundesrepublik, die in kurzer Zeit Massencharakter annahm, der auch der Sturz des Ceauşescu-Regimes im Dezember 1989 und die damit einhergehende politische Wende nicht entgegenwirken konnte. Im Banat leben heute laut Volkszählung von 2011 insgesamt 14.523 Personen deutscher Volkszugehörigkeit. Sie sind im Demokratischen Forum der Deutschen im Banat organisiert und pflegen ein intensives Gemeinschaftsleben.

Mit der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien gibt es eine auflagenstarke deutschsprachige Tageszeitung und mit dem Deutschen Staatstheater Temeswar ein staatlich subventioniertes deutsches Theater. In den Städten Temeschwar (Nikolaus-Lenau-Lyzeum) und Arad (Adam-Müller-Guttenbrunn-Lyzeum) gibt es deutschsprachige Gymnasien, die einen großen Zulauf haben.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V. wurde 1950 gegründet, mit dem Zweck, den in die Bundesrepublik Deutschland ausgesiedelten Banater Schwaben Hilfestellung bei deren Eingliederung zu geben, die Landsleute im Banat zu unterstützen sowie die Pflege des kulturellen Erbes zu fördern. Heute unterhält die Landsmannschaft gute Beziehungen zum Banat und den dort ansässigen Banater Schwaben und arbeitet mit einschlägigen Verbänden und Institutionen weltweit zusammen. Durch Vorträge, Veranstaltungen, Ausstellungen und durch die Herausgabe der Zeitung „Banater Post“ sowie historischer, literarischer und kultureller Veröffentlichungen informiert die Landsmannschaft kontinuierlich über die Banater Schwaben, um deren Gemeinschaft zu fördern, zu stärken und öffentliche Präsenz zu zeigen. Die Banater Post wird außer in Deutschland in folgenden Ländern bezogen: Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Ungarn, Australien, Argentinien, Brasilien, China, Kanada und USA.

Bundeszentrale für politische Bildung

Informationen zur politischen Bildung Nr. 340/2019 über die (Spät-)Aussiedler in der Migrationsgesellschaft

Eine Einschätzung von Prof. Dr. Gwénola Sebaux zu den (Spät-)Aussiedler aus Rumänien findet sich auf der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/izpb/298587/spaet-aussiedler-aus-rumaenien?p=all